Es ist kurz vor 11 Uhr, als sich der Solarkatamaran „Europa-enercity“ der Haltestelle Ostufer/Altenbekener Damm nähert. Am Ufer steht ein gutes Dutzend Menschen und wartet auf die Ankunft des Bootes. Ein alltägliches Bild am See, seitdem die Maschseeboote einige Tage zuvor ihr Winterquartier verlassen haben und nun wieder über den Maschsee schippern. Was nicht ganz alltäglich ist – am Ufer stehen Fotografen, Journalisten und ein Kamerateam. Dazu der üstra Vorstand Wilhelm Lindenberg und üstraReisen Geschäftsführer Gerrit Preckel. Und auch ich stehe hier am Maschseeufer. Als Praktikant der Unternehmenskommunikation begleite ich diesen Termin. Wir alle sind nicht gekommen, um den Saisonstart der Maschseeschifffahrt zu feiern. Wir wollen an diesem Vormittag zu Kapitän Rolf Lange.
Gekonnt manövriert er die „Europa-enercity“ an ihren Liegeplatz und begrüßt anschließend mit sichtlicher Freude jeden einzelnen Gast an Bord dieser Jubiläumsfahrt. Jubiläen gibt es bei der üstra einige. Aber das jemand seit 50 Jahren ununterbrochen für das Unternehmen arbeitet, ist auch für den Vorstand Wilhelm Lindenberg eine neue Größenordnung. Er freut sich, mit Lange einen stets engagierten und immer lernwilligen Mitarbeiter gefunden zu haben.
Seine Karriere beginnt Lange mit einer Ausbildung zum Kraftfahrzeugschlosser. Mit sehr guten Leistungen schließt er die Ausbildung ab und hängt anschließend noch die Meisterschule dran. Zum Maschsee hat Lange zum damaligen Zeitpunkt einen ähnlichen Bezug wie alle Hannoveraner: „Er gehört eben zu Hannover dazu, genauso wie der Eiffelturm zu Paris.“ Dass er Jahre später, Touristen, aber auch Einheimische über Hannovers künstlich angelegten See schippern wird, davon weiß er zum damaligen Zeitpunkt noch nichts.
„Ich habe jeden Job geliebt“
Sein Interesse gilt zunächst allein den üstra Bussen. Unter größter Anstrengung sorgte er auch im Winter dafür, dass die Busse von den Betriebshöfen rollen konnten. Wenngleich dafür auch schon mal der Unimog zum Einsatz kam, erinnert sich Lindenberg. Als Projektleiter kümmert sich Lange um die Anschaffung der Mercedes-Benz Irvine Busse, die pünktlich zur Expo 2000 über Hannovers Straßen rollen. Im Jahr 2002 kommt es für Lange dann zu einem Wechsel innerhalb des Konzerns. Die üstra Tochter üstraReisen betreibt zu dem Zeitpunkt bereits die Maschseeschifffahrt mit vier Booten und möchte Rolf Lange im Team haben. „Wir brauchten jemanden am Maschsee, der sich um die Boote kümmert und dem wir vertrauen können. Rolf war hier unser Wunschkandidat“, erzählt Lindenberg. Für ihn bedeutet dieser Schritt, einen Wechsel von der Straße aufs Wasser. „Manche Dinge kommen unerwartet anders. Deshalb ist Spontaneität manchmal das beste Mittel, um wieder einen Schritt weiterzukommen. Und man muss Gefallen und Spaß an einer Sache haben.“
Nach 14 Jahren auf dem Maschsee scheint Kapitän Lange immer noch nicht genug zu haben. Wenn man ihm länger zuhört, weiß man auch warum. Anekdoten hat der 65-Jährige genug zu erzählen. Richtig brenzlige Situationen hat der Kapitän zum Glück eher selten. Er erinnert sich an einen Junggesellenabschied. Ein übermächtiger Partygast sprang vom Boot ins Wasser und musste von Lange gerettet werden. Für ihn war die Fahrt beendet. Denn auch wenn Lange gerne Partygäste über den See schippert und dazu schon mal selbst die Musik auflegt, Sicherheit steht bei ihm an oberster Stelle. Auch jedes Jahr zum Maschseefest müssen er und seine Kollegen besonders aufpassen: „Da gehen Feierwütige schon mal im See schwimmen.“
Wenn Kapitän Lange mal nicht am Steuer steht, dann trifft man ihn im Bootshaus am Westufer des Maschsees an. Hier tüftelt und bastelt er an den Booten. Auf fremde Hilfe greift er nur selten zurück. Er selbst sagt, dass ihm „permanentes Weiterbilden und Interesse an Neuem“ unglaublich wichtig sind. Wie lange es für den 65-Jährigen noch weitergehen soll, dass weiß er selbst noch nicht genau. Nur so viel: „So schnell gebe ich das Ruder nicht aus der Hand.“ Das glaube ich ihm aufs Wort.
Hallo Rolf, Gratulation zu diesem Jubuläum. Ich hoffe du bleibst gesund und munter – schließlich sollst du uns aus der Leitstelle noch oft über den See schippern. Es grüßt ganz herzlich BoMü.