Wenn in der Nacht vom 24. zum 25. Mai die letzte Fahrt der Linie 10 zum Aegidientorplatz und zurück führt, wenn am Himmelfahrtstag mit der größten Fahrzeugparade ihrer Geschichte vor dem Hauptbahnhof die ÜSTRA und Hannover den Auftakt des Jubiläumsjahres „125 Jahre ÜSTRA“ feiern, wenn einmal noch die Verkehrsgeschichte vor hunderten Zuschauern abrollt – dann ist damit auch ein Abschied verbunden. Ein Abschied nach 138 Jahren, ein Abschied für immer. 138 Jahre lange fuhren auf einem Teil der jetzt stillzulegenden Strecke zum Aegidientorplatz Straßenbahnen. Am Himmelfahrtstag zum letzten Mal.
Schon seit 1879 fahren Bahnen vom Aegidientorplatz durch die Prinzenstraße Richtung Thielenplatz. Damals war dies eine neue Linie der seit 1872 in Hannover verkehrenden Pferdebahn. Diese Strecke führte vor 138 Jahren zunächst vom Aegi über Königstraße und damalige Tiergartenstraße Richtung Kaiserallee und endete nahe des Zoologischen Gartens. Zwischen dem Endpunkt Aegi und der Haltestelle Prinzenstraße/Schauspielhaus also ist die zu verabschiedende Strecke am ältesten. Mit 125 Jahren etwas jünger – und genau so alt wie die ÜSTRA – sind die Wege der Straßenbahn auf dem nordwestlichen Teil des Ernst-August-Platzes vor dem Hauptbahnhof, hier fuhr sie seit 1892 von der Bahnhofstraße und einst weiter Richtung Oststadt. Nur in der Joachimstraße und auf dem südlichen Teil des Ernst-August-Platzes ist die Straßenbahntrasse noch ein wenig jünger, hier liegen Schienen „erst“ seit 1893 und haben damit eine nur 124jährige Tradition. Diese Strecke führte anfangs weiter in die Lavesstraße, später Richtung Pferdeturm.
Die vom Hauptbahnhof Richtung Steintor weiterführende Straßenbahnstrecke in der Kurt-Schumacher-Straße – sie bleibt auch nach dem Himmelfahrtstag 2017 für die Linien 10 und 17 erhalten – ist erheblich jünger. Diese Straße gab es bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gar nicht. Sie wurde erst 1952/53 unter Einbeziehung der früheren (straßenbahnfreien) Artilleriestraße angelegt. Als die Straßenbahnlinien hier am 30. August 1953 erstmals auf neuen Gleisen zwischen Hauptbahnhof und Steintor verkehrten, ersetzten diese die seit 1895 befahrene Trasse vom Bahnhof durch die Schillerstraße in Richtung Georgstraße und Steintor.
Zu erreichen war der neue Hauptbahnhof per Pferdebahn übrigens schon seit 1880, doch endete das einzelne Stichgleis, vom Kröpcke kommend, in der damaligen Allee der Bahnhofstraße noch vor dem Hauptbahnhof. Das reichte offenbar zunächst und mehr als eine Dekade lang aus.
Von den Oberleitungen, die auf dem Ernst-August-Platz nun ebenfalls verschwinden werden, war damals noch keine Rede – die erste elektrische Straßenbahn fuhr ja auch erst am 16. Mai 1881 in Berlin. Oberleitungen konnten am hannoverschen Bahnhofsvorplatz wie in der übrigen Innenstadt erst ab Herbst 1903 genutzt werden – zehn Jahre lang hatte sie der Magistrat, also die damalige Stadtverwaltung der Hauptstadt Hannover, abgelehnt. Oberbürgermeister und Straßenbahndirektor lieferten sich vor städtischen Gremien heftig Wortgefechte, doch die Stadt war hart geblieben. Oberleitungen: Nein, niemals. Die durfte es nur außerhalb des inneren Stadtbezirks geben, beginnend zu Pfingsten 1893 zwischen dem Königsworther Platz und Herrenhausen. Zwischen den schnell wachsenden Strecken der elektrischen Bahn und der Pferdebahn musste umgestiegen werden, also auch für den Weg zum Hauptbahnhof. Um diesen Umsteigezwang zu beseitigen, nutzte die „Elektrische“ ab 1895 überall dort, wo keine Oberleitung hängen durfte, Akkumulatorbatterien in den Wagen. Nicht unproblematisch, wie Berichte von Fahrgastbeschwerden, Bränden und sogar Explosionen sowie häufigen Ausfällen belegen. Gelegentlich mussten die Fahrgäste schon mal aussteigen und den havarierten Wagen ein Stückchen weiter schieben, bis er abgeschleppt werden konnte. Nach langem Klagen und manchen cleveren Argumentationen der Straßenbahn gab die Stadt schließlich nach und genehmigte die Oberleitungen.
