Die Dienstkleidung zwischen eisern-grau und elegant
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Die Dienstkleidung zwischen eisern-grau und elegant

Keine Schaffnerinnen und Schaffner, kein Fahrpersonal ohne Uniform. Dunkle Wollstoffe, festes Schuhwerk und über Jahrzehnte immer, wirklich immer eine Dienstmütze: So sah das ehrwürdige Personal von Straßenbahn und Omnibus aus. In Hannover fährt die Straßenbahn seit nun mehr als 150 Jahren, und die Uniform – zumeist Dienstkleidung genannt – prägt bis heute stets das Bild des Personals. Vor knapp 50 Jahren begann mehr Design auch die Dienstkleidung zu verändern.

Aus der Zeit von Pferdebahn und Pferdeomnibus in Hannover sind nur wenige Zeugnisse in Text oder Bild bekannt. Jackett mit glänzenden Knöpfen, Stehkragen und Dienstmütze gehörten stets zur Dienstkleidung von Fahrpersonal und Schaffnerinnen und Schaffnern. Gruppenfotos der 1890erJahre zeigen weitgehend einheitliche Dienstkleidung, aber nicht so streng geschnitten wie beim Militär. In der kalten Zeit kamen massive Stiefel und dicker Mantel hinzu, auch anknöpfbare Pelzkragen: Bis um 1910 standen die Fahrer (damals tatsächlich nur Männer) nahezu ungeschützt im Freien, und auch in den Wagen wird es während der Fahrt durch die Stadt und auf teilweise weit ins Land hinausführenden Strecken kaum wärmer gewesen sein. Vorherrschende Farben: Schwarz und dunkle Grautöne.

Noch mit Dienstnummer an der Mütze: Fahrer, Triebwagenschaffner und Beiwagenschaffnerin an der Endhaltestelle Zoologischer Garten, um 1915. Foto: ÜSTRA Archiv

Pfleglich behandeln!

In der „Allgemeinen Dienstordnung für die Fahrbediensteten“ von 1913, bei der Einstellung zu unterschreiben, heißt es unter §4: „Im Dienste hat der Fahrbedienstete die ihm von der Verwaltung gestellte Dienstkleidung zu tragen. Die Dienstkleidung bleibt Eigentum der Gesellschaft und ist sorgsam in der vorgeschriebenen Weise zu behandeln.“ Daran hat sich im Prinzip bis heute nicht viel geändert. Früher waren zudem die angebrachten Dienstabzeichen wie auch die ebenso goldenen Knöpfe zu polieren. Bei Dienstantritt wurden Vollständigkeit und Zustand der Kleidung begutachtet, auch unterwegs gab es Kontrollen.

Glanz auch im Detail: Noch bis in die 1970er-Jahre waren Knöpfe mit „elektrischem Rad“ Standard; hier am Rücken eines grauen Wollmantels. (Foto: ÜSTRA Archiv)

Farbige Tressen am Ärmel – und zumindest zeitweise als farbige „Deckelbiese“ auch an der Dienstmütze – kennzeichneten zusätzlich zu allerlei Sternen das Dienstalter der Mitarbeitenden. Anfangs trugen die Dienstmützen die persönliche Nummer der Fahrbediensteten, später durch Kokarde und über Jahrzehnte in mehreren Versionen durch ein geflügeltes Ü (auch „ÜstraAdler“ genannt) ersetzt. Die Besatzungen der Maschseeboote hatten übrigens stets eine eigene Dienstkleidung, samt weißer Dienstmütze und durchaus maritimem Touch. Um 1967 entfiel beim Fahrpersonal einiges an Zierrat, das geflügelte Ü wurde zeittypisch schlicht. Die Kleidung selbst blieb grau.

