Die Geschichte hat ihre Spuren hinterlassen: Wenig einladend, dafür sehr markant ragt der Spitzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem weiträumigen Gelände des Betriebshofs Leinhausen empor. Mit dem Ausbau des S-Bahn-Netzes im Großraum Hannover anlässlich der Expo wurde er 1998 in Betrieb genommen, heute wird er als S-Bahn-Werkstatt und ÜSTRA Betriebshof genutzt. Der Hof ist der neueste von insgesamt fünf weiteren, von denen wiederum drei Stadtbahnen beheimaten. Bahnen der Linien 4, 5, 6 und 11 werden dort über Nacht fit gemacht, damit sie Tag für Tag zuverlässig fahren können.
Die erste Bahn des Tages fährt um 19.47 Uhr ins Depot ein, die letzte Bahn macht um 02.44 Uhr Feierabend. Insgesamt 103 Fahrzeuge sind im Nordwesten Hannovers stationiert, 78 sind davon täglich im Einsatz.
„Die restlichen 25 Bahnen stehen zur Reserve bereit, sie kommen z.B. bei Großveranstaltungen zum Einsatz“, erklärt Dirk Goihl, Gruppenleiter der Werkstatt. Jede einlaufende Bahn bekommt über das Betriebshof-Management-System vom zuständigen Disponenten via Anzeigentafel ein Abstellgleis für die nächtliche Betriebspause zugewiesen. Auf einem großen Monitor kann man genau verfolgen, welche Bahn sich wohin bewegt.
Waschen, föhnen, fahren!
Das Gelände in Leinhausen ist so etwas wie eine kleine Klinik für Züge. Mechaniker, Disponenten und ein Reinigungsteam kümmern sich um die Wehwehchen wie kleine Unfallschäden, blockierte Türen, kaputte Scheinwerfer oder die Erneuerung von Radsätzen. In riesigen Wartungshallen stehen die Mechaniker unter den tonnenschweren Bahnen in der Grube, damit sie bequem alles Nötige reparieren und austauschen können.
Auf den zwei Besandungsgleisen können bis zu vier Bahnen gleichzeitig mit Sand „betankt“ werden. Dieser wird dann automatisch beim Fahren unter die Räder geblasen, um die Reibung zwischen Rad und Schiene zu erhöhen und so ein Durchrutschen der Räder zu verhindern. „Je nach Wetter und Fahrstil brauchen unsere Fahrzeuge mehr oder weniger Sand im Tank“, erklärt Goihl. Für rund 20 Bahnen steht pro Nacht ein ausgiebiger Waschgang an. Große blaue Bürsten schrubben die Bahnen außen von allen Seiten vollautomatisch blitzblank. Dabei ist die ÜSTRA auch umweltfreundlich unterwegs, denn die Waschanlage wird mit Regenwasser betrieben. Innen wischt das Reinigungsteam der ÜSTRA Tochter protec service GmbH, bis alles wieder sauber ist. Selten stoßen die Mitarbeiter auch mal auf einen schlafenden Fahrgast, der seine Haltestelle verpasst hat.
Nachts werden die Weichen für den nächsten Tag gestellt.
Sobald der Auslaufplan für den nächsten Tag erstellt ist, d.h. Fahrer, Linien, Kurse und Bahnen entsprechend zugeordnet wurden, sind alle Weichen für den neuen Tag gestellt. Der beginnt in Leinhausen um 3.18 Uhr, wenn die erste Bahn wieder ihren Betrieb aufnimmt. Bevor es losgeht, checkt der Fahrer noch einmal die Elektronik und meldet die Bahn über Funk bei der Betriebsleitstelle an. Im Minutentakt startet dann Bahn für Bahn ins Streckennetz.
Konnten alle Störungen reibungslos behoben werden, fährt der letzte Wagen um8.08 Uhr vom Hof.
[Dieser Text ist ursprünglich im aktuellen „GVH Journal“ erschienen.]