FAQ: Verspätungen und „Überfüllung“
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FAQ: Verspätungen und „Überfüllung“

Alle Jahre wieder – es wird Herbst, das Wetter zeigt uns die kalte Schulter und die üstra Busse und Bahnen füllen sich wieder zusehends. Bereits im letzten Jahr habe ich in einem Blogartikel versucht, das Phänomen der „alljährlichen Verspätungen und unfreiwilligen Nächstenliebe“ zu erklären. Aber sicher kann man da noch etwas detaillierter werden. Deshalb haben wir einmal die häufigsten Fragen zu dem Thema zusammengestellt:

Was ist eigentlich mit den Bussen auf den Innenstadtlinien los?

Gefühlt ist die gesamte Innenstadt von Hannover derzeit eine einzige Baustelle. In der Realität ist das natürlich nicht der Fall, aber die vielen einzelnen Baustellen summieren sich ganz leicht, wenn man die Strecken unserer Busse dabei berücksichtigt. Dadurch kommt es tatsächlich derzeit zu teilweise enormen Behinderungen auf einzelnen Linien. Denn unsere Busse reihen sich in den üblichen Verkehr ein und können leider nicht fliegen. Wenn sich dann die Straßen aufgrund der Rushhour mit Autos füllen, kommen die Busse eben nicht weiter.

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Der QR-Code auf den Aushangfahrplänen verrät, wann der nächste Bus oder die nächste Bahn kommt. (Foto: GVH)

Für alle, die wissen wollen, wann der Bus denn nun endlich an der Haltestelle ist: Auf dem Abfahrtsplan befindet sich ein QR-Code. Diesen einfach scannen und man wird zu einer GVH-Seite mit aktuellen Angaben weitergeleitet. Wenn dann da „+20 Minuten“ steht, können Sie sicher sein: Der Fahrer steht im Stau und macht KEIN Schläfchen am Endpunkt.

Aber eure Bahnen sind auch andauernd zu spät und fahren auf Schienen!

Ja, das ist richtig, die Bahnen fahren auf Schienen. Teilweise liegen diese Schienen aber auch in der Straße und unsere Bahnen teilen sich den Fahrweg mit den PKW. Das ist z.B. bei der 9, 10, aber auch bei der 4 und 5 der Fall. Dies sind alles Punkte, an denen sich durch den Individualverkehr Verzögerungen ergeben können, die unserem Fahrplan gar nicht gefallen. Und wenn es dann auf den Feierabend zu geht und/ oder auf der A2 wieder ein Unfall ist, umfahren viele diesen durch die Stadt. Das bedeutet dann wieder: „Hohes Verkehrsaufkommen“ und kein Durchkommen für unsere Bahnen.

Auch unsere Stadtbahnen sind von Baustellen betroffen. Ja, das sind Baustellen, die wir selbst zu verantworten haben. Trotzdem ist es notwendig das Netz instand zu halten – so werden nach und nach Gleiskörper ausgetauscht oder für eine bessere Barrierefreiheit Hochbahnsteige gebaut. Dort gelten für die Fahrer dann sogenannte „Langsamfahrstrecken“, weil sich ja Bauarbeiter in unmittelbarer Nähe befinden. Diese Reduzierung der Geschwindigkeit kann aber nicht im Fahrplan berücksichtigt werden (so käme unser Fahrplanbüro gar nicht hinterher neue, linien- und baustellenbezoge Pläne zu schreiben).

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Notwendige Instandhaltungsmaßnahmen bremsen auch mal unsere Bahnen aus. (Foto: Martin Bargiel)

Ist das der einzige Grund für Verspätungen?

Nein, denn allein im ersten Quartal 2016 (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) verzeichneten wir für die Stadtbahn einen Fahrgastzuwachs von 5,7 Prozent, worüber wir uns natürlich sehr freuen, – aber diese gehen bei schlechtem Wetter auch wieder nach oben. Das macht sich auch bei den Abfahrtzeiten bemerkbar. Wenn mehr Menschen ein- und aussteigen wollen, dauert das eben länger. Hinzu kommen dann die Fahrgäste, die aus „Solidarität“ noch die Türen für Herannahende offen halten. Ja, das ist nett – für den einen der zusteigen will. Die 100 Fahrgäste, die schon im Wagen sind, verpassen im Zweifel ihren Anschluss.

