Bei der üstra ist kein Tag wie der andere, denn immer wieder kommen unerwartete Herausforderungen auf die Kollegen in der Betriebsleitstelle oder im Fahrdienst zu. Was da so alles passieren kann und wie spontan sich die üstraner zu helfen wissen, zeigte gestern der NDR in der nordreportage „Rödeln für die Stadtbahn„. Wer den Beitrag verpasst hat, kann ihn ab heute in der NDR Mediathek anschauen. Es lohnt sich!
„Oh, was löscht denn die Feuerwehr da?“, war einer meiner ersten Sätze den ich im noch jungen 2015 zu meiner Freundin sagte, als wir eingehakt und mit bester Laune zur Haltestelle Dragonerstraße gingen. „Jetzt bleib doch nicht stehen, sonst verpassen wir die Bahn“, lautete ihre charmante aber bestimmte Antwort, schließlich wartet das Nachtleben Hannovers schon auf uns. Glücklicherweise haben wir die Bahn, einen Silberpfeil, noch erwischt und konnten trotz feiernder Hannoveraner sogar noch ein Plätzchen zum Sitzen ergattern. Kurz darauf kam dann die alles verändernde, sehr freundliche aber doch frustrierende Durchsage des Mannes im Fahrerstand: „Die Feuerwehr hat mich gerade über einen Brand informiert. Wir haben wohl keinen Strom mehr. Tut mir leid, aber die Fahrt kann erst mal nicht fortgesetzt werden.“
Mist, und jetzt? Dabei waren wir extra schnell die Treppe runtergehastet, um im silbernen üstra Taxi zur Party in der Stadt weiter zu fahren. Was nun? Die ersten Fahrgäste stiegen aus und versuchten ein „echtes“ Taxi zu ergattern. An Neujahr gestaltet sich dies aber wie die Suche nach dem Topf voll Gold am Ende des Regenbogens – aussichtslos. Da kam meiner Freundin die rettende Idee: „Lass uns doch in die City trampen. Irgendwer wird da schon hinfahren“. Trotz meiner Einwände („zu gefährlich“, „nur wir zwei Frauen“) fand ich mich keine Minute später am Straßenrand wieder und hielt den Daumen raus: eins, zwei, drei, vier, fünf Autos später und keins der Autos hat gehalten. Toll, dachte ich mir, dann vielleicht doch lieber ins Bett. In dem Moment hörte ich meine Freundin rufen: „Komm, der nimmt uns mit.“ Skeptisch aber immer noch in bester Tanzlaune und deshalb todesmutig, kletterte ich in den blauen Kleinwagen, mit einem grauhaarigen aber sehr freundlich guckenden älteren Herren am Steuer. Er könne uns am Hauptbahnhof absetzen, das sei gar kein Problem. Perfekt. Gesagt, getan!
Keine 10 Minuten später standen wir am Hauptbahnhof und verabschiedeten uns von unserem Retter in der Not. Und das völlig unversehrt und noch aufgedreht von unserem waghalsigen und abenteuerlustigen Neujahrstrampen. Aber zurück ging es in den frühen Morgenstunden dann lieber wieder bequem und sicher mit der üstra.
Kühl und regnerisch, wie so oft, war das Weihnachtsfest im Jahr 1974. Doch in Hannover-Linden gab es neues, frisches Grün. Helles Grün. Lindgrün. An abgelegener Stelle zu finden, am Lindener Hafenbahnhof. Auf zwei speziellen Transportwagen war dort just am 23. Dezember 1974 der erste neue Stadtbahnwagen der üstra eingetroffen. Nur einige Eingeweihte und Straßenbahnfans wussten davon. Offizell nämlich berührte der neue Wagen erst am 27. Dezember 1974 hannoverschen Boden. Dafür musste er zunächst vom Transportwagen, auf dem er vom Düsseldorfer Werk herangereist war, heruntergehoben werden. Eigens dafür war ein Platz betoniert worden, acht neue Hubwinden hatte die üstra beschafft, Mitarbeiter ausgebildet.
Der erste seiner Art: Der TW 6001 unter der ehemaligen Hochstraße am Aegi.
So war vor 40 Jahren, am Vormittag des 27. Dezember, alles bereit für den „Großen Bahnhof“ im kleinen Hafen-Bahnhof. Die üstra feierte ihren jüngsten Zugang, dem letztlich weitere 259 folgen sollten, und seine ersten Meter durch die Stadt im Schlepp eines Oldies von 1927. Zunächst waren nur 25 Fahrzeuge geordert, doch der damalige üstra Chef Wilhelm Pällmann, wie der Stadtbahnwagen längst eine Legende des Nahverkehrs, hatte die Erstbestellung mit viel Weitblick kurzerhand auf 100 Stück erhöht, noch bevor der erste fuhr. Der bekam die Nummer 6001, die er – wie den quietschgrünen Lack – noch heute trägt. Er ist 20 Jahre älter als der jüngste seiner Art, denn gebaut wurden die 28 Meter langen grünen Stadtbahnwagen, immer wieder leicht aktualisiert, bis 1993. Ein Erfolgsmodell, wie es nur ganz wenige gibt.
