Alles andere als benebelt: Frische Luft in Bus und Bahn im Test
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Alles andere als benebelt: Frische Luft in Bus und Bahn im Test

Jeder von uns kennt wohlmöglich „müffelnde“ Begegnungen in Bus oder Bahn. Die Sitznachbarin mit dem penetranten Parfüm oder der Typ mit der Pommes-Tüte. Die sind zwar schon vor zwei Haltestellen ausgestiegen, aber die  Nase kann sie immer noch riechen. Seit der Coronapandemie ist das Thema Frischluft überall dort, wo sich viele Menschen aufhalten natürlich noch präsenter – wegen der Aerosole. Darum haben wir uns folgende Frage gestellt: Wie lange hält sich die Raumluft in Stadtbahn und Bus?

Der Test

Aerosole sind in aller Munde – bzw. sind es die kleinen Partikel, die wir ausatmen. Sie können Krankheitserreger enthalten und diese Krankheiten – wie das Corona-Virus – verbreiten. In (teils) geschlossenen Räumen, in denen viele Menschen aufeinandertreffen, ist die Frage nach der Lüftung deshalb besonders relevant. Bei der ÜSTRA haben wir einige Nebelversuche in unseren Fahrzeugen durchgeführt, um herauszufinden: Wie lange fährt eigentlich die gleiche Luft mit? Schließlich passt in unsere 12- und 18-Meter langen Busse bzw. in die 25-Meter langen Stadtbahnen jede Menge Luft. Wie lange dauert es, bis die Raumluft einmal vollständig ausgetauscht ist?

Am „Abdampfen“: Für das Experiment wurden alle Fahrzeugtypen mit Bühnennebel gefüllt und die Zeit gemessen bis dieser verschwunden und die Innenraumluft ausgetauscht ist. (Foto: Florian Arp)

Die  Ausgangslage

Grundsätzlich fahren wir mit den Hygienebedingungen in unseren Fahrzeugen bereits gut: Durch das regelmäßige öffnen der Türen an den Haltestellen und Stationen, kommt stetig frische Luft in die Fahrzeuge. Auch die Fenster sind während der Fahrt nicht verriegelt und schaffen – wenn geöffnet – einen ständigen Luftaustausch.

Die Verneblungstests

Der Aufbau des Nebelversuchs gestaltete sich folgendermaßen: Um den Raumluftaustausch sichtbar zu machen, wurden alle Fahrzeugtypen (Solo- und Gelenkbus, sowie TW 6000, TW 2000, TW 3000) mit Bühnennebel geflutet. Die Busse hielten alle 400 Meter und öffneten wie beim Fahrgastwechsel die Türen für ca. 10 Sekunden. Die Stadtbahnen stoppten alle 85 Sekunden – das ist die durchschnittliche Fahrtzeit von einer zur nächsten Haltestelle – und machten die Türen für je 12 Sekunden auf. So wurde der Linienbetrieb simuliert und der Versuch einige Male durchgeführt: Jeweils mit an- bzw. ausgeschalteter Lüftung sowie mit geöffneten und geschlossenen Fenstern. Gemessen wurde die Zeit, die es dauerte bis der Nebel vollständig verzogen und die Luft im Fahrzeug somit komplett ausgetauscht war.

Bühne frei: Die Fahrzeuge werden mit Bühnennebel geflutet. (Foto: Florian Arp)

Der Nebel lichtet sich schnell

Lange dauert es nicht bis der Durchblick im Wageninneren wieder gegeben ist: Im Bus finden im Durchschnitt 10,8 vollständige Raumluftwechsel pro Stunde statt.

In den Stadtbahnen wird auch nicht lange im Nebel gestochert: Hier wird die komplette Raumluft durchschnittlich 7,4 Mal innerhalb einer Stunde ausgetauscht – unter den besten Bedingungen sind sogar bis zu 11 Raumluftwechsel möglich. In beiden Fahrzeugarten geht der Luftaustausch wesentlich schneller vonstatten, wenn die Lüftung eingeschaltet und die Fenster geöffnet sind.

Das sind Zahlen, die nicht ganz so einfach einzuordnen sind. Darum ein Vergleich: Ein Raumluftaustausch von zehn Mal pro Stunde entspricht in etwa Laborbedingungen. Wir sind also gut unterwegs und vor allem schnell mit frischer Luft versorgt.

