Mögen Sie Verspätungen?
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Mögen Sie Verspätungen?

Sätze wie „Oh man, die Bahn ist mir genau vor der Nase weggefahren“ oder „der Fahrer hat mich laufen gesehen und trotzdem die Tür zugemacht“ sind wohl so alt wie der Nahverkehr selbst. Und auch ich ärgere mich, wenn ich morgens aus dem Hauptbahnhof komme und die Linie 10 zum Hohen Ufer (Sitz der üstra Verwaltung) nicht mehr erwische, obwohl meine Uhr mir sagt, ich sei absolut pünktlich. Liegt das jetzt daran, dass meine Kollegen im Fahrdienst mir und allen anderen Fahrgästen einen Streich spielen wollen oder gehen deren Uhren vielleicht dauernd falsch?

Der Blick auf die Armbanduhr - und trotzdem ist die Bahn schon weg.

Der Blick auf die Armbanduhr – und trotzdem ist die Bahn weg. Denn Abfahrts- und Zustiegszeit sind zwei Paar Schuhe.

Mitnichten! Die üstra will ihre Fahrgäste pünktlich ans Ziel bringen und das an 365 Tagen im Jahr. Genau dafür haben wir einen Fahrplan, der auf die Minute getaktet ist und den Anschluss von Bahnen und Bussen sicherstellt. Dieser Fahrplan sieht für jede Bahn (und jeden Bus) an jeder Haltestelle auf jeder Linie eine vorgeschriebene Abfahrtszeit vor. Kann diese nicht eingehalten werden, weil etwas die Strecke blockiert oder die Bahn zu lange an einer Haltestelle wartet, kommt es zu Verspätungen, Anschlüsse werden verpasst und auch alle folgenden Bahnen kommen aus dem Takt. Doch gerade dieser Takt, der Fahrplan, bildet den Puls der üstra. Wird er gestört, kann das Herz des Nahverkehrs nicht mehr problemlos schlagen, was zu Frust und Ärger bei unseren Fahrgästen (und auch bei uns) führt.

Keinem Fahrer macht es Spaß, an einem nasskalten Märztag heran eilende Fahrgäste stehen zu lassen. Doch die auf Fahrplänen angegebene Abfahrtszeit dient nun mal der Abfahrt der Bahnen. Meine Linie 10 zum Beispiel sollte heute Morgen um 8.07 Uhr am Hauptbahnhof starten. Als ich die Haltestelle erreichte, sagte meine Uhr 8.07 Uhr, trotzdem sah ich nur noch die Rücklichter der Bahn. Aber eine Minute, die hat ja bekanntlich 60 Sekunden. Es kann also sein, dass die Bahn um 08:07:20 abgefahren ist, ich aber erst um 08:07:40 die Haltestelle erreicht habe. Pech gehabt! Irgendwann muss der Fahrer einen „cut“ machen, denn gerade am Hauptbahnhof kommt immer noch einer und dann noch einer, der genau diese Bahn erwischen will. Wartet der Fahrer immer wieder auf diesen einen Menschen, stehen an der nächsten Haltestelle aber zwanzig weitere, die wiederum nervös zur Uhr gucken. Zusätzlich kann der Fahrer ja auch nicht immer einfach losfahren, denn auch unsere Stadtbahnen haben Ampeln und wenn das „T“-Signal aufleuchtet, heißt es Türen zu und beim Umschalten der Ampel dann auch losfahren. Ein Fahrer muss auch immer abwägen, ob er jetzt das Wohl eines einzelnen Fahrgastes (der gerade zur Haltestelle sprintet) über das Wohl der vielen (wartenden) Fahrgäste an der nächsten Haltestelle stellt. Und seien wir mal ehrlich – mögen Sie Verspätungen?

Doch nun die gute Nachricht für alle, die dann doch eben mal nur die Rücklichter sehen: Die nächste Bahn kommt schon in ein paar Minuten! Unser Takt ist besonders im morgendlichen Berufsverkehr so eng, dass ich bereits vier Minuten später in die 17 steigen konnte.

Zu guter Letzt noch ein Denkanstoß: Ich selbst bin leidenschaftlicher Tatort Fan, versuche keinen Film zu verpassen. Doch auch der Tatort hat eine feste „Abfahrtszeit“, nämlich Sonntag um 20.15 Uhr. Schaffe ich das nicht pünktlich, weil ich noch den Abwasch mache oder koche, verpasse ich im schlechtesten Fall den Mord, die entscheidende Szene des wöchentlichen Krimis. Während ich beim Tatort ohne diese Szene aber nicht mehr volle Fahrt vor dem Fernseher aufnehmen kann (der Tatort aus der Internetkonserve ist schließlich nicht das gleiche), kommt bei der üstra zum Glück gleich schon die nächste Bahn.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Mich Ärgert es immer wenn der Bus auch schon mal 2-4 Vor mir An meiner Haltestelle durch ist ob wohl der Fahrplan dem Fahrgast recht gibt das ist nicht Fair

    Was mich aber grade an den Kalten Tagen Ärgert ist wenn der Bus oder Die Bahn noch 2 -5 Minuten auf einen Anschluss wartet und die Türen Aufstehen aber die Tür beim Fahrer ist zu nur die Fahrgäste dürfen Frieren muss das sein?

    • Ich denke, bezüglich des letzten Punktes, kann man gern auch mal den Fahrer ansprechen :)

      Den ersten Punkt habe ich – leider – auch erleben müssen, wenn auch nicht allzu oft.

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