Sie wiegen round about 2,5 Tonnen, sind Pi mal Daumen 4,5 Meter hoch und elektrisieren Hannovers Innenstadtbuslinien: Die Lademasten, die unsere ÜSTRA Elektrobusse mit der nötigen Energie versorgen, damit sie sauber in Hannover unterwegs sein können. Doch bevor die Masten den „Saft“ für die E-Busse liefern, ist es ein langer Weg! Wir haben für das ÜSTRA Fahrtenbuch das Projekt Ladeinfrastruktur begleitet: Spannung ist dabei garantiert!
Dienstagmorgen auf dem Betriebshof Glocksee: interne Routinesitzung der Projektgruppe-Ladeinfrastruktur. Simon Hartmann, einer der Verantwortlichen bei der ÜSTRA für den Ausbau der Ladeinfrastruktur, bespricht mit seinen Kolleginnen und Kollegen den aktuellen Projektstand. Mit am Tisch sitzen, neben den Lademast-Profis rund um Simon, auch noch Expertinnen und Experten aus anderen Fachabteilungen: Zum Beispiel erstellt der Bereich Anlagen und Technik die Anforderungen für die Schaltanlagen und organisiert später die Wartung und Instandhaltung der Ladepunkte. Das Controlling sorgt dafür, dass die Finanzen stimmen und dass die zugesagten Fördergelder ordnungsgemäß eingesetzt werden. Logischerweise ist auch der Busbereich in die Ausbauplanungen direkt involviert – und das von Beginn an. Wo können die Busse am besten zum Laden halten? Wie viele Ladesäulen sind notwendig? Welche betrieblichen Besonderheiten gibt es an den jeweiligen Standorten? Diese „ÜSTRA Runde“ trifft sich bis zu zwei Mal pro Woche, um über die anstehenden To-Dos und den Projektstand zu sprechen.
Ein Projekt – viele Player
In der Routinesitzung der Projektgruppe sitzen nur die ÜSTRA internen Player mit am Tisch. Allerdings sind viele weitere Parteien in die Planung und Umsetzung der Ladeinfrastruktur involviert. Da die Busladung zu einem großen Teil im öffentlichen Raum stattfindet, muss die Stadt Hannover ebenfalls mit dabei sein. Das Tiefbauamt, der Fachbereich für Umwelt und Stadtgrün und der Bereich für Stadtentwicklung sind im regelmäßigen Austausch mit dem Projektteam. Der Strom für die Elektrobusse wird von enercity geliefert. Demzufolge sind Routinen mit dem kommunalen Energieversorger ebenfalls selbstverständlich. Und, es sind Absprachen mit Dienstleisterinnen und Dienstleistern notwendig, die für den Bau beauftragt werden – beispielsweise Bau- und Elektrofirmen.
Alle Fäden laufen letztendlich bei der Projektleitung für die Ladeinfrastruktur – also bei Simon Hartmann und seinen Kolleginnen und Kollegen – zusammen. Während der unterschiedlichen Bauphasen sind Simon und das Projektteam immer der zentrale Ansprechpartner und haben einen Überblick über das große Ganze. Nur so kann der Ausbau gut geplant, gut organisiert und gut getaktet vorangehen.
Drei Bauphasen für die volle Ladung im Streckennetz:
Simon Hartmann und die anderen Projektverantwortlichen sitzen jedoch nicht nur im Büro oder in Besprechungen, um den Ausbau vom Schreibtisch aus zu koordinieren. Es geht häufig raus – direkt zu den (zukünftigen) Ladepunkten. Nach der Routinesitzung machen wir uns auf den Weg zum „Aegidientorplatz“, einem der zukünftigen Ladeknotenpunkte für die Buslinie 120. Simon erklärt mir vor Ort, wie der eigentliche Ausbau der Ladeinfrastruktur abläuft. Es bedarf in der Regel drei Bauphasen, bis Strom durch die Lademasten fließt.
Bauphase 1 – Tiefbau: Der Grundstein für die Stromzufuhr
„In der ersten Bauphase schaffen wir sozusagen die Voraussetzungen für die Stromversorgung: Damit meine ich, dass Kabelschächte gelegt und Leitungsrohre verbaut werden. Da die Schächte und Rohre später unter der Erde liegen, müssen an bestimmten Stellen sowohl Straßen als auch Rad- und Fußwege aufgehoben werden.