Unsichtbare Belastungen? Messung der Luftqualität

CO2-Messung im Linienbetrieb: Wie hoch ist der Kohlenstoffdioxidgehalt in der Raumluft? (Foto: Florian Arp)

Im Rahmen der Versuche ist nicht nur untersucht worden, wie lange sich die Luft in den Fahrzeugen hält, sondern auch wie hoch die Luftqualität grundsätzlich ist. Dazu wurden CO2-Messgeräte in Linienfahrzeugen angebracht und damit die CO2-Belastung im laufenden Fahrgastbetrieb gemessen. Da sich dieser Wert in Korrelation zu einer möglichen Aerosolbelastung setzen lässt, kann so ein Eindruck über die Luftqualität innerhalb der Fahrzeuge gewonnen werden.
Auch hier bestätigt sich, dass das Hygienekonzept der ÜSTRA funktioniert: Durchschnittlich wurden hier Werte im Bereich 550 bis 650 ppm (parts per million) gemessen. Zur Einordnung: Das Umweltbundesamt bewertet einen CO2-Gehalt, der unter 1.000 ppm liegt, als gute Hygieneverhältnisse. Die Berufsgenossenschaften empfehlen ab einer CO2-Belastung von 800 ppm in geschlossenen Räumen zu lüften – beide Wertgrenzen werden in den Fahrzeugen unterschritten.

Türen und Fenster auf – damit es durchzieht

Das Ergebnis zeigt: Je mehr Lüftungsmöglichkeiten genutzt werden, desto schneller geht der Raumluftaustausch vonstatten. Ebenso schnell lässt sich die Aerosolbelastung zunächst verdünnen und schließlich austauschen.
Aus diesem Grund werden bei uns auch jetzt, wo die Temperaturen kälter werden, weiterhin an allen Haltestellen und Stationen die Bus- und Bahntüren geöffnet. Außerdem bleiben die Fenster unverriegelt: Ihr könnt sie jederzeit während der Fahrt selbst öffnen, sollte sie ein Fahrgast vor euch mal geschlossen haben, weil es ihm zu frisch geworden ist. Das schafft Durchzug und hilft gegen Aerosole – und sogar gegen lästigen Gerüche.

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Beruhigungsversuch, um über mangelhafte Maskenkontrollen hinwegzutäuschen ! Selbst Personal trägt oft ein Kinnmaske oder Mundmaske statt MNB, wie soll so jemand andere kontrollieren ?

    Ich meide so gut wie möglich Üstra seit Corona.

    • Hallo, nein, eine „Verneblungsstrategie“ ist das nicht ;) Es zeigt, dass die Luftqualität in unseren Fahrzeugen grundsätzlich gut ist. Was Kontrollen angeht: Flächendeckende Maskenkontrollen sind aus personellen Gründen nicht zu schaffen, Fahrkartenkontrollen ja auch nicht jederzeit in jedem Fahrzeug stattfinden. Unser Personal ist selbstverständlich ebenso wie die Fahrgäste verpflichtet (außerhalb ihres Fahrerstandes) eine OP-/FFP2-Maske zu tragen und tun dies auch. Sollte es tatsächlich mal vorkommen, dass Mitarbeitende diese nicht korrekt tragen, wäre uns mit einem konkreten Hinweis (Datum, Uhrzeit, Linie, Fahrtrichtung) sehr geholfen (am besten per Twitter/Facebook), da wir dem nachgehen können und so gezielt sensibilisieren könnten.
      Viele Grüße

  2. Guten Morgen,

    liebe Üstra, ja, auch ich gehöre zur Gruppe der Kritiker. In Bussen und Bahnen sind seit einiger Zeit fast alle Fenster geöffnet, es ist fast überall kalt und sehr zugig. Nicht auszuhalten und wirklich ein Mangel an Komfort. Außerdem möchte ich gerade in diesen Zeiten nicht ständig erkältet sein, überall tropfende Nasen. Brechen Sie den ‚Versuch‘ bitte so schnell wie möglich ab.

    Vielen Dank!

    • Hallo Herr Sartor,
      der „Versuch“ bestand in erster Linie darin, dass getestet wurde, unter welchen Bedingungen die Raumluftwechsel am schnellsten stattfinden. Dass nun – trotz der kälteren Jahreszeit – die Fenster geöffnet bleiben, ist das Ergebnis des Versuchs – denn je mehr Luftzufuhr möglich ist (Lüftung, geöffnete Fenster, Öfnnen aller Türen beim Halt), desto geht der Luftaustausch vonstatten und Aerosole können sich nicht so lang im Fahrzeug halten. In der Tat stehen wir da nun in einem Zielkonflikt zwischen Luftqualität und Fahrkomfort. An der Stelle haben wir uns aus Gründen der Pandemiebekämpfung dafür entschieden, in dieser Situation auf den schnelleren Luftaustausch zu setzen, um die Aerosolbelastung möglichst gering zu halten. Wenn es auf einem Sitzplatz dennoch mal zu zugig ist, können Sie das Fenster dort auch zuklappen.
      Viele Grüße
      Mandy Hupe

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