Der neue „EKA“: Ein kleiner Stock für  Deeskalation und Sicherheit bei der protec
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Der neue „EKA“: Ein kleiner Stock für Deeskalation und Sicherheit bei der protec

Seit über 20 Jahren sorgen sie 24/7 für Ordnung im ÜSTRA Stadtbahnnetz: Die protec U-Bahnwachen. Und seit dem Jahr 2000 je her ihr Begleitutensil im Arbeitsalltag: Der Einsatzmehrzweckstock mit dem offiziellen Namen Tonfa. Doch da nicht nur der fünfsilbige Begriff – Ein-Satz-Mehr-Zweck-Stock – ziemlich sperrig ist, sondern auch das Gerät an und für sich, gibt’s für die U-Bahnwachen ab sofort ein neues Einsatzmittel: Den EKA. Das steht für: Einsatzstock, kurz, ausziehbar. Und der Name ist Programm.

Es muss irgendwann im letzten Sommer gewesen sein, als ich zu später Stunde auf meine 9 in Richtung Linden gewartet habe. Aus dem Augenwinkel sah ich eine Streife der protec. Alleine durch die Anwesenheit der beiden U-Bahnwachen fühlte ich mich noch sicherer. Doch beim Mustern der Sicherheitsprofis fiel mir sofort der Einsatzmehrzweckstock – der Tonfa – auf. Mit einer Länge von 60 Zentimetern baumelte der Stock überpräsent, wenn nicht sogar etwas martialisch, an der Hüfte der Wachen. Während der Patrouille muss der Einsatzmehrzweckstock wahrscheinlich tausendfach gegen die Oberschenkel der U-Bahnwachen geprallt sein. Ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, als mir bei der Beobachtung der Wachen folgender Satz in den Sinn kam: „Die U-Bahnwachen gehen sozusagen am Stock.“ Für mich war die Präsenz des Tonfas schon länger ein Paradoxon: Der Stock ist so präsent und das, obwohl er nur in extremen Ausnahmesituationen eingesetzt wird.

Ganz schön lang: Mit 60 Zentimetern ist der Tonfa (rechts) ziemlich sperrig. (Foto: Florian Arp)

Doch damit ist jetzt Schluss! Denn, der neue EKA ist da. Der knackige Name ergibt sich aus den Anfangsbuchstaben der drei Charakteristika: Einsatzstock, kurz, ausziehbar. Das bedeutet: Der Stock stört null Komma null im Streifendienst, ist im Ernstfall trotzdem im Handumdrehen einsatzbereit und wirkt deeskalierend auf alle Fahrgäste, da er schlichtweg kaum zu sehen ist.

Der neue EKA: Im wahrsten Sinne des Wortes handlich. (Foto: Florian Arp)

Umfangreiche Ausbildung für einen möglichst seltenen Einsatz:

Obwohl der EKA auf den ersten Blick klein, unscheinbar und ungefährlich wirkt, gilt er nach § 42a des Waffengesetzes als Hieb- und Stoßwaffe. Demzufolge darf der Stock nicht von jedermann (oder jederfrau) ohne Weiteres mitgeführt, geschweige denn eingesetzt werden. Der aus Vergütungsstahl bestehende EKA hat nämlich eine große Wirkung und kann bei falscher Handhabung richtig, richtig gefährlich werden. Die protec U-Bahnwachen dürfen als Beschäftigte eines Sicherheitsdienstleisters während des Dienstes den EKA tragen und im Ernstfall auch gebrauchen – jedoch erst nach umfassender Theorie- und Praxisschulung.

Ein ganz schöner Größenunterschied: Der alte Tonfa (oben) und der neue EKA (unten) im Vergleich. (Foto: Florian Arp)

Bevor im November des vergangenen Jahres die interne Schulung begann, wurden zunächst ausgewählte Beschäftigte der protec U-Bahnwachen vom EKA-Hersteller in Rostock als sogenannte Multiplikatoren ausgebildet. Das erworbene Wissen gaben die EKA-Experten im Anschluss an die gesamte Sicherheitsbelegschaft der protec weiter. Maria Kerber und James Dabrowski sind zwei dieser Multiplikatoren. Eigentlich arbeiten die beiden im Team zusammen als U-Bahnwache. In den letzten Monaten haben sie jedoch ebenso zahlreichen Kolleginnen und Kollegen die Funktionsweise des EKA erklärt. Dabei wissen Maria und James aus der Praxis, dass der Stock nur in Extremsituationen eingesetzt wird.