Und dann gibt es – wir wollen hier gar nichts verschweigen – noch einen weiteren Grund für Verspätungen: Natürlich kann ein Wagen (egal ob Bus oder Bahn) auch mal einen technischen Defekt haben. Die Türen schließen nicht richtig, die Klapptrittstufe klemmt, die Rollstuhlrampe am Bus fährt nicht richtig aus. All das sind Probleme, die gern (aber nicht nur) im Winter auftreten. Die Behebung dieser Defekte dauert einige Minuten, die dann als Verspätung auf der Uhr stehen. Oder führen im schlimmsten Fall dazu, dass der Wagen ausgetauscht oder abgestellt werden muss.

Die Bahnen sind ja mittlerweile stellenweise so voll, dass man sich vorkommt wie in einem Viehtransporter – könnt ihr nicht einfach noch einen Wagen dranhängen?!

Alle Fahrzeuge, die uns zur Verfügung stehen, werden auch eingesetzt. Das bedeutet, dass nicht absichtlich auf das Anhängen von Wagen verzichtet wird. Es ist aber leider so, dass wir derzeit an unsere Kapazitätsgrenzen kommen. Soll heißen: Wenn eine Bahn im laufenden Betrieb ausfällt und nicht sofort repariert werden kann, kann es passieren, dass der Zug mit einem Wagen weniger unterwegs ist. Das hat mehrere Gründe: Zum einen sollten zum jetzigen Zeitpunkt schon mehr TW 3000 bei uns sein, als das tatsächlich der Fall ist. Das liegt vor allen an den Verzögerungen aufgrund der Mängel bei den Schweißnähten. Dieser Lieferverzug zieht sich jetzt durch – einige der alten TW 6000 mussten abgestellt werden, aber die neuen Wagen kommen nicht schnell genug nach. Natürlich unterstützen uns die grünen Bahnen noch weiter und wir haben einige von ihnen weiterhin im Dienst. Aber 100%ig können die 6000er den Mangel nicht abfedern und sie können nicht als 3-Wagenzüge fahren, da sie zu lang sind, um im Straßenverkehr allgemein zugelassen zu sein.

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Die steigenenden Fahrgastzahlen haben die Kollegen der Betriebsplanung immer im Blick. (Foto; Martin Bargiel)

Hinzu kommt, dass man eine Stadtbahn nicht einfach wie im Autohaus kaufen kann. Diese Fahrzeuge laufen nicht regelmäßig vom Band oder werden gar als Lagerbestand vorgehalten. Wenn man auf einen Neuwagen schon mal ein Vierteljahr warten muss, ist das bei einer Stadtbahn erst recht der Fall. Daher kommen auch die TW 3000 nur peu à peu und nicht alle auf einmal. (Den „Langen Weg zur neuen Stadtbahn“ haben wir auf Seite 10/11 des üstraPROFIL 02/2015 einmal aufgeschrieben.)

Die Kollegen der Betriebsplanung haben die Fahrgastzahlen immer im Blick und reagieren so gut es eben möglich ist. Der Status Quo wird in regelmäßigen Abständen ermittelt und dient zzgl. der üblichen Fahrgastzuwächse der letzten Jahre als Planungsgrundlage dafür, wie viele Fahrzeuge in Zukunft benötigt werden. Ein so sprunghafter Anstieg der Fahrgastzahlen, wie wir ihn im letzten Jahr hatten, kann dann nicht immer spontan berücksichtigt werden. Wie gesagt, eine Stadtbahn gibt es nicht von der Stange.

Eure Fahrer fahren mir auch immer vor der Nase weg! Der hat mich noch kommen sehen und hat die Türen trotzdem nicht nochmal aufgemacht!

Der Fahrplan sieht ca. 15-20 Sekunden Aufenthalt an einer Haltestelle vor und zwischen 40-45 Sekunden Fahrzeit zur nächsten Haltestelle. Das reicht in der Regel eben nur für 1x Tür auf und zu. Tatsächlich kommt an fast jeder Haltestelle noch jemand angelaufen und dann würde sich die Fahrzeit bei 20 Haltestellen um 3 bis 5 Minuten verlängern, wenn jedes Mal die Türen nochmal geöffnet werden. Wenn wir im Fahrplan generell längere Standzeiten an den Haltestellen vorsehen würden, dann könnte man aber nicht mehr die dichte Zugfolge anbieten, da dann jeder Zug länger im Tunnel wäre. Außerdem würden – bei längeren Fahrzeiten – mehr Züge und Fahrer gebraucht, um den dichten Takt zu halten. Das würde jedoch die Betriebskosten (und damit letztlich die Fahrpreise) in die Höhe treiben.

22 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ist mir neu, dass die 6000er Züge nicht im Dreierverband fahren dürfen. Ich war mir jetzt ganz sicher, dass sie früher, bevor es die 2000er Wagen gab, regelmäßig zur Messe zu dritt fuhren.
    Und ich meine mich auch an Schilder erinnern zu können, mit denen die Fahrgäste darauf hingewiesen wurden, dass es zu kurze Bahnsteige gibt, an denen die erste und/oder letzte Tür des Langzuges nicht geöffnet werden kann.