Fast 114 Jahre lang war dann ab 1903 der Ernst-August-Platz, war auch jede Ansicht, jedes Bild des hannoverschen Hauptbahnhofes stets auch von den Oberleitungen der elektrischen Straßenbahn geprägt. Der große Platz ohne die „Strippen“ der „Lektrischen“ – kein heute noch lebender Hannoveraner hat das noch selbst gesehen. Bislang. Jetzt werden sie zwischen der Einmündung der Lister Meile und dem Aegidientorplatz abgebaut. Nach Himmelfahrt beginnt die neue Freiheit am Straßenhimmel. Wann die Schienen folgen, ist noch nicht absehbar, aber in einigen Jahren wird wohl nichts mehr an den viele Generationen lang auf dieser Strecke laufenden Straßenbahnbetrieb erinnern. Da ist eine mehrstündige Feier mit historischem Fahrzeugkorso also durchaus angemessen. Nach – je nach Streckenabschnitt – 124 bis 138 Jahren Stadt- und Verkehrsgeschichte.
Der bislang letzte Abschied von einer wichtigen innerstädtischen Straßenbahnstrecke nach vielen Jahren war 1979 am nahen Kröpcke feierlich begangen worden. Wegen des fortschreitenden U-Bahn-Baues in der westlichen Georgstraße war dort in der Nacht vom 28. zum 29. September 1979 Schluss mit Schienenverkehr im Straßenraum. „Nach 107 Jahren letzte Straßenbahn über Georgstraße“ hieß es damals punkt 1 Uhr, Abschiednehmen von Hannovers einst allererster innerstädtischer Schienenstrecke. Zum Abschied wurde, eine alte Tradition eigentlich zu Streckeneröffnungen, ein ordentlicher Schluck Sekt in die Schienen gegossen. Fortan fuhren alle Züge zwischen Aegidientorplatz und Steintor über Thielenplatz und Ernst-August-Platz.
Dicht an dicht folgten dort nun die Bahnen von acht Linien und zahlreiche Verstärkungszüge zwischen Steintor und Aegidientorplatz aufeinander, schon an normalen Wochentagen. Vor dem Hauptbahnhof gab es drei Gleise und drei Haltestellen, plus die vom Bus. Bis September 1982 lief hier zudem der komplette Messeverkehr zwischen Innenstadt und Messegelände – heute unvorstellbar. Mit Eröffnung neuer Stadtbahn-Tunnelstrecken wurden es immer weniger Linien vor dem Hauptbahnhof, bis zuletzt zwei verblieben. Die Zeugen dieser Zeit, Schienen, Oberleitungen und Stadtbahnen, werden nun, nach dem Himmelfahrtstag 2017, auch hier verschwinden: Alle klassischen Straßenbahnstrecken in Hannovers Innenstadt sind dann Geschichte.
Achim Uhlenhut ist wie kein Zweiter prädestiniert eine Straßenbahn besser noch eine ÜSTRA-LAUDATIO zu schreiben, die es wert ist gelesen zu werden. Dazu verfügt er sicher über hervorragendes Bildmaterial, auf das man gespannt sein darf. Wenn es nicht Leute wie ihn geben würde, wäre ein guter Teil ÜSTRA-GESCHICHTE ungeschrieben geblieben.Und das wäre sehr schade.