Die beiden U-Bahnwachen Maria und James haben als Multiplikatoren die EKA-Schulung für ihre Kolleginnen und Kollegen geleitet. (Das Foto ist entstanden, bevor die FFP2-Pflicht eingeführt wurde.) (Foto: Florian Arp)

„Als Präsenzstreife sind wir in und um die Stationen unterwegs, aber auch als sogenannte Zugstreife in den Stadtbahnen. Wir verstehen uns in erster Linie als Helfer für die Fahrgäste. Wenn sich zum Beispiel ein Fahrgast am ‚Kröpcke‘ verläuft und nicht weiß, wo die Linie 5 abfährt, sind wir zur Stelle“, sagt Maria Kerber. James Dabrowski nickt zustimmend und ergänzt: „Wir erklären gerne den Weg, tragen gerne Gepäckstücke und beheben Störungen an den Rolltreppen. Das ist schließlich unser Tagesgeschäft.“ Dennoch sei der Job als U-Bahnwache nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen: Erste-Hilfe-Maßnahmen bei erkrankten oder bewusstlosen Personen gehören genauso zum Job. Bei diesen oftmals körpernahen Einsätzen, ist im Vorfeld unklar, wie die angesprochenen Personen reagieren könnten. Da kann es schon mal brenzlig werden. Außerdem machen die U-Bahnwachen bei Bedarf vom Hausrecht in den Tunnelstationen Gebrauch. Dieses lässt sich mitunter nicht ohne Weiteres durchsetzen. James blickt mit Respekt auf den handlichen EKA und liefert prompt ein Praxisbeispiel:

„Wenn samstagnachts eine alkoholisierte Person partout nicht einsehen möchte, dass sie in der Station ‚Hauptbahnhof‘ nicht rauchen darf und mich als Reaktion auf das von mir ausgesprochene Hausverbot mit einer Glasflasche angreift. Dann müssen wir schnell reagieren.“ Und genau in diesen Extremsituationen kommt er zum Einsatz, der EKA.

Ein Teil der Schulung: Wie blocke ich mit dem EKA den Angriff mit einem gefährlichen Gegenstand? (Foto: Florian Arp)

Die obersten Ziele der EKA-Ausbildung: Deeskalation, Sicherheit und eine angemessene Handhabung

Wie der Einsatzstock, kurz, ausziehbar, richtig benutzt wird, bekommen alle U-Bahnwachen in Theorie- und Praxisschulungen beigebracht. Rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben zwischen November und Januar eine EKA-Einweisung erhalten. Das Credo während der gesamten Schulung: Deeskalation, Sicherheit und eine angemessene Handhabung.

In der Theorie wird unter anderem vermittelt, in welchen Situationen der EKA eingesetzt werden darf. Zum Beispiel, wenn:

  • … eine Notwehrsituation vorliegt.
  • … eine Person überlegen ist – beispielsweise durch Bewaffnung.
  • … eine Flucht und/oder eine Deeskalation nicht möglich sind.

Materialkunde und Handhabung des EKA sind weitere Themenpunkte in der theoretischen Ausbildung. So wird zum Beispiel geklärt, wie der Stock richtig aus dem Holster geholt und gegebenenfalls ausgezogen wird.

Während der Schulung werden verschiedene Ausziehtechniken (dynamisch und statisch) geschult. (Foto: Florian Arp)

Ein großer Teil der Ausbildung beschäftigt sich mit dem richtigen und verhältnismäßigen Gebrauch des EKA. Bevor der Einsatzstock, kurz, ausziehbar, zum Einsatz kommt, muss die angreifende Person deutlich gewarnt werden. Dies geschieht durch eine optische und verbale Androhung. „Ich rufe dann zum Beispiel klar und deutlich: ‚Stopp! Sonst Stock!‘ und halte den EKA sichtbar vor meinen Körper“, erklärt Maria.