    • Ja, zur Messe wurde eine Sondergenehmigung erteilt. Im „normalen“ Betrieb ist das nicht möglich, da dann Stadtbahnen max. 75m lang sein dürfen und der Grüne sprengt diese Zahl.

  2. Der Tw 3000 ist der letzte Mist.Die Sitze sind unbequem, man rutscht beim anfahren und bremsen und sie sind viel zu schmal…..man fühlt sich wie eine Presswurst zwischen den anderen Menschen….ganz schrecklich.
    Und wieso sind die Sitze schon so verschlissen? Die ganze Farbe blättert ja schon ab.

    • Hallo Regina, die Kritik bzgl. der Sitze des TW 3000 ist uns bekannt und die Kollegen der Fachabteilung prüfen gerade, wie und ob das optimiert werden kann. An der Breite kann jedoch nichts mehr verändert werden. Tatsächlich ist es aber auch so, dass nur die Längssitze um ein paar Zentimeter schmaler sind, es handelt sich als nur um einen bestimmten Prozentsatz der Sitze. Die Quersitze haben die gleiche Breite wie im Silberpfeil. Aber, wie gesagt, wir haben die Thematik auf dem Schirm.

  3. Ich habe eher ein Problem mit einem Bus der immer zu früh kommt und zwar der 125 Haltestelle Grenzstrasse, Richtung Meierwiese um 19 Uhr 07. Der ist immer 1 bis 2 Minuten zu früh. Immer! Und nicht nur manchmal! Manchmal muss ich rennen, manchmal sehe ich ihn nur noch von hinten, ein großes Ärgernis

    • Ich gebe Ihren Hinweis gern nochmal an die Kollegen vom Fachbereich weiter, damit diese darauf ein Auge haben können. Dennoch liegt es meist an den Differenzen zwischen den beiden Uhren. Oftmals zeigt die Armbanduhr eine andere Uhrzeit als der Bordrechner, der für unsere Fahrer die verbindliche Uhrzeit angibt. Außerdem sind die Uhrzeiten, die auf dem Aushangfahrplan stehen, die Abfahrtzeiten. Das bedeutet, soll der Bus um 19:07 Uhr fahren, sollte man (am besten deutlich) vor 19:06:59 Uhr an der Haltestelle sein.

  4. Hallo!
    Erst mal danke für den tollen Blog, ich lese die neuen Beiträge immer sehr interessiert!
    Ich hätte mal eine allgemeine Frage:
    Dürfe die TW 3000 grundsätzlich im normalen Betrieb mit drei Wagen fahren? Laut Daten ist ja der Wagen 25 Meter lang und würde damit die 75 Meter bei einem Drei-Wagen-Zug einhalten, aber „über Kupplung“ sind sie 25,16 Meter lang, was den Wert ja sprengen würde.
    Grade bei Strecken wie z.B. der Linie 4, bei der ja in der Regel schon Drei „Silberpfeile“ eingesetzt werden, wäre es ja perspektivisch gesehen ohne Drei-Wagen-Züge gar nicht möglich, die vielen Menschen zu befördern.
    Ich freue mich schon auf eine Antwort!

    • Hallo Jasmin, ja, der TW 3000 darf als 3-Wagen-Zug fahren. Das tut er tatsächlich bereits bei einigen Zügen auf der Linie 7. Die Wagen sind genau deshalb mit 25m geplant wurden. ;)

  5. wird es eigentlich auch neue Bahnen geben, wo 2 Wagen durchgängig begehbar sind, wie bei einigen Silberpfeilen? Denn leider musste ich gerade auf der Linie 3 feststellen, dass bei den 2 Wagenzügen ein Wagen häufig sehr voll und der zweite häufig leerer ist.

    • Das Gehalt wird durch den Tarifvertrag geregelt und setzt sich ja z.T. auch durch Zuschläge und andere soziale Leistungen zusammen. Im persönlichen Gespräch wird das dann genau besprochen.

  6. Hallo, ich war letzten Samstag bereits zum zweiten mal in Hannover zu Besuch und habe eure Dienstleistungen der Stadtbahn in Anspruch genommen. Kann da großartig nicht meckern, kam immer pünktlich und zuverlässig an meine Ziele! :)

    Aber: Werden Samstags bewusst auf allen Linien (außer 11 und 17) nur Fahrten mit zwei Wagen angeboten? Auf der 4 z. B. wo ja unter der Woche “Drillinge“ unterwegs sind, wurde es stadteinwärts ab Lister Platz schon arg voll, ich würds angebracht finden, wenn man zumindest noch Samstags einige Drillinge fahren lässt. Erfahrungsgemäß sind Sonntags zwei Wagen ausreichend.