Zum Abschluss der Tiefbauphase werden die Lademasten angeliefert und aufgestellt. Das haben wir hier am Aegi im Mai erledigt, als die Lademasten per Schwerlasttransporter an die Bushaltestelle geliefert wurden“, erklärt Simon. Allerdings, obwohl der Lademast bereits steht, fließt am Aegidientorplatz noch kein Strom für die Elektrobusse.
Bauphase 2 – Gebäudetechnik: Ein Raum für die Strom-Steuerung
In der zweiten Bauphase geht es darum, den Raum für die notwendige Gleichrichtertechnik – also, sozusagen, die Strom-Steuerung – zu schaffen. Der Strom, mit denen die Busse über die Lademasten gespeist werden, muss schließlich irgendwo geregelt und koordiniert werden. An manchen Ladepunkten, wie zum Beispiel an der „Haltenhoffstraße“ oder an der „Peiner Straße“ mussten für die Lagerung der Ladetechnik extra Gebäude konzipiert und gebaut werden.
Wenn möglich, wird allerdings die vorhandene Infrastruktur genutzt – wie beispielsweise am Aegidientorplatz: „Hier am Aegi nutzen wir den Platz, der früher für die Technik der oberirdischen Stadtbahntrasse auf den Linien 10 und 17 gebraucht wurde. Wollen wir mal runter gehen?“, fragt mich Simon. Denn, die Technik liegt „unter der Erde“ im Gleichrichterwerk in der angrenzenden Tunnelstation „Aegidientorplatz“.
Bauphase 3 – Ladetechnik: Leitungen und Kabel für den E-Bus-„Saft“
Wenn die Lademasten stehen und die Gebäudetechnik fertig ist, geht es an die eigentliche Ladetechnik. In der Regel wird eine Schaltanlage mit Trafo für die Anbindung an das Stromnetz von enercity eingebracht. Anschließend wird die Ladetechnik in Form eines Gleichrichters verbaut. Wenn möglich, wird die vorhandene Infrastruktur genutzt, so wie am Aegi oder am Altenbekener Damm. Hier wurde die Ladetechnik direkt an das vorhandene Gleichstromnetz der ÜSTRA angeschlossen. Danach kann endlich Strom durch die Anlage laufen. Bevor die Linienbusse an der jeweiligen Station halten und laden, bedarf es allerdings noch einiger Praxistests: Es wird zum Beispiel die Kommunikation zwischen den E-Bussen und der Ladetechnik überprüft, damit unsere Fahrerinnen und Fahrer auch zuverlässig ihr Fahrzeug im Dienst laden können. Abschließend müssen noch diverse sicherheitsrelevante Messungen durchgeführt werden. Dann, wenn alle Normen erfüllt sind, kann der Lademast nach einer finalen Abnahme (endlich) zum Einsatz kommen.
Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof Mittelfeld
Es wird jedoch nicht nur im Streckennetz an der Ladeinfrastruktur gefeilt. Ein zentraler Ladepunkt wird der Busbetriebshof Mittelfeld sein. Dort erhalten die Elektrobusse über Nacht die nötige Energie, um tagsüber den Linienbetrieb lediglich mit Schnellladungen im Streckennetz überstehen zu können. Der größte ÜSTRA Busbetriebshof wird ohnehin gerade umgebaut. Der Bau einer neuen Bushalle wird genutzt, um die Bauarbeiten für die Ladeinfrastruktur zu integrieren und 57 neuen Ladepunkten zu installieren. Die Kabelschächte sind bereits ausgehoben, sodass zeitnah die Pantographenladung in die Decke der neuen Betriebshofshalle verbaut werden kann. Der Ausbau „auf Mittelfeld“ liegt ebenfalls federführend in der Hand vom Projektteam für die Ladeinfrastruktur.
