Nach 21 Jahren als Pressesprecher der ÜSTRA geht Udo Iwannek in Rente. Hier sagt er Tschüss.
An meinen Anfang bei der ÜSTRA kann ich mich noch genau erinnern. Es war der Dienstag meiner zweiten Arbeitswoche als neuer Pressesprecher – der 11. September 2001. Mein Vorgänger hatte mir im Büro einen kleinen Fernseher hinterlassen, der unbeachtet und stumm vor sich hin flimmerte, während ich arbeitete. Nachmittags gegen 15 Uhr sah ich auf dem Schirm ein brennendes Hochhaus in New York, als ich kurz aufblickte, und glaubte an eine Vorschau für einen Actionfilm, wie sie die Amerikaner so lieben. Als ich vielleicht zehn Minuten später wieder zum Fernseher schaute, sah man das brennende Hochhaus immer noch. Das war keine Vorschau. Das waren die Livenachrichten vom Anschlag auf das World Trade Center in Manhattan.
So hatte das neue Jahrtausend, das von so vielen guten Hoffnungen und frohen Erwartungen begleitet ein Jahr zuvor strahlend begonnen hatte – ich hatte den Start ins Millennium als Mitarbeiter der Expo 2000 hautnah miterlebt – sich urplötzlich verdüstert. Heute, wo sich so viele neue dunkle Schatten auf die Erde gelegt haben und meine Zeit bei der ÜSTRA zu Ende geht, musste ich an meinen Beginn vor 21 Jahren zurückdenken.
Wo damals Terror und Verzweiflung war, war aber auch Heldenmut und Solidarität. Natürlich gibt es das Böse in der Welt, aber das Gute eben auch, und in finsteren Zeiten kann man den Unterschied um so besser erkennen. „Der gute Mensch in seinem dunklen Drange / ist sich des rechten Weges wohl bewusst“ heißt es in Goethes Faust.
„Der rechte Weg“ – dazu gehört auch der Nahverkehr. Das habe ich in meinen 21 Jahren bei der ÜSTRA gelernt. Und auf diesem Weg sind wir in Hannover in den vergangenen zwei Jahrzehnten gut vorangekommen. Die erste Fahrt auf der neuen Stadtbahnstrecke nach Altwarmbüchen 2006 oder die Vorstellung der neuen Stadtbahn TW 3000 sind nur zwei der Höhepunkte, die mir dazu sofort einfallen, und bescheren mir heute noch eine Gänsehaut.
Neulich musste ich herzlich lachen, als ich den Werbespot eines deutschen Automobilherstellers im Fernsehen sah, mit dem eine neue Generation von Pkws beworben werden sollte. Sie böten „einen Raum der die Sinne weckt“, hieß es da, erschaffen durch „Kreativität und Innovation“, und voller „Möglichkeiten sich zu vernetzen“, kurz: „Die neue Dimension der Inspiration“. Dazu sah man Leute in einem Auto, die endlich alles das tun konnten, wozu sie Lust hatten: Klönen, aus dem Fenster gucken, lesen. Denn das Auto fuhr autonom.
Innovation? Im Ernst? Du meine Güte: Das kann man im Nahverkehr schon seit 100 Jahren tun. Mit dem Unterschied, dass man mit der kostenbaren Energie und dem begrenzten Stadtraum viel sparsamer und nachhaltiger umgeht wenn man sich das Fahrzeug Bus oder Bahn mit 50 oder 150 anderen Menschen teilt. Eben: Der rechte Weg.
In dem Film „Thank you for smoking” trifft sich ein Sprecher der Tabakindustrie jede Woche zum Stammtisch mit seinen beiden Kollegen von der Waffenindustrie und von der Alkohollobby. Die drei scherzen dann darüber, wer von ihnen den schlimmsten Job hat. Solche Verlegenheit ist mir erspart geblieben, ich durfte für die ÜSTRA arbeiten – für die Guten. Dafür bin ich meinem Schicksal sehr dankbar. Die zwei wichtigsten Dinge, die der Mensch in seinem Leben geben kann, sind seine Arbeit und seine Liebe, und wenn man das, womit man sein Geld verdient, nicht hasst, sondern auch noch mag, dann hat man großes Glück gehabt.
Theodor Fontane hat einmal geschrieben: „Das Beste, dem Du begegnen wirst, das werden die Menschen sein.“ Ich durfte in 21 Jahren bei der ÜSTRA vielen guten Menschen begegnen – von Vorständin oder Vorstand bis zum Busfahrer oder Stadtbahnfahrerin – sie alle aufzuzählen würde diese Zeilen sprengen. Für diese Begegnungen werde ich immer dankbar sein. Sie alle – und mich – verbindet immer die Gewissheit, dass ein guter Nahverkehr die Welt ein kleines bisschen besser macht.
Macht’s gut!
Udo! Schade zu hören, dass Du aufhörst bei der Üstra. Alles Gute auf Deinen weiteren Wegen wünsche ich Dir. Wir haben ja auch öfters miteinander zu tun gehabt und der Umgang war immer respektvoll und interessant. Ich verdanke Dir so manche Ein- und Ausblicke zum Thema Stadtbahn, dafür bedanke ich mich herzlich. Alles Gute weiterhin!
Lieber Udo Iwannek,
hier geht ein Mensch in den Unruhestand, der nicht nur „Pressesprecher“, sondern Üstraner mit Leib und Seele war. Er hat immer den Menschen im Vordergrund gesehen, ob Fahrgast oder Üstra-Mitarbeiter.
Seine Beiträge werde ich vermissen. Die Fußstapfen, die er hinterlässt sind nur schwer zu füllen.
Der Hinweis auf den TW-3000 hätte man lassen können, der macht wirklich Gänsehaut, aber leider eher im negativen Sinn. Aber: Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Somit also auch von mir eine Träne nachgeweint. Der / die Nachfolger / Nachfolgerin wird es nicht leicht haben, die Lücke zu füllen.
Wenn (ich nehme mir jetzt einfach mal ein freundliches „Du“ heraus) Du irgendwie demnächst so ein merkwürdiges Kribbeln verspürst. Nicht weisst, wie Du Deine Tage sinnvoll ausfüllen sollst. Alles nur noch öde, leer und doof aussieht…
Es gibt Rettung!
Ich persönlich (und sicherlich spreche ich hier für einen Großteil der Mitglieder) würde mich freuen, Dich im HSM, dem Hannoverschen Straßenbahnmuseum zumindest als Mitglied begrüßen zu dürfen.
Du und Deine Beiträge hier, werden uns fehlen!
Sehr geehrter Herr Iwannek, haben Sie recht herzlichen Dank für Ihre jahrelange positive Berichterstattung über die UESTRA. Es waren immer interessante Berichte. So macht man positive Werbung über den ÖPNV. Ich hoffe Sie bekommen einen gleichwertigen Nachfolger, der sich auch mit Ihren Kollegen gut versteht. Für mich ist die UESTRA ein Vorbild im ÖPNV. Wenn ich die Arbeit meiner Geschäftsleitung bei den Karlsruher Verkehrsbetrieben denke, würde ich gerne bei Ihnen im Haus arbeiten. Die UESTRA ist für mich in allen Bereichen und im sozialen Bereich ein Vorbild!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und angenehmen Lebensabschnitt.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Dördelmann, Karlsruhe
Die Öffentlichkeit hat eine unersättliche Neugier, alles zu wissen, nur nicht das Wissenswerte.
Oscar Wilde
Sie haben das Wissenswerte nach vorne gestellt. Mehr kann man nicht erwarten.
Alles Gute für die Zukunft