Danke für das Lob – das geben wir sehr gern weiter. Herr Uhlenhut hat tatsächlich an einer „ÜSTRA LAUDATIO“ mit geschrieben. Die umfangreiche Chronik zu 125 Jahren ÜSTRA erscheint Anfang Juni und ist dann im Buchhandel erhältlich.
Eigentlich doch eine tolle Sache, dass man in Hannover zukunftsorientiert denkt, und die Innenstadt „bahnfrei“ gestalten will. Schade nur, dass man den Zug der Zeit bei der D-Linie verschlafen hat. Stattdessen nimmt man hohe Kosten in Kauf für den Umbau der Kurt-Schumacher Straße. Hier wäre eine zukunftsorientierte Investition in eine neue Tunnelstrecke, zumal einige Stationen schon vorbereitet sind, sicherlich sinnvoller gewesen, auch wenn es anfänglich zu höheren Kosten geführt hätte. Aber seit der letzten Tunnelstreckeneröffnung in Hannover vor ca. 25 Jahren ist nichts zukunftsweisendes weiter passiert. (Ausnahme Spange Legionsbrücke)
Es ist wirklich eine Schande, dass das rot/grüne Regionsparlament es geschafft hat, diese Strecke mit so hohen Kosten unattraktiv zu machen!
Statt jede zweite Bahn in denTunnel über die Humboldtstraße zu schicken, werden jetzt Millionen ausgegeben, damit man bequem entfernt vom Haupteingang des Hauptbahnhofs oder in der Bedeutungslosigkeit dahinter auf Hochbahnsteigen aufsteigen kann.
Komischer Weise kann während der Umbauphase jede Bahn der Zehn über die Tunnelstrecke zum Hauptbahnhof fahren (ok, morgens fallen die Sprinter weg, aber eher deswegen, weil sie eh die selbe Strecke fahren würden) und es wird auch dieses Mal funktionieren.
Dafür ist das Schauspielhaus abgehängt und als Fahrgast vom Aegi nach ahlem fahre ich künftig länger mit dem Bus?!
Ganz ehrlich – ich verstehe es nicht. Wenn die Zehn weiter zum Zoo oder zumindest weiter als Ringlinie fahren würde… aber so?
Klar, ich selber bin junger Familienvater und mit dem Kinderwagen unterwegs. Da ist ein Hochbahnsteig in der Stadt ein Segen. Wirklich! Aber zu dem Preis? Jede zweite Bahn als Linie 15 über den Tunnelabschnitt zu schicken wäre sicher deutlich günstiger, oder? Ja! Zumal die Wasserstadt mit Ahlem „Downtown“ auch noch angebunden werden will.
Tja, das Geld ist nun weg. Hoffen wir, dass der Raschplatz auch mal so einladend wird, wie der Ernst-August-Platz es jetzt mit der Zehn und Siebzehn ist. Vielleicht trägt die höhere Passantenfrequenz durch die beiden Stadtbahnlinien dazu bei.
Die geschichtsträchtigen Gleise vom Hauptbahnhof zum Aegi sollten wir auf jeden Fall aufheben (zumindest für das Straßenbahnmuseum) und den Hochbahnsteig nach Linden verfrachten. Eine Platz auf der Limmerstraße finden wir schon. Sicher!
Adieu liebe Bahn zum Aegi! Ich genieße heute auf jeden Fall noch mal den Komfort direkt am Schauspielhaus auszusteigen und Kunst zu erleben. Danke für Deine Treue!!!
So gelungen der Beitrag nun auch war, frage ich mich dennoch bis heute, warum man den Abschnitt vor dem Bahnhof einstampft. Eine Verkürzung der Umsteigezeiten schafft dieses nicht wirklich. Der Weg vom Nahverkehr der Bundesbahn zu den U-Bahn und Oberbahnlinien war bisher gut genug. Mit dem neuen Abschnitt mag es zur U-Bahn bedingt kürzer sein, aber zum Rest keineswegs. Wobei der Umstieg Aegi wie auch Steintor immer gut war. Nun aber wird man hinten zum Bahnhof rausrennen müssen oder vorn zur Rosenstraße.