Die versammelte Zugmannschaft der letzten Linie 21 nach Pattensen (16. August 1959) zeigt am Kröpcke nebenbei auch, dass Dienstkleidungen im Alltag keineswegs einheitlich aussahen. Von links nach rechts: Schaffner, Fahrer, Aufsichtsdienst- und Auskunfts-„Beamter“. Foto: ÜSTRA Archiv

Raus aus dem Grauen

Erst in der „Neuzeit“, im jüngeren Drittel der 150-jährigen Unternehmensgeschichte, kam Farbe ins Spiel. Im September 1978 stellte die ÜSTRA eine komplett neue, nun blaugraue Dienstkleidungsgeneration mit hohem Kunstfaseranteil in „zeitlos zivilem Schnitt“ vor. Im Zuge der damaligen Designorientierung ergänzten dunkelblaue Halstücher und Krawatten die hellblauen Blusen und Hemden, alles geziert von einem hellgrünen ÜSTRA Schriftzug. Es gab – für das Aufsichtspersonal – sogar blaugraue Regenmäntel. Das alles war abgestimmt auf den jungen, frischen Markenauftritt der ergrünten ÜSTRA. Rund 20 Jahre später, ab 1997 kamen immer mehr silberne Stadtbahnen und Stadtbusse zur ÜSTRA. Zum 1. Februar 1999 wurde eine wiederum neue, jetzt blassgrün-dunkelgraue Dienstkleidung eingeführt – nun ohne klassische Dienstmütze, mit vielen Wahlmöglichkeiten in Sommer- und Winterkollektion, Poloshirts, hellen Bermudashorts und offensiv grün zeigenden Blousons. Später folgte erstmals eine farblich ähnliche Berufsbekleidung auch für die Werkstattbereiche.

Die Ende der 1990er-Jahre eingeführte Dienstkleidung nahm Stilelemente der damals neuen silbergrauen Stadtbahnwagen und Stadtbusse auf. Offizielles Pressebild der ÜSTRA. Foto: ÜSTRA Archiv

Die aktuelle dunkelblaue Dienstkleidungskollektion mit lindgrünen Akzenten wurde 2012 als Idee präsentiert und 2014 eingeführt. Als wiederkehrendes Emblem trat ein neues geflügeltes Ü auf. Nach dem Markenrelaunch 2017 wurde der kleine „üstra“ Schriftzug auf „ÜSTRA“ umgestellt. Die Vielfalt der jeweils zwei sportiven oder formalen, immer wieder leicht überarbeiteten Kollektionen für Damen und Herren ist groß – nur vermischt werden dürfen die Stile nicht. Eine Besonderheit waren die Herrenröcke ab 2016, eigentlich eine viel beachtete, sehr erfolgreiche Werbemaßnahme zur Hebung des Frauenanteils, aber – so ist zu hören – an heißen Tagen bis heute gern getragen. Neu ausgegeben werden sie nicht mehr. Damen tragen bei der ÜSTRA übrigens neben den 1914 mit den ersten Schaffnerinnen eingeführten Röcken bereits seit der Zeit um 1960 wahlweise auch eigene Diensthosen.

Unterschiedliche Stil-Linien prägen die aktuelle Dienstkleidung, natürlich mit aktuellem ÜSTRA Logo versehen. Foto: Martin Bargiel

Kein Stillstand in Stilfragen

Ob Zufall oder nicht, neuere Dienstkleidungsgenerationen wurden stets in zeitlicher Nähe zu neuen Fahrzeugen, insbesondere den „Grünen“, den „Silbernen“ und zuletzt den auch „die Schwarzen“ genannten Stadtbahnwagenserien eingeführt. Das Erbe der alten Kleiderkammer wird bei den historischen Fahrzeugen verwahrt. Dienstkleidungen und Dienstabzeichen bei Straßenbahn Hannover und ÜSTRA sind ein Stoff, der noch einer näheren Aufarbeitung harrt, so vielfältig wie ein ungebügeltes Oberhemd, erstaunlich bunt und auf jeden Fall alles andere als… uniform!

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Vielen Dank für den Beitrag! Dazu wäre das „Dienstgradsystem“ der damaligen Kragenspiegel sehr interessant anzusehen! Da gab es in einem der „Nachrichtenblätter“ der 60er mal eine Übersicht dazu.

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