Wellness für unsere Bodenmarkierungen
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Wellness für unsere Bodenmarkierungen

Die farbigen Bodenmarkierungen in den Tunnelstationen der Stadtbahn haben ein hartes Los gezogen: Täglich werden sie mit Füßen getreten und nur äußerst selten wird ihnen bewusst Beachtung geschenkt. Dabei bringen sie Farbe auf den Stationsboden – und das hat eine wichtige Signalwirkung. Die grellen Markierungen dienen als Orientierungshilfe in den Stationen und sollen stets farbenfroh ihren Zweck erfüllen. Deshalb erhalten sie in regelmäßigen Intervallen (flambierte) Wärme und (gepinselte) Streicheleinheiten.

Es ist eine kristallklare Nacht an diesem Mittwoch. Nach einem langen Tag am Schreibtisch hat mich der Bewegungsdrang doch nochmal gepackt. Die Winterstiefel sind geschnürt, die Mütze aufgesetzt und los geht es auf eine Runde durch die List. Ich schlendere und genieße die Ruhe. Doch plötzlich durchbricht auf Höhe der Tunnelstation „Lister Platz“ ein ungewöhnliches Rauschen die Stille der Nacht und reißt mich aus meinen Gedanken. „Was ist das denn? Klingt wie ein Flammenwerfer!“ Das Rauschen kommt aus der Stadtbahnstation! Plötzlich bin ich hellwach und mich packt die Neugier. Die Entscheidung ist schnell gefallen: Ich mache mich auf den Weg hinab in die Station, um der Sache auf den Grund zu gehen. Weit komme ich jedoch nicht… Der Treppenzugang ist abgesperrt. Ein Tross in orangener Arbeitskleidung steht auf den Stufen und flambiert die Treppen mit einem Brenner. Ich frage: „Entschuldigung, was machen Sie denn da?“ Ein Arbeiter schaut mich an und antwortet: „Das hier? Das ist Wellness für die Treppenmarkierungen!“

„Wellness für die Treppenmarkierungen“ am Lister Platz. (Foto: Florian Arp)

Das Wellnessprogramm für die Bodenmarkierungen

Mit „Wellness für die Treppenmarkierungen“ ist die turnusmäßige Erneuerung der Bodenmarkierungen gemeint. Dadurch, dass täglich mehrere tausend Füße über die Marker latschen, müssen die signalfarbenen Markierungen – je nach Abnutzungsgrad – alle zwei bis fünf Jahre erneuert werden.

Von Fahrgastfüßen gezeichnet: eine abgenutzte Treppenmarkierung. (Foto: Florian Arp)

Diese „Wellnesskur“ läuft wie folgt ab: Die Altbeschichtung wird zunächst erwärmt, abgekratzt und abgeschliffen – genau diesen Vorgang konnte ich im Rahmens meines Abendspaziergangs am Lister Platz beobachten. Anschließend werden die neuen Linien eingemessen und mit Kreppband markiert. Dieser Arbeitsschritt erinnert mich ein bisschen an meine letzten Tapezierarbeiten im heimischen Arbeitszimmer. Doch im Gegensatz zu meinem Büro, erhält die Grundierung auf dem Stationsboden eine Spezialbeschichtung, die in mehreren Schichten aufgetragen wird. Schließlich soll das Ganze ja eine gewisse Widerstandsfähigkeit haben und der täglichen Fahrgast-Fuß-Belastung standhalten. Zum Abschluss kommt es zur sogenannten Einstreuung zur Verbesserung der Reflexion und Sichtbarkeit der Markierungen. Jetzt noch trocknen lassen und fertig.

Rot und gelb – Für Ordnung und Sicherheit!

In den Stadtbahn-Stationen (die der infra gehören und von der ÜSTRA genutzt werden) gibt es zwei Sorten von Bodenmarkierungen: Da wären einerseits die roten Linien an den Ein- und Ausgängen der Stationen. Dies sind die sogenannten Hausordnungslinien. Wie der Name bereits vermuten lässt, gilt ab diesen Linien die Hausordnung für die Tunnelstationen. Dann haben wir noch die gelben Streifen vor, auf und nach den Treppen in den Stationen. Diese dienen durch die eingearbeitete Reflexion als Orientierungshilfe im Treppenbereich. Die Oberfläche ist durch eine Schutzbeschichtung aus Kaltplastik angeraut, die extra für Beton- und Fliesenuntergründe entwickelt wurde, sodass man bemerkt, wenn man mit den Schuhen die Streifen betritt.

Es gibt in den Tunnelstationen zwei Sorten von Bodenmarkierungen. (Foto: Florian Arp)

Treppe für Treppe, Station für Station:

Eine Tunnel-Treppe ist je nach Länge mit unterschiedlich vielen Markierungen ausgestattet. Wenn man eine Treppe hinunter geht, befindet sich der erste Streifen immer oben, am Beginn der Treppe und der letzte unten, auf der letzten Stufe. Ist die Treppe mit einem Podest ausgestattet, gibt es zwei weitere Marker auf der letzten Stufe vor dem Podest und vor der ersten Stufe am Podestende. Jeder Streifen hat eine Breite von drei Metern. Aus diesen Rahmenbedingungen ergibt sich eine Durchschnittszeit von round about drei bis vier Stunden für das Wellnessprogramm – logischerweise in Abhängigkeit von der Treppenlänge. Um unsere Fahrgäste durch die Arbeiten so wenig wie möglich zu stören, findet die Markierungskur spätabends in den Randzeiten oder sogar nachts nach Betriebsschluss statt. So werden die Bodenmarkierungen Treppe für Treppe und Station für Station erneuert.

Die Arbeiten werden abends oder nachts durchgeführt. (Foto: Florian Arp)

Der Wellnessplan für 2021:

Im vergangenen Jahr standen neben den Bodenstreifen am „Lister Platz“ noch die benachbarte Station „Sedanstr./Lister Meile“, der „Hauptbahnhof“ und die Station „Steintor“ auf dem Programm (Als kleiner Tipp, für alle Bodenmarkierungs-Spotter). In diesem Jahr geht es weiter und zwar an den Stationen „Aegidientorplatz“ bis „Altenbekener Damm“ auf der B-Strecke und an den Stationen „Marienstraße“, „Braunschweiger Platz“, „Christuskirche“ und „Kopernikusstraße“ auf der C-Strecke. Also, nicht erschrecken, wenn ein ungewöhnliches Rauschen die Nacht auf dem E-Damm durchbricht. Es könnte die Wellnesskur für unsere Bodenmarkierungen sein.

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