Man muss fair sein und sagen, dass es diesen Artikel auch gegeben hätte, wenn irgendwann mal der D-Tunnel fertig gewesen und eröffnet worden wäre. Was mich in den Kommentaren bei Facebook oder woanders aber etwas stört ist, dass man überwiegend die Üstra für den Bau von „Projekt 10/17” verantwortlich macht und den D-Tunnel somit „verschlafen” hat. „10/17” ist schlicht und einfach das Fleisch gewordene Politikum von Rot-Grün und den alternativen Verkehrsverbänden. Die Üstra muss lediglich betrieblich ausbaden, dass man für den gesamten Westen Hannovers eine Straßenbahn etabliert hat, die immer noch schon langsam durch den Goethekreisel und engste 25 Meter-Kurven rumpeln muss, dabei maximal Zwei-Wagen-Züge einsetzen kann und Hochbahnsteige ansteuert, die mit 45 Metern reichlich klein sind. Das Ganze ist eine Ausnahmestellung im gesamten Stadtbahnnetz, für das die Üstra leider nichts kann. Bei der Eröffnung von „10/17” wird die Strecke schon am Kapazitätslimit sein (siehe Titelfoto mit immer wieder proppenvollen Bahnen) und außer Barrierefreiheit keine Verbesserungen und Beschleunigungen aufweisen können. Hier wurde politisch in der Tat eine ganze Menge liegen gelassen bzw. falsch gemacht.
Hannover hat ein fantastisches Öffi-Netz, aber mit der NICHTINBETRIEBNAHME des D-Tunnels und der Bebauung großer Plätze, Marstall, Klagesmarkt….wird es wieder provinzieller….
Als regelmäßige Nutzerin der Linie 10 kann ich ferner nicht verstehen, warum die Pendler ab Hauptbahnhof, die zum Aegi müssen, so vor den Kopf gestoßen werden. Jeden Morgen steigen, außer in den bekannten Urlaubszeiten, die selben Leute ein. Ich vermute deren Arbeitsplatz bei einer Bank, Versicherung o.ä.
Auch Thielenplatz ist gut frequentiert, die werden ebenfalls verprellt.
Liebe ÜSTRA – reißt die Schienen bitte nicht vorschnell aus der Straße. Wäre nämlich schade, wenn die Korinthenkacker feststellen müssen, dass sie doch die Linie brauchen und dann alles neu gemacht werden muss.
Die Planung der Strecken liegt in der Zuständigkeit der infra. Und die Anbindung an den Aegi ist ja weiterhin gewährleistet, der Umstieg in Richtung läuft dann über Kröpcke.
Das ist doch ganz toll, man darf (ich setze eine Ankunft mit der S-Bahn mal voraus) ab Hauptbahnhof zum Kröpcke laufen oder in die U-Bahn-Haltestelle Hauptbahnhof, um am Kröpcke umsteigen zu können und um dann direkt zum Aegi gelangen zu können. Ich möchte gern mal wissen, wer soooo verstrahlt bei der Infra war. Bestimmt ein Autofahrer von auswärts der keine Öffies nutzt….
Die neue Linienführung war eine verkehrspolitische Entscheidung, die im Parlament der Region Hannover getroffen wurde. Die Entscheider dort waren/sind demokratisch gewählte Vertreter des Volkes. Die Infra hat da nichts entschieden.
Hallo Nathalie,
die Stadtbahn-Linien 1,2 und 8 fahren direkt von der U-Bahn-Haltestelle Hauptbahnhof zum Aegi. Du musst nicht beim Kröpcke umsteigen. Solltest du allerdings mit der 3,7 oder 9 vom Hauptbahnhof zum Kröpcke fahren, dann müsstest du dort umsteigen, um zum Aegi zu gelangen.
Die 1,2 und 8 fahren allerdings einen so dichten Takt, dass es keinen Sinn macht, am Kröpcke umsteigen zu wollen, um zum Aegi zu fahren. Lieber gleich in die richtige Stadtbahn zum Aegi einsteigen, zumal der Umsteigeweg in der U-Bahnstation Kröpcke relativ lang wäre.