Elektrische Ladung seit 2016:
Die ersten elektrischen Busse sind bereits seit 2016 auf Hannovers Straßen unterwegs. Im Rahmen eines Pilotprojektes wurden drei Elektrobusse in den Ringlinienbetrieb auf der 100/200 integriert. Die Installation der ersten Lademasten für das Pilotprojekt erfolgte am Endpunkt „August-Holweg-Platz“. Nach dem erfolgreichen Einstieg in die Elektromobilität im Busbereich, folgte das Anschlussprojekt: die Elektrobusoffensive. Die Offensive ist im vollen Gange und sukzessive werden die zentralen Innenstadtlinien auf Elektroantrieb umgerüstet. Demzufolge muss auch die Ladeinfrastruktur geschaffen werden – ein Riesenprojekt: Neben dem „August-Holweg-Platz“ sind die Endpunkte der Linie 121 „Altenbekener Damm“ und „Haltenhoffstraße“ bereits mit Lademasten ausgestattet. Der nächste Meilenstein war die Lieferung der Lademasten an einem der zentralen Buspunkte, dem „Aegidientorplatz“. An der Haltestelle „Peiner Straße“ ist die Ladeinfrastruktur zumindest in eine Fahrtrichtung bereits eingerichtet. Etwas länger wird es noch an den Endpunkten der Linie 120 „Ahlem“ und dem Endhalt der Linien 128 und 134 „Nordring“ dauern.
Ein Blick in die Zukunft: Jeweils vier Jahre für die Elektrobusoffensive 2.1 und 2.2
Zurück ins Streckennetz: Obwohl die Bauphase für die Elektrobusoffensive auf den Innenstadtlinien noch läuft, haben die Planungen für den weiteren Ausbau der elektrischen Ladeinfrastruktur bereits begonnen. Im Rahmen der „Elektrobusoffensive 2.1“, sollen die Haltestellen „Mühlenberger Markt“, „Stöcken“ und „Garbsen“ mit Lademöglichkeiten ausgestattet werden. Erste Gedanken gibt es zudem zur „Elektrobusoffensive 2.2“, bei der mitunter die Endpunkte „Anderten“, Empelde“ und „Wettbergen“ mit „Busstrom“ versorgt werden sollen. Nachdem während der ersten Projekte zahlreiche Erfahrungswerte gesammelt wurden, geht der Ausbau mittlerweile deutlich routinierter und schneller voran.
Angesetzt sind für die Elektrobusoffensive 2.1 und 2.2. eine Projektdauer von jeweils vier Jahren. Dieser Zeitstrahl beinhaltet die ersten Planungsschritte, wie zum Beispiel Ortsbegehungen, Leitungsauskünfte, die Abstimmung mit allen internen und externen Parteien und sowohl die Ausschreibungen als auch die Bauarbeiten inklusive der anschließenden Inbetriebnahme. Es bleibt also weiterhin spannend für Simon und das gesamte Projektteam für die Ladeinfrastruktur.
Hallo,
Ich habe gesehen, dass die Buslinie 126 nach Garbsen Blauer See mit Elektrobussen schon angefahren wird. Ist in Garbsen jetzt auch schon eine Ladestation?
Wann ist den die Baustelle in der Vahrenwalder Strasse fertig?
Also, auf der 126 sind noch keine Elektrobusse im Einsatz.
Der SEV auf der Vahrenwalder dauert noch bis Mittwoch. 1. November 2023, 3 Uhr morgens.
Moin und Hallo!
Danke für den Beitrag zum Projekt „Ladeinfrastuktur“, das ja viel Arbeit hat!
Ich wünsche allen ÜSTRANERINNNEN, allen ÜSTRANERN und alllen, die das hier lesen, einen guten Rest des Herbstes!
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Fastenau
Hallo Stefan,
vielen Dank für dein Feedback. Ich persönlich war ebenfalls erstaunt und zugleich beeindruckt, wie viel Arbeit in dem Ausbau der Ladeinfrastruktur steckt und mit wie viel Einsatz alle Beteiligten beim Thema Elektromobilität im Busbereich dabei sind.
Viele Grüße
Liebe ÜSTRAs,
ich wollte heute von der Fiedeler Straße zum Steintor und zurück. Leider habe ich weder an der Haltestelle Fiedeler Straße, noch am Aegi und auch nicht am Steintor einen funktionierenden Fahrkartenautomaten gefunden. Könnt Ihr die nicht bitte mal wieder in Ordnung bringen? Ich nutze kein Handy und stand doch etwas ratlos da.