Bevor der EKA eingesetzt wird, muss die potenziell angreifende Person deutlich gewarnt werden. (Foto: Florian Arp)

Sollte diese Warnung nicht zum Ziel führen und es kommt zum Angriff, müssen die U-Bahnwachen schnell, sicher, aber (wichtig!) weiterhin verhältnismäßig reagieren. In Sekundenbruchteilen ist eine Abwägung und Entscheidung notwendig. Gerade in extremen Drucksituationen einen kühlen Kopf zu bewahren, ist nicht immer leicht. Deshalb werden unterschiedliche Defensiv- und Offensivtechniken hinreichend geschult. Hier wird zwischen Blocktechniken (oben, unten, seitwärts), Stoßtechniken, Schlagtechniken und Festlegungstechniken unterschieden.

Blocktechniken:

Stoßtechnik:

Die frontale Stoßtechnik. (Foto: Florian Arp)

Schlagtechniken:

Festlegungstechniken:

Wann wird welche EKA-Technik genutzt?

Die Auswahl der jeweiligen Technik unterliegt dabei folgenden Kriterien:

  1. Die angreifende Person soll wirkungsvoll, aber verletzungsarm, gestoppt werden.
  2. Der EKA darf nur so lange eingesetzt werden, wie erforderlich.
  3. Falls notwendig, ist unmittelbar Erste-Hilfe zu leisten.

Mehr Sicherheit für alle

Ja, der Schulungsaufwand ist hoch und das, obwohl der EKA im besten Fall gar nicht zum Einsatz kommt. Dennoch ist die umfangreiche EKA-Anwendungsschulung wichtig. Gerade in Drucksituation müssen sowohl die Techniken, aber auch die Wahrung der Verhältnismäßigkeit stets gegeben sein.

„Natürlich hoffe ich bei jedem Streifendienst, dass ich den EKA gar nicht brauche, aber für Extremsituationen ist es wichtig ihn zu haben“, sagt Maria Kerber, während sie den Stock in der Hand hält. James Dabrowski stimmt zu und ergänzt: „Wenn ich mit dem neuen EKA auf Streife bin, vergesse ich manchmal sogar, dass ich ihn bei mir trage – so klein ist der Stock. Gleichzeitig beruhigt es mich, den EKA zu haben und zu wissen, wie ich ihn richtig benutze.“

Und so werden die protec U-Bahnwachen, wie bereits seit über 20 Jahren, auch weiterhin für
Sicherheit und Ordnung im ÜSTRA Stadtbahnnetz sorgen. Allerdings gehen die Streifen jetzt nicht mehr „am Stock“, sondern patrouillieren mit dem handlichen EKA – inklusive deeskalierender Wirkung.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. „Deeskalation“ mit Schlagstöcken? Das ist ein bisschen dick aufgetragen, finden Sie nicht auch? Ein Waffe bleibt eine Waffe und dient immer dazu, Menschen zu schaden. ,Mit Waffen Frieden schaffen.‘, das hat noch nie funktioniert.

    • Lieber Norman, der EKA wird lediglich in absoluten Not- und Ausnahmesituationen eingesetzt. Und wenn der EKA benutzt werden muss, dann in erster Linie nicht als „Schlag-„, sondern als „Verteidigungsstock“, um einen Angreifer/eine Angreiferin abzublocken oder um sich vor dem Angriff mit einem gefährlichen Gegenstand (Beispielsweise einer Flasche oder einem Messer) zu schützen. Die protec U-Bahnwachen haben mitunter einen harten und unvorhersehbaren Job. Deshalb ist es vorbildlich, wenn ein seriöses Sicherheitsunternehmen wie die protec, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch professionelle Ausrüstung schützt, aber gleichermaßen professionell ausbildet.

      Viele Grüße

      Timo

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