Die Farbe übrigens, zumeist als Lindgrün bezeichnet – die Nähe zum Namen seines Gestalters Prof. Herbert Lindinger soll Zufall sein – ist eigentlich ein Autolack, Opel Signalgrün L 308 sein voller Name. Was natürlich niemand sagt. In Hannover wurde aus dem Signal- über Lind- ohnehin schnell Üstragrün. Dieses frische Grün setzte nachhaltig Zeichen. Ein Signal zum Aufbruch in eine neue, erfolgreiche Zeit des Nahverkehrs in Hannover, dazu der Slogan „sicher, schnell, bequem“. Die zwischenzeitlich kommunalisierte, einst wenig beliebte üstra prägte mehr denn je die Stadt, gewann Sympathien für sich, für Bahnen und Busse. Zumal es Schlag auf Schlag ging: 1975 wurde die erste Tunnelstrecke eröffnet, 1976 fuhren die Stadtbahnen schon quer durch die Stadt, wenig später kamen neue Busse in Grün hinzu, ein neues Netz entstand. Grün stand dabei früh auch für Umweltschutz. Wer „die Grünen“ sagt, meint die Stadtbahnwagen. Hannover blühte auf, die üstra und ihr Nahverkehr bekamen ein neues Image, wurden zum viel beachteten Vorzeigemodell. Das knallige Grün ist bis heute Markenzeichen.
Triebwagen (kurz Tw) 6001 war für all dies der Auftakt, ein echter Meilenstein. Nach der EXPO2000, als weniger Fahrzeuge benötigt wurden, wäre er beinahe nach Budapest verkauft worden. Doch Meilensteine versetzt man nicht, Tw 6001 durfte bleiben. Engagierte Mitarbeiter hatten ihn geschützt zur Seite gestellt und betriebsbereit gehalten, gelegentlich kam er zum Einsatz. Zum letzten Mal im Messeverkehr 2006, nach fast genau 31 Jahren im Fahrgastbetrieb. Doch die Geschichte geht weiter: Seit Juni 2010 ist Tw 6001 ganz offiziell historisches Fahrzeug der üstra und bleibt langfristig erhalten, dient zusätzlich der Stadtbahn-Fahrschule als Lehrwagen. So ist er auch nach 40 Jahren weiter in der Stadt präsent. Wie man ihn schon von Weitem zwischen all den anderen, jüngeren Stadtbahnwagen erkennt? Tw 6001 ist der einzige, der noch die sogenannten Linienfilme hat, Liniennummer und Fahrtziel rundum klassisch schwarz-weiß anzeigt. Manchmal trägt er Fähnchen auf dem Dach. Und er ist wohl der einzige, der eine eigene Fangemeinde hat. Das muss man als Stadtbahn auch erst einmal schaffen.
Einigen aufmerksamen Hannoveranern sind das frische Grün oder das elegante Blau an unseren FahrerInnen sicher schon aufgefallen: 1300 üstra Mitarbeiter im Fahrdienst sowie im Kundenservice bekommen seit Oktober die neue Dienstkleidung. Weg ist das alte mausgrau, das, seien wir mal ehrlich, schon längst in die Jahre gekommen war. Nun strahlen die Kollegen in stylishen Pullis im üstra grün oder tragen lässig die schicken Trenchcoats, Fliegerbrillen oder sportlichen Poloshirts. Blau, grün, weiß, sportlich oder schick – eine große Auswahl an Outfits steht den üstranern zur Verfügung, sodass auch jeder das Passende für sich findet. Und bislang sind sich die Mitarbeiter einig: Sitzt gut, sieht gut aus und macht richtig Lust aufs Tragen der Dienstkleidung.
Hier präsentieren MitarbeiterInnen der üstra die neue Dienstkleidung.
Gleichzeitig will die üstra mit dem neuen Look, der für „sportliche Eleganz mit natürlicher Kompetenz“ steht, auch zu einem einheitlichen und wiedererkennbaren Äußeren unserer Kollegen beitragen. Denn unsere Mitarbeiter sind es, die das Gesicht der üstra ausmachen, jeden Tag, auf unseren zahlreichen Bus- und Bahnlinien. Damit prägen sie in besonderem Maße die „Marke“ üstra und sind spielen als Markenbotschafter für das Unternehmen eine wichtige Rolle.
Entwickelt wurden die Kollektionen von Designerin Thekla Ahrens und Studenten der Akademie für Mode und Design FAHMODA aus Hannover. Bereits 2011 startete das Projekt „Neue Dienstkleidung“ mit einer Kunden-und Mitarbeiterbefragung und wir sind umso glücklicher, dass nun ab 1.1.2015, also rund 4 Jahre später, alle Kollegen die neue Kleidung ihr Eigen nennen dürfen.
Wer sehen möchte, wie die der neue Look an den Kollegen aussieht, schaut sich einfach folgendes Video von einer Firmenfeier an:
PS: Die Models sind natürlich alle waschechte üstra Mitarbeiter.
Seit 2000 fährt üstra Reisen Fahrer Mirko „Liese“ Liesebach-Moritz den Mannschaftsbus von Hannover 96. Auf den 60.000 km im Jahr erlebt er viele spannende Geschichten – Hannover 96 TV hat ihn auf seinem „Roadtrip to Hoffenheim“ begleitet und die eine oder andere aus ihm „heraus gekitzelt“. ;)