Und wenn man sich erst mal ein bisschen hineingefunden hat und die Schilder alle beachtet, dann kann man sich auch in der U-Bahn-Station Aegidientorplatz ganz gut orientieren und findet den richtigen Ausgang nach oben, ohne dass man dort noch eine der stark befahrenen Straßen überqueren müsste.
Zur Zeit (Anfang Juni 2017) ist allerdings der Aufzug in Reparatur, das habe ich letzte Woche zufällig beobachtet und gelesen, als ich dort vorbeikam. Auf der Üstra-Seite steht voraussichtlich bis 15. Juni 2017: https://www.uestra.de/kundenservice/barrierefreie-uestra/barrierefreie-bahnhaltestellen/
Es ist jedoch geplant in den nächsten Jahren einen zweiten Aufzug zu bauen! Und es gibt mehrere Rolltreppen am Aegi!
Die Üstra darf sich glücklich schätzen, dass sie weiterhin oberirdisch mit der Stadtbahn in die Innenstadt fahren darf. Und viele Fahrgäste werden es ihr danken, denn bei längst nicht allen Fahrgästen kommen die Tunnelstrecken so gut an, wie das Verkehrsplaner, die sich in besonderer Weise den Autofahrern verpflichtet fühlten, einst dachten.
Das Konzept den ÖPNV als Störenfried zu brandmarken und unter die Erde zu verlegen ist mit immensen Kosten verbunden, und bringt den ÖPNV-Fahrgästen nur in seltenen Fällen einen Gewinn. Aber das war ja auch zu keinem Zeitpunkt das Ziel der Stadtbahn-Tunnelbauten. Vielmehr ging es ursprünglich darum, den Straßenbahnbetrieb komplett zugunsten des MIV von der Oberfläche zu eliminieren.
In Hamburg ist das ja auch tatsächlich gelungen. In Hannover verbleibt mit der Linie 10 17 glücklicherweise wenigstens eine oberirdische Straßenbahnstrecke in der Innenstadt. Und es besteht die Ausbauperspektive über Berliner Allee in die Sallstraße Richtung Bismarckbahnhof!
Wer mal in Hamburg unterwegs war, der weiß in welch hohem Maße diese Stadt vom Autoverkehr extrem belastet ist und die Aufenthaltsqualität dadurch gravierend eingeschränkt wird.
Dieses Schicksal bleibt der Goethestraße, der Mümnzstraße und der Kurt-Schumacher-Straße erspart. Und das ist gut so!
Schon bald nach der Fertigstellung im Semptember wird sich zeigen, dass sich die Linien 10 und 17 – unbeeindruckt durch zahlreiche Unkereien – bei den Fahrgästen nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen wird!
Liebe Leute,
ich kann Christine nur voll Zustimmen. Die ÜSTRA (neues Logo) befährt die Strecken, die von der Politik geplant und von der infra gebaut werden.
Jeder Wähler wusste um das Problem „10/17“.
Ist ja auch kein Problem, wenn derjenige trotzdem „Rot / Grün“ gewählt hat.
Aber jedem sollte auch klar sein:
Der aktuell geplante Irrsinn kostet nicht nur zig Millionen. Er geht an den Wünschen und Bedürfnissen der Bürger, Anwohner und Geschäftsleute vorbei. Es wurde die unsinnigste Lösung von allen ausgewählt.
Zum Glück gibt es nicht den berühmten „Fraktionszwang“. Jeder Abgeordnete ist gesetzlich nur seinem Gewissen verpflichtet. Auch wenn in diesem Land die Regel gilt, dass einmal beschlossenes auch durchgezogen wird (selbst wenn es sich als blödsinnig erweist), so kann jeder doch etwas tun. Und es gibt reelle Möglichkeiten, auf die Politik Einfluss zu nehmen.
Geht zu Eurem Abgeordneten / Stadtrat etc.
Diesem gewählten Menschen tragt Ihr Euer Anliegen vor. Dann soll er Euch in die Augen sehen und sagen, warum er das Projekt nicht stoppt.
Es gibt auch Bürgersprechstunden, öffentliche Sitzungen etc.
Sich hier beschweren, aber selbst nichts tun, bringt niemandem etwas.
