Fahrdienst während der Coronakrise: Arbeitsalltag in außergewöhnlichen Zeiten
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Fahrdienst während der Coronakrise: Arbeitsalltag in außergewöhnlichen Zeiten

„Es ist momentan schon eine besondere Situation“, sagt Stadtbahnfahrer Thomas Falentschik, als er sich am Endpunkt in Empelde auf die Abfahrt der Linie 9 vorbereitet. Schaut man aus seinem Fahrerstand durch die Frontscheibe, so erscheint alles ganz normal. Doch ein Blick über die Schulter in den Fahrgastraum macht deutlich: Es sind besondere Zeiten!

Ein Gitter sorgt im TW 6000 für den nötigen Sicherheitsabstand zwischen Passagieren und Fahrer, die erste und letzte Tür der „Grünen“ bleibt geschlossen und viele Fahrgäste sitzen mit Mundschutz und Einmalhandschuhen in der Bahn. So sieht der ÖPNV in Zeiten der Corona-Krise aus.

Stadtbahnfahrer Thomas Falentschik ist auch während der Coronakrise im Dienst. (Foto: Florian Arp)

„Wenn ich auf Strecke fahre, bin ich eigentlich entspannt und mache einfach meinen Job.“, erzählt Thomas, als er durch Badenstedt fährt. Eine Kollegin kommt uns entgegen, Thomas Falentschik grüßt freundlich. Er verfalle wegen der Situation nicht in Panik, obwohl ihn das alles persönlich, genau wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen, nicht kalt lasse. „Auf dem Betriebshof unterhält man sich mit anderen Fahrern natürlich auch über Corona. Ich frage mich häufig, wann diese Krise endlich ein Ende hat.“ Die tägliche Arbeit auf Strecke sei – so Thomas – momentan ziemlich entspannt. Man merke schon, dass insgesamt viel weniger Menschen unterwegs seien. Der Verkehr habe deutlich abgenommen, was sich zum Beispiel an Knotenpunkten wie am Lindener Marktplatz bemerkbar mache. An den Haltestellen blickt Thomas immer in die Spiegel und sieht die Gitterabsperrung, die ihn von den Fahrgästen trennt. „Ich finde den Sicherheitsabstand durch das Gitter gut und wichtig, aber manchmal fehlt mir schon der Kontakt zu den Fahrgästen.“

Im Fahrgastraum ist ohnehin nicht allzu viel los. Normalerweise ist die Linie 9 um diese Zeit am Nachmittag gut gefüllt. „Es sind viel weniger Menschen in der Bahn und ich habe das Gefühl, dass die Fahrgäste sehr umsichtig sind. Der Sicherheitsabstand wird eigentlich immer eingehalten.“

Nur wenige Fahrgäste sind momentan unterwegs. (Foto: Florian Arp)

Der Job als Stadtbahnfahrer ist in diesen Zeiten besonders, doch gleiches gilt für den Busbetrieb. Jan Rach arbeitet als Busfahrer für die ÜSTRA und ist sich seiner Verantwortung bewusst: „Es sind schwierige Zeiten, aber gerade deshalb ist es wichtig, dass wir weiter fahren, auch wenn mir der direkte Kundenkontakt sehr fehlt.“ Jan sitzt nämlich momentan ziemlich isoliert am Steuer. Der Ein- und Ausstieg durch die vordere Tür ist bereits seit einigen Wochen nicht mehr möglich und die ersten Sitzreihen sind abgesperrt.

