Wenn Holger Jäckel neben seinen Bussen steht, kann man ihm die Freude von den Augen ablesen. Denn während andere sich ein neues Auto oder das neuste Smartphone bestellen, kauft er sich vielleicht gerade den nächsten Oldtimer-Bus.
Schon als Fünftklässler hatte Holger ganz andere Interessen als seine Schulkameraden. Während seine Kumpels sich über Fußballer unterhielten oder Mädchen ärgerten, studierte er Busfahrpläne und Fahrzeugnummern. Alles begann auf dem Weg zur Schule – den hat Holger nämlich jeden Morgen mit dem ÜSTRA Bus zurückgelegt. Damals war er beeindruckt davon, dass Busse nach Fahrplänen fuhren und tatsächlich (fast) immer pünktlich kamen: „Ich habe mich damals immer gefragt: Wie kriegen die das hin?“ Doch nicht nur die Busse begeisterten den Schüler, auch die Fahrer hat er von Anfang an bewundert. „Damals waren die Fahrer der ´Chef` im Bus, man hatte riesen Respekt vor ihnen, schließlich hatten die ja auch so wichtige Mützen auf.“
Holger freundete sich mit den Fahrern an, plante selbst aufwendige Busrundfahrten und lernte so jeden Samstag immer mehr von Hannover und seiner, damals schon, heißgeliebten ÜSTRA kennen. Er begann auch die Fahrzeuge zu fotografieren und hatte sich schnell einen Lieblingsbus, den grünen MAN 7704, ausgeguckt. Irgendwann kannte er sämtliche Linien und alle Fahrpläne und durfte bei den Fahrern sogar hin und wieder die Türknöpfe bedienen – ein riesen Highlight für ihn. Und so war Holger schon ziemlich schnell klar: Das will ich auch!
Gesagt, getan: Zwar machte Holger seinen Eltern zuliebe erst noch Abitur – sein Berufswunsch war aber längst klar. Und so schickte er, statt sich an der Uni einzuschreiben, nur eine einzige Bewerbung ab – an die ÜSTRA. Fast unnötig zu erwähnen, dass Holger auf die Einstellungsfrage „Was wissen Sie über die ÜSTRA?“ auf über drei Seiten seine ÜSTRA wie im Schlaf erklärte und schon kurze Zeit später seine Ausbildung als Automobilmechaniker begann. „Für mich war das damals einfach unglaublich. Ich durfte plötzlich an meinem Lieblingsbus rumschrauben und wurde auch noch dafür bezahlt – wie im Traum“, erinnert sich Holger heute. Sogar das Busfahren konnte er, dem Personalmangel während der EXPO 2000 sei Dank, bei der ÜSTRA lernen.
Doch all das reichte Holger noch nicht, er hatte größeres vor: „Ich wollte mir endlich den Traum von einem eigenen Bus erfüllen. Der Job bot mir dafür alle Möglichkeiten: Ich konnte lernen wie man Busse repariert, selber fahren und gleichzeitig Geld für meinen eigenen Bus ansparen.“ Und so kaufte sich Holger 1999, im Alter von 22 Jahren, seinen ersten eigenen Omnibus. „Das war schon was Besonderes. Busse stehen ja nicht einfach im Supermarktregal.“ Doch einen kleinen Wehrmutstropfen gab es noch. Die ÜSTRA hatte seinen Lieblingsbus bereits 1994 verkauft. Davon ließ sich Holger aber nicht aufhalten und stellte über einen Kollegen Kontakte ins ehemalige Jugoslawien her, denn dorthin hatte es die ausrangierten ÜSTRA Fahrzeuge verschlagen. Nach vielen Verhandlungen holte sich Holger seinen grünen Kindheitstraum 2003 endlich nach Hannover zurück. Die unzähligen baugleichen Ersatzteile, die er dafür in ganz Deutschland zusammen sammelte, lagerte er einfach in seinem alten Kinderzimmer und der Garage der Eltern ein.
Zehn Jahre später, 2013, war sein Lieblingsbus dann endlich fertig. „Es war ein sensationelles Gefühl, mit meinem eigenen Bus die ehemalige Schulstrecke abzufahren. Da war ich schon mächtig stolz.“ Inzwischen zählen noch ein paar weitere alte Busse zur Holgers Fuhrpark und er arbeitet mit Freude daran, sie für zukünftige Generationen als Stück Geschichte aufzubewahren. Als Oldtimer-Fan würde er sich jedoch nie bezeichnen: „Ich bin kein Oldtimer-, sondern Busfan. Dafür das die Busse älter werden und heute als „historisch“ angesehen werden, kann ich ja nichts.“
Das kann ich nachvollziehen,eine tolle Einstellung aber da zu ist viel Platz nötig,den viele leider nicht haben
Ich wollte schon seit dem ich 4jahre alt war busfahrer bei der üstra werden bin jetzt 14 will es immernoch und damals durfte ich auch immer knöpfe drücken
Hallo Frau Reichel!
Vielen Dank für den „Busfan“-Artikel, den ich erst eben gelesen habe, weil ich im Urlaub „offline“ war. Sie schreiben, das der Lieblingsbus von Holger Jäckel der grüne MAN 7704 ist, aber nicht warum es gerade dieser Bus ist. Können Sie mir verraten warum der Bus der „Lieblingsbus“ ist? Vielen Dank im Voraus für die Antwort!
Ihnen und allen ÜSTRAnerinnen und ÜSTRAnern einen guten Rest des Septembers wünscht ÜSTRA-FAN Stefan Fastenau
Hallo Stefan,
ich habe Holger mal gefragt. Er mag diesen Bus am liebsten, da er genau mit DIESEM Bus (bzw. diesem Bustypen) immer zur Schule gefahren ist. Ein Stück fahrende Kindheitserinnerung sozusagen.
Viele Grüße,
Ramona
So viel Leidenschaft, mit der jemand für seinen Job und auch sein Hobby brennt. Das finde ich einfach herrlich!
Es ist schade, das in solchen Artikeln unerwähnt bleibt, das viele andere Menschen daran beteiligt waren, diese alten Üstra Busse am laufen zu halten.
Nämlich die Kollegen, die durch Ratschläge, vor allem aber durch tatkräftige
Unterstützung mit geholfen haben, die Technik instand zu setzen. Ein paar Monate Ausbildung, davon ein Bruchteil an diesem Fahrzeug Typ reichen dazu bei weitem nicht aus.
Hallo,
bei dem Artikel ging es uns darum, Holger und seine Leidenschaft vorzustellen. Wie viel Arbeit alle Kollegen, damals wie auch heute, in unseren Bus- und Bahnwerkstätten leisten, steht außer Frage.
Viele Grüße,
Ramona Reichel
Ein Bus-Fan bei der ÜSTRA zu finden, ist genau mein Problem. Also versuche ich es einmal bei diesem netten Busfahrer.
Suche ein ÜSTRA-Archiv (falls es so etwas gibt ..), oder ggf. einen Oldtimer-Bus-Fan, der mir etwas zu einem Büssing-Bus sagen kann, der von 1936-1954 in Hannover im Einsatz war. Grund : Dieser Bus kam von 1954 -1965 nach Umbau zum Schienen-fahrzeug ( ! ) durch die WEG-Werkstatt ( Württ. Eisenbahn Gesellschaft) in Neuffen auf der Schmalspur-Strecke von Amstetten nach Laichingen zum Einsatz.