Reife Leistung: Jugendliche helfen bei Stadtbahnunfall
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Reife Leistung: Jugendliche helfen bei Stadtbahnunfall

Februar, 12.38 Uhr: Ein Silberpfeil der Linie 10 ist in Richtung Ahlem unterwegs. Auf der Kreuzung Heisterberg-/Carlo-Schmid-Allee kollidiert die Stadtbahn plötzlich mit einem Lkw. Es knallt und scheppert, der TW 2000 entgleist, der Lkw rutscht mehrere Meter weit ins Gleisbett. Knapp 150 Meter entfernt, an der Haltestelle „Erhartstraße“, stehen Lars, Joel, Mustafa und Tristan. Sie reagieren sofort: Informieren über die Notrufsäule die ÜSTRA Betriebsleitstelle, versorgen den verletzten Lkw-Fahrer und evakuieren die Fahrgäste aus der Bahn. Eine kleine Heldengeschichte.

Wir haben drei der Jungen getroffen und nachgefragt, wie der Tag für sie ablief:

„Wir sind Landschaftsgärtner-Azubis und gehen auf die Justus-von-Liebig-Schule an der Erhartstraße. Eigentlich wollten wir in unserer Pause nur mit der Bahn zum Supermarkt fahren, aber dann kam alles ganz anders.“

Foto: Udo Iwannek

Nachdem sie den „dumpfen Knall“ gehört und gesehen hatten, was passiert war, teilten sich die Jungen auf: Lars verständigte über die Notrufsäule als erstes die Betriebsleitstelle beschrieb den Kollegen den Unfall. Joel und Tristan liefen währenddessen zum Lkw. Sie kletterten in die Fahrerkabine des Lkw, beruhigten den Fahrer und versuchten seine Kopfwunden zu versorgen. Mustafa rannte zur entgleisten Bahn. Von außen erklärten er und Lars den Fahrgästen, wie sie die Tür von innen mit dem Nothahn öffnen könnten und halfen anschließend einem Fahrgast nach dem anderen aus dem Wagen. „Als letztes trugen wir einen Kinderwagen durch die Bahn und halfen der Mutter mit ihrem Kind raus. Keiner hatte ihr bis dahin mit ihrem Kinderwagen geholfen“, erzählt Lars. Als der ÜSTRA Funkwagen eintraf, konnten die Kollegen sich so direkt um die Fahrerin des Silberpfeils kümmern, die unter Schock stand.

Für die vier war diese schnelle Reaktion selbstverständlich. Woher sie wussten, was sie tun sollten? Drei von ihnen sind bzw. waren in der Freiwilligen Feuerwehr. Daher kennen sie sich mit Erster Hilfe aus, haben schon bei anderen Unfällen Verletzte versorgt und konnten so einen relativ kühlen Kopf bewahren. „Das war das Mindeste, was wir tun konnten“, sagt Mustafa dazu.

Foto: Udo Iwannek

Trotzdem ist der Einsatz der Jugendlichen bemerkenswert, insbesondere weil andere Augenzeugen und Passanten „gegafft“ haben statt zu helfen. Auch Mitschüler von ihnen hätten nur dagestanden und Fotos gemacht. „Als wir sie daran hindern wollten, sind die teilweise sogar aggressiv geworden“, beschreibt Mustafa die Situation. Auch Joel regt das Verhalten der Gaffer auf: „Wir brauchten so dringend Verbandsmaterial für den Lkw-Fahrer und Handschuhe, um zu schauen, woher das ganze Blut kam, aber kein Autofahrer hat angehalten, um uns seinen Erste-Hilfe-Koffer zu geben. Stattdessen hat man sogar noch gesehen, wie einige aus ihren Autos rausfotografiert haben.“

Lars gab am 6. Februar übrigens als Ersthelfer einen O-Ton für das Fernsehen: „Es standen so viele Leute rum. […] Ich kann nur allen Leuten sagen: Bitte helft! Und wenn ihr nur dasteht und ein Taschentuch oder Wasser reicht.“ Dem Appell können wir uns nur anschließen und uns nochmals für das schnelle Handeln und den couragierten Einsatz bei Lars, Joel, Mustafa und Tristan bedanken. Reife Leistung!

 

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

    • Hallo Chris,
      wir finden den Einsatz der vier auch absolut bemerkenswert! Die Jungen kommen allerdings gar nicht aus Hannover, sie sind zweimal in der Woche zur Berufsschule hier. Da hätten sie nicht so viel von der „Freikarte“. Aber wir haben uns was nettes für sie einfallen lassen, als sie uns besucht haben :)

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