Erinnert ihr euch noch? Im Oktober 2016 hat der Förderverein Straßenbahn Hannover e.V. den TW 601, also den Prototyp der grünen Stadtbahn, aus Kanada zurück nach Hannover geholt. Von Hannover hat er seitdem leider noch nicht viel gesehen, denn erstmal „verschwand“ der Wagen in der Werkstatthalle.
Hinter den Kulissen wurde aber fleißig geschraubt und gespachtelt, lackiert und geschleift. Unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden sind in den TW 601 geflossen, sodass er zu neuem Leben erweckt wurde. Große Teile der Verkabelung wurden erneuert, der Stromabnehmer gecheckt. Zudem bekam „der Rote“ neue Schuhe: Die Radreifen aus Kanada passten einfach nicht auf hannoversche Schienen. Der Wechsel war jedoch nicht so einfach. Erst einmal mussten die Drehgestelle abgebaut, in die Hauptwerkstatt nach Glocksee gebracht und dort rundum erneuert werden. Dann ging es für die Drehgestelle wieder nach Döhren zum TW 601.
In der Zwischenzeit wurde nicht nur am Wagen gearbeitet, sondern auch nach Ersatzteilen geforscht, denn z.B. die Schwingungsdämpfer an den Gestellen bedurften nach knapp 50 Jahren dringend einer Erneuerung. Diese mussten ausgebaut und zur Generalüberholung an einen Spezialisten verschickt werden. Manche Ersatzteile findet man im Regal vom Tw6000 (zum Beispiel den Außenspiegel), aber viele Teile sind natürlich nicht mehr lieferbar, da müssen die Tüftler vom Förderverein kreativ werden. „Wir versuchen dann die Originalteile wieder aufzuarbeiten – und wenn wir es selbst nicht können, suchen wir uns die Experten“, erklärt Fritz Faupel, Vorstandsvorsitzender des Förderverein Straßenbahn Hannover e.V.
Im September 2017 durfte der Oldie dann das erste Mal „raus“. Ein Besuch in der Betriebswerkstatt auf Döhren – geschleppt vom Arbeitstriebwagen 804 – stand auf dem Plan. Dort konnten die Mechaniker leichter unter den Wagen schauen und die Verbindung vom Wagenkasten und den Fahrgestellen wieder herstellen und sämtliche Leitungen befestigen.
Dann kam der große Moment: Am 02.06.2018 wurde der Wagen das erste Mal wieder elektrisch eingeschaltet. Die akribischen Vorbereitungen hatten sich gelohnt, die einzelnen Komponenten nahmen ihren Dienst auf – lediglich der Stromabnehmer brauchte noch etwas Aufmerksamkeit. Die fehlende Motivation sich anzuheben, entpuppte sich als eine gebrochene Antriebswelle. Danach bewegte sich der Wagen nach langer Zeit wieder aus eigener Kraft.
Nun stand der Beautybehandlung nichts mehr im Weg. Der TW 601 durfte auf Glocksee in die Lackiererei. Dafür war eine Überführung in der Betriebspause notwendig, denn die etwas größere Wagenbreite und Hüllkurve (der Raum den der Aufbau auch in Kurven braucht) erforderten zunächst eine vorsichtige Erkundung der Profilfreiheit. Zum Glück gab es dabei aber keinerlei böse Überraschung – alles passte, als wäre der 601 niemals fort gewesen. Aus der originalen Wagenakte wurden die alten Farbwerte herausgesucht und zack, eine Woche später erstrahlt der Wagen wieder in seinem alten rot-weißem Glanz.
Aber ehrlich gesagt interessiert uns doch nur eins: Wann wird der TW 601 das erste Mal mit Fahrgästen durch Hannover fahren? „Das können wir leider noch nicht genau sagen“, erklärt Fritz Faupel. Viel sei bis jetzt schon passiert, aber viel steht eben auch noch auf der ToDo-Liste: „Es gibt noch eine Menge technische Sachen zu checken: Die Feststellbremse und Türen zum Beispiel und die ganze Dokumentation der Arbeiten – wie beim PKW muss sich auch der 601 am Ende einer technischen Prüfung unterziehen.“ Ganz zum Schluss kommen dann noch ein paar optische Details. Beim äußeren Erscheinungsbild will man auch versuchen, die lange Zeit in Kanada zu berücksichtigen und an die spezielle Freundschaft zu den kanadischen Straßenbahnfreunden erinnern, deren langjährige Fürsorge und großzügige Abgabe des Fahrzeugs dieses Comeback überhaupt erst ermöglicht haben.
Endlich fährt er wieder…TOP arbeit vom Förderverein ;o)
Ich hoffe, der Wagen bekommt wieder hannoversche Zielfilme, um auch die hannoversche Geschichte zu ergänzen und zur Erinnerung an den Aufenthalt in Amiland und Kanada könnte man ja Aufkleber drucken, die dann im Fahrgastraum an seine Reise erinnern…
Gruß
Michael
Hallo Michael, der TW 601 hat nie andere gehabt. In Kanada hat man lediglich eigene Aufkleber in das Zielfenster geklebt, dahinter waren aber immer die Originale.
Wo ist das „Siemens“ auf der Front hin???
Grüße aus Düsseldorf
Thomas Dorow
Das „Siemens“ wurde entfernt, weil der TW 601 dieses Schild in Hannover nie hatte. Siemens hat den Wagen nach unseren Tests hier in Hannover gekauft und nach Kanada geschickt, erst dann wurde das Firmenlogo angebracht, dafür aber die DÜWAG-Raute entfernt. Die Mitglieder des Fördervereins Straßenbahn Hannover e.V. haben den Wagen nun, nach der Lackierung, wieder in den Originalzustand zurück versetzt. :)
„Aber ehrlich gesagt interessiert uns doch nur eins: Wann wird der TW 601 das erste Mal mit Fahrgästen durch Hannover fahren?“, heißt es in dem Artikel. Leider weiß ich nicht, ob alle technischen Probleme bis dahin gelöst sind. Aber ich würde mir wünschen, dass der TW 601 zum Einsatz kommt, wenn mit dem Fahrplanwechsel Ende des Jahres auf der erneuerten Innenstadtstrecke der Linien 10 und 17 der Hochbahnsteig Steintor eingeweiht wird.
Leider ist mein Wunsch (siehe oben) nicht in Erfüllung gegangen. Heute fuhr nun ein runderneuerter TW6000 auf der Strecke vom Hauptbahnhof/ZOB bis zum Goethekreisel, dort einmal um den Kreisel herum und wieder zurück. Jetzt heißt es wohl leider immer noch warten, bis dort der runderneuerte TW 601 einmal langfahren wird?
Der TW 601 wird derzeit noch vom Förderverein Straßenbahn Hannover e.V. aufgearbeitet. Da die Jungs dies in ihrer Freizeit machen, dauert es. Wir informieren auf unseren Kanälen aber rechtzeitig, sobald der TW 601 ganz offiziell raus in die Stadt darf.