Hannover lieben lernen in 3 Akten
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Hannover lieben lernen in 3 Akten

Es war ein milder Tag im März als ich zum ersten Mal den Weg nach Hannover finden sollte. Der Anlass: Mein Vorstellungsgespräch bei der üstra. Als typische Rheinländerin bin ich schon ganz gut rumgekommen, immer im Hinterkopf die rheinische Lebensfreude in die Welt zu transportieren. In die Leinestadt hatte es mich aber noch nie verschlagen. Sowieso erschien mir vorher alles zwischen Pott, Hamburg und Berlin eher wie eine Eiswaffel ohne Eis: leer und langweilig. Wie hätte ich denn wissen können, wie schnell sich so eine Eiswaffel füllen lässt.

Akt 1: Und Sie sind …?

Nach nur wenigen Stunden Verspätung stieg ich leicht verknittert aus meinem Zug. Zum Glück hatte ich genug Zeit eingeplant, da ich vor meinem Termin ausreichend hannoversches Ambiente einsaugen wollte. In Eile schlängelte mich durch die Menschenmassen am Hauptbahnhof, um dann etwas ratlos unter dieser großen Reiterstaue zu stehen. „Wieso stehen hier so viele wartende Menschen? Wie eine Haltestelle sieht das hier nicht aus? Und überhaupt: Wo ist die Haltestelle der Linie 10?“ Ohne zu wissen in welche Richtung, tapste ich langsam über den Ernst-August-Platz und wunderte mich, wer wohl den ganzen Tag in dieser kleinen üstra Box arbeitet. Schon sah ich die grüne 10 an mir vorbeirauschen und erwischte sie noch gerade so. Gestresst kam ich am Hohen Ufer an und traf dort auf meinen ersten Einheimischen: unseren Pförtner. Und schon war das Klischee des verschlossenen und ernsten Hannoveraners dahin. Mit einer Menge Smalltalk schaffte er es, dass ich doch entspannt in das alles verändernde Vorstellungsgespräch gehen konnte.
Anschließend blieb keine große Zeit mich endlich der Landeshauptstadt zu widmen. Der Zug in die Heimat hatte diesmal keine Verspätung. So war mein erster Kontakt mit Hannover also eher ein flüchtiges Zusammenstoßen. Durch die zukünftigen Kollegen, die ich kennenlernen dürfte, blickte ich mich nach dem Aufprall aber doch gerne nochmal um.

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Akt 2: Die ersten Dates

Wenige Tage später erhielt ich dann die Nachricht: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben es geschafft!“ Nach den ersten drei Luftsprüngen realisierte ich dann, dass ich das Rheinland tatsächlich gegen Hannover tauschen würde…verrückt. Bloß nicht zu viel darüber nachdenken, einfach machen! Also stopfte ich mir ein paar Wochen später einen ganzen Tag voll mit Besichtigungsterminen für mein neues Heim. Einen Tag lang ging es im Zick Zack durch ganz Hannover. Natürlich konnte das nur mit der üstra geschehen, schließlich sollte der neue Arbeitgeber auch ordentlich auf die Probe gestellt werden. Als ich endlich das Konzept der Buslinien 100 und 200 verstand, lief es dann auch reibungslos und ich kam zu jedem Termin pünktlich. Ich konnte mir Gegenden ansehen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Dabei war es gar nicht so leicht den Kontrast zwischen Schulenburger Landstraße und Lichtenbergplatz in nur 20 Minuten Fahrtzeit zu verdauen.
Beim ersten vorsichtigen Rantasten kommt es ja aber auch auf die inneren Werte an, also die Hannoveraner selbst. Auch wenn die Grundstimmung dank Nieselregen etwas getrübt war, schwang immer eine Herzlichkeit mit, die ich in anderen Großstädten oft vermisst habe. Denn hier wurde mir der richtige Weg nicht nur erklärt, er wurde gemeinsam gegangen. Hier bekam ich nicht nur spontane Termine mit Vermietern, sondern auch hilfreiche Tipps, für das Leben in der neuen Stadt. Der Großteil der Menschen, die ich hier traf, gab mir das Gefühl nicht nur ein Gast zu sein, sondern ein zukünftiger Hannoveraner und das war kein schlechtes Gefühl.

Akt 3: Die rosarote Brille

Die Zeit raste nur so an mir vorbei und schon stand das große Umzugswochenende bevor. Als wollte mir Hannover ein Einzugsgeschenk machen, funktionierte einfach alles wie geschmiert: Kein Stau auf der Hinfahrt, ein Parkplatz direkt vor der Haustür und eifrige Helfer ohne Rückenprobleme. Und auch der erste Tag als offizielle Hannoveranerin, ließ nichts zu wünschen übrig. Nachdem ich beim Bürgeramt nicht warten musste, sondern vor meinem eigentlich Termin dran kam (wer hat schon einmal von so etwas gehört?), in der Ernst August Galerie noch ein paar Dekorationsartikel kaufte und das letzte Regal aufbaute, war die Zeit endlich reif die Innenstadt zu erkunden. Zum ersten Mal schlenderte ich auf der Georgstraße, betrat die schmalen Gassen der Altstadt und verschaffte mir auf dem Neuen Rathaus einen Überblick. Dabei war ich jedes Mal erstaunt, wie eine Stadt an der einen Ecke so groß und an der nächsten wieder so beschaulich wirken kann. Für mich ist es aber genau dieser Kontrast, der mich immer wieder packt. Bis heute lerne ich jeden Tag Neues über meine Wahlheimat kennen und fühle mich trotzdem wie zu Hause. Oh Hannover, hör nie auf, mich in deinen Bann zu ziehen!

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: üstra‘sche Farbenlehre: So bunt sind Hannovers Strecken | Fahrtenbuch

  2. Ich hatte diese Erlebnisse vor fast 40 Jahren. Allerdings konnte ich in der ersten Zeit nichts mit dem Einheimischen anfangen. Die Leute, die ich kennenlernte und mir sympathisch waren, waren alle zugezogen. Das hat sich aber bald gegeben. Heute zähle ich zu meinem engen Freunden auch Hannoveraner. Es hat auch nicht lange gedauert, bis ich mich hier zu Hause fühlte.

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