    Liebe Grüße aus Frankfurt/Main!

    • Hallo Dean, unser Fahrzeugeinsatz orientiert sich an den Fahrgastzahlen, die die Kollegen im Blick haben. Aus diesem Grund sind am WE tatsächlich nur 2-Wagen-Züge im Einsatz. Unter der Woche fahren mehr Menschen mit uns, daher rechnet sich ein dritter Wagen am Wochenende nicht. Aber wie gesagt, die Zahlen werden regelmäßig erhoben und dann wird darauf natürlich entsprechend reagiert. LG, Christine Wendel

  7. Ein Stadtbahnwagen hat rund 50 Sitzplätze und darüberhinaus rund 100 Stehplätze! Natürlich freut man sich, wenn man einen Sitzplatz ergattern kann. Aber die eigentliche Stärke des ÖPNV besteht darin, dass in den Hauptverkehrszeiten, wenn der Andrang groß ist, neben den 50 Sitzplätzen auch noch 100 Stehplätze pro Wagen zur Verfügung stehen. Denn so können in einem Dreiwagenzug rund 450 Fahrgäste mitfahren.
    Zum Vergleich: Würden diese Fahrgäste anstatt mit der Stadtbahn jeder mit dem eigenen Auto fahren, dann ergäbe das eine Autoschlange von 450 x 5m = 2,25 km Länge! Und das wäre Stoßstange an Stoßstange gemessen.
    Da schon bei Tempo 30 km/h ein Sicherheitsabstand zwischen den Fahrzeugen von jeweils rund 15 m (die Hälfte der Tachoanzeige in m) dazugerechnet werden müssen, ergibt das eine Auto-Schlange von 2,25km + 2,25km x3 = 10km!
    So viel Straßenverkehrsfläche also kann eingespart werden, wenn Menschen mit dem ÖPNV anstatt mit dem Auto mobil sind! Naja – abzüglich der rund 75m, die ein Dreiwagenzug der Stadtbahn lang ist.
    Es ärgert mich deshalb jedesmal außerordentlich, wenn Politiker fordern, die Ampelvorrangschaltung für Busse und Bahnen zurückzunehmen. Können die nicht rechnen? Es muss doch wirklich alles getan werden, um die Menschen davon zu überzeugen, mit Bussen und Bahnen anstatt mit dem Auto zu fahren. Die Ampelvorrangschaltung für den ÖPNV gehört unbedingt dazu!

  8. Hallo, ich fahre regelmäßig mit dem 128 Bus zur Arbeit in der City. Bekanntlich wird der durch die Bauarbeiten in der Kurt – Schumacher Straße großräumig umgeleitet. Die StraßenBauarbeiten sind nun so gut wie fertig. Mich interessiert, ab wann der Bus 128 die neue Haltestelle Rosenstraße bedient. Vielen Dank für eine Antwort.

    • Hallo Bernd, die Buslinien 128/134 fahren leider noch bis mindestens 3. Quartal 2017 die Umleitung über die Celler Straße. LG, Christine

      • Hallo Christine, vielen Dank für die schnelle Antwort. Sehr bedauerlich ist das aber schon, dass eine schön barrierefrei ausgebaute Haltestelle fast ein Jahr nicht bedient wird. VG Bernd

  9. Da ja im Innenstadtbereich durch die vielen Baustellen der Busverkehr erheblich eingeschränkt, dachte ich die Ringbuslinien, die diesen kritischen Bereich umfahren, sind eine Lösung. Aber Pustekuchen!
    Wenn man in der List (Jakobistraße) morgens so gegen 8 Uhr in die Linie 100 zusteigen möchte, kommt eigentlich nie ein Bus punktlich. Oftmals wartet man sogar, trotz 10 Minutentakt, über 20 Minuten auf den nächsten Bus, und der ist dann natürlich auch noch hoffnungsvoll überfüllt. Alle Fahrgäste inkl. Busfahrer sind total entnervt. Fallen einzelne Busse aus? Kann man da nicht irgendetwas machen z.B. Verstärkerfahrten, um wenigsten diese zu Lücken verhindern? VG

    • Ja, auch die Linie 100/200 ist von den Verspätungen betroffen. Der Grund für die Lücken ist aber: Die Busse stehen im Stau. Deshalb sind auch Verstärker keine Option, denn diese stehen dann ja auch im Stau. Wie Sie ja auch geschrieben haben, ist diese Situation auch für die Kollegen nicht einfach. :-/

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