Gruß
Jan
Waren die alle richtig defekt? Oder wollten Sie bar zahlen? Die Barzahlung mussten wir leider aufgrund von Vandalismus dauerhaft deaktivieren.
Das die Barzahlung Aufgrund von Vandalismus „dauerhaft deaktiviert“ worden sein soll, kann ich nicht so recht glauben, denn diverse Automaten nehmen schon seit längerem (mindestens seit Anfang September 2023) kein Bargeld mehr an.
An etlichen Haltepunkten sind auch bereits Automaten abgebaut worden, oder sie sind als „zur Zeit leider außer Funktion“ gekennzeichnet.
Leider gibt es z.B. im Bereich „Alte Heide“ keine Vorverkaufsstelle, so weit ich dort informiert bin, und an verschiedenen Haltepunkten steht ohnehin nicht an jedem Bahnsteig ein Automat für jede Richtung zur Verfügung.
Vielleicht denkt man ja, an der „Barthold-Knaust-Strasse“ bräuchte man für Stadtauswärtige Fahrten keinen Fahrschein mehr ?
Sind ja eh nur noch 4 Haltepunkte..
Allerdings sehe ich das Ganze insgesamt kritisch, denn eigentlich ist die ÜSTRA verpflichtet Barzahlungen zu ermöglichen, denn nicht jeder Mensch kann per Karte zahlen, oder per App buchen.
Auch denke ich hier, das man versucht, ist einfach nur Kosten einzusparen, stehen doch im nächstem Jahr die Umrüstungen der Automaten an, wenn ich mich recht erinnere, und man will sich mit den Dingern von Höft&Wessel nicht weiter herumärgern.
Ob denn dann die neuen Automaten aus Spanien besser arbeiten werden, oder gar einen „integrierten Vandalismusschutz“ besitzen, wird die Zeit zeigen.
Aber hier, wie auch in anderen Fällen, wäre eine umfassende Information der Kundschaft mal angebracht, die leider immer häufiger einfach nur fehlt.
Denn wenn es um nervige „Corona-Durchsagen“ ging, da war die ÜSTRA ganz weit vorn, aber wenn es eine Störung an der Peiner Straße gibt, und deshalb die Ankunft der Linie 2 sich am Bahnhof um satte 20 Minuten verzögert, dann schweigen sowohl die Fahranzeiger, als auch die Lautsprecher so beharrlich, das man annehmen könnte, es gäbe sie gar nicht.
Nun ist ja die ÜSTRA zum Dritten Mal in Folge zum bestem ÖPNV-Betrieb gewählt worden.
Merken merkt man davon leider immer weniger.
Schade…
Sehr geehrter Herr Nagel, die Barzahlung an den Automaten mussten wir bereits im Frühjahr 2023 aussetzen, weil uns leider sehr viele Automaten in sehr kurzer Zeit gesprengt wurden. Diese dann zu ersetzen ist kaum möglich, weil ein einzelner schon sehr teuer ist und wir nicht 20 „auf Lager“ haben können. Zudem sind diese „alten“ Automaten ein Auslaufmodell, denn wie Sie richtig erkannt haben, bekommen wir bald neue. Diese kommen jedoch nicht aus Spanien (da kommt die neue Bahn her), sondern der Hersteller sitzt in Dortmund. Die Anzahl der Sprengungen und die Tatsache, dass die „alten“ Automaten eben auch nicht mehr lieferbar sind, hat uns dazu gezwungen, Automaten von anderen Haltestellen ab zubauen und an die Orte zu bringen, wo sie zerstört wurden. Es hätte sonst Haltestellen gegeben, die gar keine hätten. Wir wissen, dass dies Umstände macht und sind ja selbst nicht besonders glücklich über den Zustand. Aufgrund des Vandalismus sind uns aber die Hände gebunden.
Zu den Haltestellendurchsagen: Leider sind unsere Systeme nach dem Hackerangriff im Frühjahr immer noch nicht wieder zu 100% zurück. Dazu gehört auch die Software für die Durchsagen. Es ist also richtig, dass das zu Corona-Zeiten anders war – da lief ja noch alles. Die Kollegen der IT sind aber dran, diesen Missstand zu beheben.