Ich vermute mal ganz vorsichtig, dass auch die ÜSTRA nicht ganz glücklich mit der aktuellen Planung ist (kein Insiderwissen, reine persönliche Meinung).
Bewegt Euch, tut etwas (wie oben beschrieben) und bringt Eure Mitmenschen dazu, es genauso zu tun. Wenn bei einem Abgeordneten plötzlich 200+ Bürger auflaufen, wird er vielleicht zwischen seiner Wiederwahl und der aktuellen Beschlusslage neu entscheiden.
Immerhin leben wir hier in einer Demokratie. Dazu müssen allerdings auch ALLE ihre demokratischen Rechte wahrnehmen. Mit Postings hier und auf anderen Plattformen bewegt man nichts. Gespräche sind wichtig.
Die (ausnahmsweise mal politische) Meinung
vom TW-6000 Liebhaber
Lieber TW6000-Liebhaber,
ich kann dir versichern, an meinen Wünschen geht es nicht vorbei, dass ich weiterhin mit der Linie 10 oberirdisch von Linden in die Innenstadt fahren kann. Und ich kenne darüberhinaus zahlreiche andere Bürger Hannovers, für die stellt die oberirdische Stadtbahnführung der Linien 10 und 17 durch die Innenstadt ganz und gar keinen „Irrsinn“ oder eine „unsinnige Lösung“ dar, wie du schreibst. Vielmehr sind viele froh, dass diese Strecke nun endlich barrierefrei ausgebaut wird.
Freilich gibt es einige Stadtbahnfahrgäste, die es bedauern, dass sie nun nicht mehr über den Bahnhofsvorplatz bis zum Aegi fahren können (ich bedaure das übrigens auch). Aber auch mit einem sogenannten D-Tunnel wäre es nicht mehr möglich gewesen, mit der Linie 10 direkt bis zum Aegi zu fahren.
Die schärfste Kritik an Projekt Zehn Siebzehn, an dem zur Zeit gebaut wird, kommt nach meiner Beobachtung aus der Autofahrerecke. Aber das muss dich als TW6000-Liebhaber ja nicht kümmern. (TW6000 ist ja schließlich keine Automarke!) Und die Autofahrer werden sich dran gewöhnen, dass sie in Zukunft ein bisschen weniger kreuz und quer durch die Stadt fahren und die Straßen verstopfen können, wie sie es bisher in der Kurt-Schumacher-Straße getan haben.
Nochmals gerne für Henry: man hat die Stadtbahn nicht „zugunsten des MIV“ gebaut. Nach dem U-Bahn-Bau gab es keine zusätzlichen Fahrspuren, wo früher die Straßenbahn fuhr. Im Gegenteil: erst mit dem U-Bahn-Bau ergaben sich Möglichkeiten zur Anlage schmalerer Straßen oder gänzlich für Fußgängerzonen. „10/17“ bietet leider nichts davon. Alle Verkehrsarten sowie Fußgänger werden hier gegeneinander auf engem Raum ausgespielt, während die Stadtbahn auf dieser Strecke kaum ihrem Ruf gerecht werden kann: geringe Geschwindigkeiten, engste Kurven, kurze Bahnsteige, wenig Witterungsschutz. Attraktiv ist das Ganze für diese hohe Summe wenig. Die Chance, auch die Kurt-Schumacher-Straße in eine Fußgängerzone umzuwandeln sowie viele andere Straßenzüge attraktiv umzugestalten, wurde vertan. Der U-Bahn-Bau aber trug in der Stadt nicht zur Verkehrsflächenzunahme bei. Ansonsten sind wir alle gerne auf Zahlenvergleiche gespannt, die dieses Pseudoargument untermauern könnte.
