Wenn die Straßen und Schienen der niedersächsischen Hauptstadt die Adern und Venen sind, dann ist sie das Herz: Die Betriebsleitstelle der ÜSTRA ist das Kontrollzentrum über Hannovers Nahverkehr – Tag und Nacht.
21 Uhr, wenn das Pulsieren in den Adern der Stadt langsam nachlässt, ist im Herz der ÜSTRA gerade Schichtwechsel. In der Betriebsleitstelle verabschieden sich vier Fahrdienstleiter in den Feierabend – drei kommen, um bis morgen früh das Geschehen auf Hannovers Straßen und Schienen im Blick zu haben. Aber dass eine Nachtschicht automatisch Ruhe und Langeweile bedeutet, ist ein Irrglaube. Auch nachts ist immer etwas zu tun.
Zu zweit besetzen die Fahrdienstleiter die Funkkanäle für Stadtbahn und Bus, hinzu kommt der Kollege der Schaltwarte, die auch rund um die Uhr besetzt ist und das Stromnetz der Stadtbahn und der Liegenschaften überwacht. Heute Nacht ist natürlich wie immer auch der Schreibtisch der Fahrgastinformation besetzt. Wer auf der Notrufsäule an den Haltestellen oder Stationen den „Info-Knopf“ drückt, landet hier am Telefon und kann seine Frage zur nächsten Verbindung stellen. Aber die Betriebsleitstelle wäre nur halb so handlungsfähig, hätte sie nicht noch einen Joker: Ein Fahrdienstleiter besetzt den Funkwagen und ist damit „Augen und Ohren“ der Kollegen in der Leitstelle.
Koordination ist alles
Der Dienst beginnt ruhig. Der Takt der Stadtbahnen und Busse wird größer, die Fahrzeuge kommen zurück auf die Betriebshöfe. Aber nun ist auch die Zeit gekommen, in der andere Betriebsbereiche in den Tunnelstationen arbeiten können. Alle sechs Wochen müssen die Nothalt-Einrichtungen in den Stationen kontrolliert werden. Zieht ein Fahrgast an der Notrufsäule in den Stationen den roten Hebel nach unten, zeigen die Signale am Anfang und Ende des Bahnsteigs rot – die nächste Bahn soll nicht ein- bzw. nicht losfahren. Zusätzlich bekommt die Betriebsleitstelle einen Warnhinweis. Um keine unnötige Panik zu verursachen, sprechen die Kollegen vor Ort also ihre Tests mit den Fahrdienstleitern ab und legen sie in die Abstände zwischen zwei Bahnen. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Betrieb reibungslos weiterläuft. Die Betriebsleitstelle koordiniert jedoch nicht nur die notwendigen Sicherheitstests – alle nächtlichen Arbeiten am Gleis müssen vorab angemeldet und dann direkt mit den Fahrdienstleitern koordiniert werden. Egal ob die Schienen geschweißt werden müssen oder an der Oberleitung gearbeitet werden muss – ohne das „Okay“ der Leitstelle geht nichts. Denn auch hier gilt: Sicherheit geht vor. Deshalb informieren die Fahrdienstleiter alle Fahrerinnen und Fahrer über Baumaßnahmen auf den betroffenen Strecken und mahnen zur besonderen Vorsicht. Am Wochenende koordinieren sie den Nachtsternverkehr. Erst wenn die Signale am Kröpcke händisch von den Fahrdienstleitern gestellt wurden, können die Bahnen sternförmig ausschwärmen. Damit stellt die ÜSTRA sicher, dass die Fahrgäste am Kröpcke umsteigen können. Danach sichern die Fahrdienstleiter die Anschlüsse an den Endpunkten, sodass Hannovers Partyvolk nach dem Feiern nach Hause kommt.
Denn sie wissen, was sie tun
Wer im Herzen der ÜSTRA als Fahrdienstleiter arbeiten möchte, entscheidet sich nicht nur für die Siebentagewoche im Dreischichtsystem, sondern auch für die Verantwortung über den möglichst reibungslosen Ablauf des hannoverschen Nahverkehrs. Die Leitstelle ist erster Ansprechpartner für die Kollegen aus dem Fahrdienst, nicht nur bei Unfällen. Die Fahrdienstleiter helfen – soweit es aus der Ferne möglich ist –bei technischen Problemen der Bahnen oder Busse, koordinieren die Anschlüsse an den Endpunkten, organisieren das Frauennachttaxi und regeln alles Nötige im Fall eines Unfalls.
Alle Störungen, die die ÜSTRA betreffen, egal welcher Art, laufen hier zusammen und werden von den Kollegen an die entsprechenden Fachbereiche weitergetragen. Die Fahrdienstleiter stehen im engen Austausch mit Polizei und Feuerwehr, egal ob Personen vermisst werden oder im Fall eines Unfalls. Bei Letzterem regeln sie die Alarmierung der Rettungskräfte, sorgen für eine Betreuung des Fahrers, fordern Busse für einen Ersatzverkehr an, um den Verkehr aufrechtzuerhalten und informieren alle notwendigen internen Abteilungen wie den Kundenservice. Um dann nicht den Überblick zu verlieren, sind zwei Sachen essenziell: eine gute Ausbildung und Erfahrung.
ÜSTRA Allrounder
Mindestens fünf Jahre Fahrdienst und eine interne Zusatzausbildung sind die Voraussetzung, um irgendwann in der Leitstelle auf dem Stuhl eines Fahrdienstleiters Platz zu nehmen. Doch auch die Einarbeitung hat es in sich: Die Kollegen müssen sowohl Bus als auch Stadtbahn fahren können, machen eine Ausbildung an der Zugsicherung zum Stellwerker und lernen alles über die Unfallaufnahme – u. a. direkt bei den Kollegen der Polizei. Hinzu kommen Einblicke in verschiedene Fachabteilungen: Fahrtechnik, Oberleitung, Fahrschule und Weichentechnik sind nur einige davon. Die Fahrdienstleiter der ÜSTRA sind wahre Allrounder.
Um 6 Uhr morgens, wenn die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont scheinen, heißt es dann: Feierabend. Die Kollegen der Frühschicht stehen schon vor der Tür und lassen sich noch schnell über die Vorkommnisse der vergangenen Nacht informieren. Denn das Herz der ÜSTRA schlägt weiter und sorgt dafür, dass sich die Bahnen und Busse wieder über die Adern und Venen der Stadt verteilen.