Somit fällt der Fahrkartenverkauf beim Fahrer aus. Es seien ohnehin nicht so viele Fahrgäste wie normalerweise unterwegs und der geringe Verkehr mache sich auch im Busbetrieb bemerkbar: „Auf den Straßen ist echt wenig los. Ich war letzte Woche auf der Ringlinie 100/200 unterwegs und musste im Innenstadtbereich sogar an einigen Haltestellen warten, da ich überpünktlich war.“ Diese Zeit nutzt Jan, um etwas frische Luft in das Fahrzeug zu lassen. „Wir halten ja momentan ohnehin an jeder Haltestelle und öffnen die Türen. Insgesamt ist das Fahren entspannt.“ Entspannt, so ist laut Jan auch die Stimmung auf dem Betriebshof. „Natürlich machen wir uns als Fahrer auch Gedanken, wir sind schließlich auch nur Menschen, aber unter den Kollegen ist die Stimmung gut.“ Manchmal überkomme Jan schon ein mulmiges Gefühl, wenn er seinen Dienst antritt und sich hinters Steuer setzt. „Andererseits weiß ich, dass unsere Busse alle gereinigt und desinfiziert werden und für den Notfall habe ich auch noch mein eigenes Desinfektionsmittel, das ich auf dem Betriebshof auffüllen kann.“ Einige Fahrgäste seien mit Mundschutz und Handschuhen unterwegs, aber das ist für Jan Rach kein Problem: „Man merkt, dass die Fahrgäste etwas bedachter sind, aber das ist ja auch gut so. Unabhängig davon bekomme ich mehr Wertschätzung für meine Arbeit. Also, ein ‚danke, dass Sie noch fahren‘, kommt schon ab und zu vor und das freut mich natürlich.“

Jan freut sich über jedes „Dankeschön“ seiner Fahrgäste. (Foto: Florian Arp)

Jan Rach und Thomas Falentschik stehen stellvertretend für alle unsere Kolleginnen und Kollegen, die sich auch in Zeiten der Krise ans Steuer setzen und dafür sorgen, dass die Mobilität in der Region Hannover gesichert ist. So kommen die Menschen von A nach B, die auch in Zeiten der Coronakrise auf die ÜSTRA angewiesen sind. Kein einfacher Job, der vor allen Dingen in diesen Tagen Respekt verdient.

So sieht der Fahrdienst zu Coronazeiten für Thomas Falentschik aus. (Foto: Florian Arp)

5 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo,
    toller Beitrag ;-).

    Leider halten sich in der Bahnlinie 1 und 2 von Langenhagen bzw. Alte Heide kaum Fahrgäste daran Abstand zu halten. Ihr habt nun schon den Fahrplan geändert. Aber leider kapieren es die Meisten nicht. Wenn ich morgens nach dem Nachtdienst ab Werderstraße Richtung Kröpcke fahre, sind die Bahnen meistens voll, besonders die Bahn aus Langenhagen. Die Leute nehmen leider keinen Abstand. Die Bahn nach Stöcken ist dann aber meistens leer. Morgens so gegen 07:30 Uhr Richtung Werderstraße ist dann wieder gut besucht. Aber was kann man dagegen machen. Nix. Die Meisten, wie gesagt, kapieren es immer noch nicht. Bzw. sind nicht mehr so achtsam. Ansonsten finde ich toll das ihr mich immer von A nach B fahrt. Danke an alle „Chauffeure“ von Bussen und Bahnen der ÜSTRA.

  2. Moin!
    Danke an alle Üstranerinnen und Üstraner, die zur Zeit arbeiten, egal ob in den Stadtbahnen, den Bussen und auf anderen Arbeitsplätzen, zum Beispiel in der Stadtbahn- und Bus-Reinigung und -Desinfektion, in der Werkstatt, im Büro, im Homeoffice (gibt es das bei der Üstra?) und im Kundencenter (hat das noch auf?). Ich hoffe, dass sich die Zeiten bald wieder normalisieren. Bleibt alle gesund wünsche ich! Euer Üstrafan Stefan Fastenau.

    • Vielen Dank! Und ja – das Kundenzentrum hat geöffnet und einige Kollegen und Kolleginnen können auch vom Homeoffice aus arbeiten.

  3. guten Morgen,

    ich dachte, ab heute, Montag, 20. April 2020, ist das tragen von Schutzmasken im Bus & U-Bahn pflicht aber es ist nicht so, warum?

    • Hi Roberto, im Beschluss der Bundesregierung mit den Regierungschefs der Länder vom 15. April heißt es, dass „das Tragen sogenannter (nicht-medizinischer) Alltagsmasken oder Community-Masken in öffentlichen Räumen, in denen der Mindestabstand regelhaft nicht gewährleistet werden kann (z.B. ÖPNV), das Risiko von Infektionen reduzieren kann […] Insofern wird den Bürgerinnen und Bürgern die Nutzung entsprechender Alltagsmasken […] dringend empfohlen.“ Es handelt sich dabei ausdrücklich um eine Empfehlung, jedoch nicht um eine Verpflichtung.

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