Sonntagabend, 20 Uhr. Während Hannover die Füße hochlegt und sich auf den Tatort freut, treffen sich Dietmar Heintz und sein Kollege Karsten Eggers auf Glocksee an Gleis 42. Vor ihnen liegt kein ruhiger Fernsehabend. Sie starten in ihren Arbeitstag, denn die ÜSTRA schläft nie. Nachts, wenn die Bahnen auf den Betriebshöfen einlaufen, rücken die Kollegen der Abteilung „Haltestellen und bauliche Anlagen“ aus und kümmern sich um alles, was tagsüber während des engen Takts der Bahnen nicht erledigt werden kann.
Ein Großteil der Aufgaben sind geplante Überprüfungen: Das Team kontrolliert regelmäßig die baulichen Einrichtungen in den Tunnelstationen, checkt die Feuerlöscher in den Notrufsäulen und überprüft alle zehn Wochen die Funktion ebendieser. In dieser Nachtschichtwoche steht für die gelernten Industriemechaniker aber eine ganz besondere Kontrolle auf dem Plan: Einmal im Jahr müssen die Tore an den Tunnelrampen geschlossen und wieder geöffnet werden. Heute beginnen die Kollegen mit den ersten beiden Rampen „Christuskirche“ und „Altenbekener Damm“, am Ende dieser Woche sind dann alle sieben Tore überprüft und geölt.
Zeit für prüfende Blicke und Reparaturen
Bis Mitternacht müssen sich die Kollegen aber noch gedulden. Zu viele Bahnen sind bis dahin unterwegs. Daher werden zahlreiche Arbeiten im Gleisbereich in die Zeit der Betriebspause gelegt und sind damit auch nur unter der Woche durchführbar. Eggers fasst es zusammen: „Wenn die Bahnen in einem größeren Takt fahren, beeinträchtigen wir den Verkehr nicht zu sehr und die Hannoveraner bekommen gar nicht mit, dass die Gleise oder Zugänge überprüft oder repariert werden.“ Deshalb folgt erst einmal der obligatorische Rundgang durch die Stationen: Für Heintz und Eggers geht es zur Stadtbahnstation „Lister Platz“. Hier ist eine Fahrtreppe ausgefallen und muss entstört werden. Der Kollege der Schaltwarte, der von der Betriebsleitstelle aus nicht nur die Stromversorgung der ÜSTRA, sondern auch alle Fahrtreppen technisch überwacht, bat um Hilfe. „Wir sind auch Augen und Ohren für die Schaltwarte und überprüfen gern vor Ort, wenn ein Fehler gemeldet wird“, erklärt Heintz. Das Problem ist schnell behoben und schon rollt die Fahrtreppe wieder.
Die Betriebstechniker machen sich direkt auf den Weg zum Kröpcke. Hier gibt es in der Station ein Rolltor, welches die Ladenstraße von den Zugängen zu den Gleisen trennt. Einmal im Jahr muss auch die Funktionalität dieses Tors überprüft werden, damit die Station im Bedarfsfall – beispielsweise bei einem Warnstreik – abgeriegelt werden kann. Um 23 Uhr ist nicht mehr allzu viel los im Herzen Hannovers, daher können die beiden das Tor problemlos schließen und wieder öffnen.
Betriebspause? Beförderungspause
Zwischen ein und drei Uhr nachts wird es dann ruhig auf den Gleisen und Straßen. Dann sind auch die letzten Stadtbahnen und Busse der ÜSTRA in ihren Depots und geben den Startschuss für die Bau- und Instandhaltungsteams: Die Kollegen der Oberleitungstechnik schwärmen aus; die Schweißer erneuern oder reparieren die Schienen; die
Techniker überprüfen Signale im Tunnel. Jetzt ist auch die Zeit gekommen, um in den unterirdischen Stationen neue Werbeplakate zu kleben. Die „Beförderungspause“ ist keineswegs eine Betriebspause – im Gegenteil. Jetzt geht der Betrieb nur auf andere Art und Weise weiter.
Nichts geht ohne die Betriebsleitstelle
Heintz und Eggers können nun die Tore an den Tunnelrampen schließen. Als Erstes steht aber immer ein Besuch in der Betriebsleitstelle auf dem Plan, denn hier laufen alle Fäden zusammen. Hier liegen nicht nur die Schlüssel für die Tore, die Fahrdienstleiter müssen, um die Sicherheit immer gewährleisten zu können, auch vorab über jeden Arbeitsschritt im Gleisbereich informiert werden.
Sie überwachen an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr den Verkehr, koordinieren alle wichtigen Abläufe bei einem Unfall, richten den nötigen Schienenersatzverkehr ein und kommunizieren mit Feuerwehr und Polizei. Von Ruhe kann nachts in der Betriebsleitstelle also keine Rede sein – wenn draußen gearbeitet wird, müssen die Fahrdienstleiter
besonders aufmerksam sein, um die Sicherheit aller zu gewährleisten.
Geschmiert und geölt
Station Christuskirche: Heintz und Eggers haben noch fünf Minuten Wartezeit, dann ist die letzte Bahn durchgefahren. Per Funk meldet Heintz, dass sie nun das Gleisbett betreten und die Rampentore schließen werden. Nach der Bestätigung durch die Betriebsleitstelle geht es los. Im Gepäck haben die beiden nicht nur die Warnweste, sondern auch das Schmiermittel für die Scharniere. Dann geht alles ganz schnell: Tore zu, Schloss funktioniert, das „Stoppschild für Stadtbahnen“ ist gut sichtbar und befestigt. Fertig.
Als auch die Tore am „Altenbekener Damm“ geprüft sind, bricht die Dämmerung über Hannover herein. Die Stadtbahnen und Busse verlassen die ÜSTRA Betriebshöfe, der neue Tag beginnt. Während die Hannoveraner in den Montag und damit den ersten Arbeitstag der Woche starten, fahren Heintz und Eggers zurück nach Glocksee und verabschieden sich in den Feierabend.
[Dieser Text ist in der aktuellen Ausgabe des ÜSTRA Profil erschienen.]
Hallo Frau Wendel!
Danke für den interessanten Artikel!
Ihnen und allen ÜSTRANERINNEN und ÜSTRANERN ein gutes Pfingstwochenende, einen guten Rest des Monats Mai und einen guten Sommer wünscht Stefan Fastenau.