Moin! Ich finde es sehr schade, dass die Strecke vom Hauptbahnhof zum Aegidientorplatz stillgelegt wurde! Wer jetzt zum Theater an der Prinzenstrasse möchte, muss vom Thielenplatz (Busse), vom Kröpcke, vom Hauptbahnhof oder vom Aegidientorplatz zu Fuß zum Theater und nach der Vorstellung zurück, je nachdem wo er herkommt oder wieder nach Hause muss. Den Hochbahnsteig „Hauptbahn/Rosenstrasse“ finde ich gut. Warum der Endpunkt bald „Hauptbahnhof/Raschplatz“ sein soll, weiß ich nicht. Ich finde diesen überflüssig, weil die Bahnen doch weiterhin zum Aegidientorplatz fahren könnten. Dann hätte man das Geld sparen können. Stefan Fastenau
„Ich halte einen Tunnel nach wie vor für eine gute Lösung“, sagte SPD-Baupolitiker Thomas Hermann. Denn dann wäre sowohl der Bereich vor dem Hauptbahnhof als auch die Kurt-Schumacher-Straße vom Bahnverkehr entlastet.“
HAZ vom 1.4.2011, Tunnel für D-Linie in Hannover ist vom Tisch
http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Tunnel-fuer-D-Linie-in-Hannover-ist-vom-Tisch
Das Zitat belegt eindrucksvoll für wen der gewaltige und äußerst kostenintensive Stadtbahn-Tunnelbau-Aufwand jahrelang in Hannover betrieben wurde. Nicht der Hauptverursacher der Verkehrsprobleme, der Autoverkehr, sondern der Stadtbahnverkehr sollte von den Straßen verschwinden.
Gleichzeitig polemisierte der ADAC-Vorsitzende Reinhard Manlik: „Ich würde sagen, das ist kein Kompromiss, das ist Kompromist.“ Die Kurt-Schumacher-Straße im Zusammenhang mit einem Stadtbahn-Tunnelbau in eine Fußgängerzone zu verwandeln wurde dagegen zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Erwägung gezogen. Ein solches Vorhaben scheiterte ja auch bereits auf dem Engelbosteler Damm, als dort einige jahre zuvor der Stadtbahntunnel gebaut wurde, am Widerstand der Autolobby.
Dershalb ist es gut, dass sich die Regions-SPD, anders als die Stadt-SPD, schon sehr früh für Projekt Zehn-Siebzehn entschieden hatte. Andernfalls würden wir wahrscheinlich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag auf den barrierefreien Ausbau der Linien 10 und 17 warten.
Und gerade im Schatten von „Diesel-Gate“ steigt auch in der Bevölkerung zunehmend die Zustimmung zu Maßnahmen, die dazu beitragen, den MIV (Motorisierten Individualverkehr) in der City zu reduzieren. Der MIV entpuppt sich zunehmend als der Haupt-Verursacher von Verkehrsproblemen.
Ich würde es begrüßen, wenn die Üstra Themen-fremde und sich ständig wiederholende Polemisierungen von (hier) „Henry” nicht ungeprüft bzw. moderiert absetzen würde. Die Anti-Tunnel-Haltung und die „Autolobby” haben z. B. nichts mit dem obigen Üstra-Chronik-Blogbeitrag zu tun und ziehen sich begriflich schleichend, aber negativ auffallend durch fast sämtliche anderen Kommentarblöcke in diesem Blog.
Herr Pielawa, wir moderieren sehr wohl und geben längst nicht alles frei, was aus der Feder von „Henry“ stammt.
Hallo Frau Wendel, ich habe ja auch nicht „unmoderiert” geschrieben. :) Leider ist in vielen Foren ähnliches am Gange, und der letzte Ort, wo ich diese offenbar pathologisch bedingten Beiträge lesen möchte, wäre die Üstra, die am wenigsten für die politischen Entscheidungen rund um „10/17“ oder seine verwandten Themen kann.
Ein Vergleich mit Düsseldorfs Hauptbahnhofs-Vorplatz: Auch dort wird der Hauptbahnhof von mehreren U-Bahn-Linien rechtwinklig auf 4 Gleisen unterquert. Doch oberirdisch herrscht reges Straßenbahn-Leben. Dort halten die „Rheinbahn“ und die Stadt an den am Hbf. vorbeiführenden Straßenbahn-
Linien eisern fest. Auf dem Konrad-Adenauer-Platz verkehren noch 4 sehr gut ausgelastete Straßenbahn-Linien mit weiten Linienwegen auf 4 Gleisen.
Hans-Joachim Zimmermann aus Willich