Es ist ein ganz gewöhnlicher Mittwochabend, als ich auf dem Betriebshof Leinhausen in einen Silberpfeil einsteige. Das Bild was sich mir dort bietet, ist aber alles andere als normal: Etliche junge Männer und Frauen turnen gut gelaunt im gesamten Fahrzeuginneren herum. Normalerweise ist das nicht erlaubt. Wie heißt es so schön in den Beförderungsbedingungen: „Jeder Fahrgast ist verpflichtet, sich im Fahrzeug stets einen festen Halt zu verschaffen, der auch im Falle einer Gefahrenbremsung ausreichend sein muss.“
Doch an diesem Tag ist das Rumturnen ausdrücklich erlaubt. Denn die Akteure trainieren erstmals für das neue GOP Programm „metropolitan – Die ÜSTRA Jubiläumsshow“. Eine absolute Premiere, denn noch nie gab es eine Varieté Show zum Thema Nahverkehr. Und die beteiligten Kooperationspartner können gleich drei Jubiläen feiern, denn das GOP wird 25, das Feuerwerk der Turnkunst 30 und die ÜSTRA 125 Jahre alt. Der Regisseur Knut Gminder ist ebenfalls mit an Bord des TW 2000 und erläutert mir das Konzept der Show. Es wird eine Bahnfahrt durch Hannover inszeniert – über und unter Wasser. Dabei gibt es Artistik in einem Raum, der für Artistik eigentlich nicht geeignet ist. Denn wenn die Show vom 31. August bis zum 29. Oktober 2017 läuft, wird auf der Bühne des GOP keine Kulisse stehen, sondern auf 11,50 Meter Breite erstreckt sich das Innenleben einer echten Stadtbahn, die dafür längs geteilt wird.
Bis es soweit ist, wird fleißig in einem echten Silberpfeil geübt. Mein Blick fällt direkt hinter die Fahrerkabine, wo Anna die Haltestangen für ihren Poledance-Act austestet. Normalerweise hat sie bei ihren Auftritten nur eine, für die ÜSTRA Show wird sie mit 3 Haltestangen arbeiten, davon einer beweglichen. „Das ist eine echte Herausforderung, denn in der Bahn habe ich viel weniger Platz als sonst, aber dadurch ergeben sich auch viele neue interessante Bewegungen“, erzählt mir Anna.
Im Mittelteil der Bahn hängt der „Got to Dance“ Gewinner Pierre Büchner vom Artistenduo „Duo Piti“ von der Decke. Was in Turnerkreisen „Schwalbe“ genannt wird, sieht bei Pierre nahezu mühelos aus. Doch dahinter steckt ein enormer Kraftakt, bei dem sich der Turner zwischen den Ringen mit waagerecht nach hinten gestreckten Beinen nur mit den Armen hält. Das geht nur mit täglich hartem Training. Übrigens hat Pierre sogar eine direkte Verbindung zur ÜSTRA: Denn wenn er nicht gerade mit seinem Partner Timo Gödeke trainiert oder irgendwo auftritt, hat er auch noch einen – wie er sagt – bodenständigen Job bei der ÜSTRA Tochter X-CITY MARKETING, die für die Verkehrsmittel- und Plakatwerbung zuständig ist.
Insgesamt sind 17 Artisten an der metropolitan-Show beteiligt. Sie präsentieren ein rund zweistündiges Programm gespickt mit viel Artistik aber auch Tanzeinlagen von Breakdance bis zu Hiphop. Dafür nutzen sie alle nur denkbaren Hilfsmittel, die eine Stadtbahn zu bieten hat.
Was ich während meines Probenbesuchs gesehen habe, hat auf alle Fälle mein Herz höher schlagen und meine Vorfreude auf die Show steigen lassen. Und ich glaube nicht nur, weil ich eingefleischte ÜSTRAnerin bin und gleichzeitig als Sportwissenschaftlerin auch ein großes Herz für den Turnsport habe. Wer bis jetzt noch nicht restlos überzeugt ist, sollte einen Blick in das Video werfen.
Eine Sache liegt mir noch am Herzen. Auch wenn es den ein oder anderen jetzt reizen mag, selbst mal die Turngeräte in Bahn oder Bus auszutesten. Bitte macht das nicht nach. Die Artisten sind alle seit Jahren in der Turn- und Sportakrobatik zuhause. Für das Programm üben sie mit Extragenehmigung in einem stehenden Fahrzeug auf unserem Betriebshof. Wer wirklich neugierig ist, kommt einfach ins GOP und wer weiß, vielleicht kann man nach der Show auch mal selbst austesten, was da so geht.
Karten für die Show „metropolitan – Die ÜSTRA Jubiläumsshow“ gibt es ab 1. Juni für 15 bis 39 Euro zu kaufen, inkl. Essen in der Gondel ab 44 Euro.
toll :-) gute idee, die bilder sind schön. super beitrag
Wir haben mit unseren Calisthenics-Sportlern ein Sicherheitsvideo gedreht. Mehr dazu in unserem Blog.
https://swefuererfurt.de/2016/10/05/calisthenics-bei-der-evag/