Schon wieder Schienenersatzverkehr – kurz SEV…. Ich muss zugeben, dass mir dieser Gedanke manchmal in den Sinn kommt, wenn ich mir die Baustellensituation in der Region Hannover anschaue. Jap, es wird viel gebaut, aber nicht ohne Grund. Wir zeigen euch im Fahrtenbuch, dass Bauarbeiten für ein gutes Streckennetz und letztendlich für die Verkehrswende in der Region Hannover unabdingbar sind – auch wenn sie mich manchmal nerven!
Hochbahnsteige in Linden oder auf der Vahrenwalder Straße, Gleisbauarbeiten an der Beekestraße und die Streckenverlängerung nach Hemmingen. An Großbauprojekten im Stadtbahnnetz mangelt es in der Region Hannover momentan nicht. Allerdings, jede einzelne Baustelle ist notwendig: Entweder um das Stadtbahnnetz „in Schuss“ zu halten oder um es zu verbessern – gar zu erweitern.
Verantwortlich für das Netz ist als Eigentümerin der Stadtbahnstationen und der -Strecken die Infrastrukturgesellschaft Region Hannover GmbH – kurz infra. Jede Baustelle wird so geplant, dass das Durchschnittsalter der Anlagen über die Jahre hinweg konstant bleibt. Damit es zu keinem Investitionsstau kommt, plant die die infra jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag für die Pflege und die Entwicklung des Stadtbahnnetzes ein.
Ein Bauarbeiten-Praxisbeispiel: SEV in Ricklingen
Was muss beachtet werden?
Am kommenden Wochenende (8. Bis 11. September) wird es auf unseren Stadtbahnlinien 3, 7 und 17 in Ricklingen einen Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen geben. Ein super Praxisbeispiel, das zeigt, was bei der Baustellenplanung alles beachtet wird, damit die Einschränkungen für mich und alle anderen Fahrgäste möglichst gering sind.
Erstens: Der richtige Zeitpunkt für eine Sperrpause:
Die Sperrpause, also der Zeitraum, in denen die Bahnen nicht fahren können, wird so geplant, dass möglichst wenige Fahrgäste von der Maßnahme betroffen sind. Deshalb werden Sperrpausen, wenn möglich, am Wochenende durchgeführt, um Schulkids und Berufspendlerinnen und -pendler weitestgehend zu verschonen. So ist es auch in Ricklingen der Fall. Dort fährt der SEV ab Freitagabend, circa 17 Uhr, bis Montagmorgen, 11. September, circa 3 Uhr. Wenn ich also am Freitagnachmittag ins Wochenende starte und ich mich am Montagmorgen wieder auf den Weg ins Büro mache, bekomme ich von der Sperrpause nichts mit. Übrigens: Besonders große und umfangreiche Sperrpausen werden in die Ferien gelegt.
Zweitens: Ersatzverkehr mit Bussen: So komfortabel wie möglich
Wenn, wie am Wochenende in Ricklingen, ein Streckenabschnitt für die Stadtbahnen gesperrt wird, kommen meistens Ersatzbusse zum Einsatz. Im besten Fall fahren diese Busse an der regulären Strecke parallel zur Stadtbahntrasse. Das ist jedoch aufgrund der Baustellensituationen nicht immer möglich. Es muss von Fall zu Fall geschaut, geplant und angepasst werden. Wo kann der Ersatzbus langfahren? Werden Ersatzhaltestellen benötigt, weil die SEV-Haltestelle nicht anfahrbar ist? Wo sind diese zu platzieren? Und wie viele Busse braucht es überhaupt, um die Kapazitäten der Stadtbahn auf dem gesperrten Abschnitt zu ersetzen?
In Ricklingen ist am Wochenende der Streckenabschnitt zwischen der Stadionbrücke bis zum Endpunkt „Wettbergen gesperrt. Der Umstieg zwischen den Stadtbahnen und den Ersatzbussen erfolgt in Fahrtrichtung „Wettbergen“ an der Haltestelle „Stadionbrücke“. In Fahrtrichtung „Altwarmbüchen“ (Linie 3), „Misburg“ (Linie 7) und „Hauptbahnhof/ZOB“ (Linie 17) wird die Haltestelle „Stadionbrücke“ von den Stadtbahnen allerdings nicht bedient. Alternativumstieg in diese Fahrtrichtung ist die Bushaltestelle „Allerweg“, eigentlich Halt der Linie 100 in der Ritter-Brüning-Straße. Warum das? Es gibt einen plausiblen, betrieblichen Hintergrund:
In Fahrtrichtung City werden mehrere Bahnen so warten, dass sie fahrplangerecht einsetzen können, nachdem die Ersatzbusse eingetroffen sind. Dadurch werden beispielsweise Anschlussverbindungen zu anderen Bahnen in der Innenstadt sicherhergestellt. Da an der Haltestelle „Stadionbrücke“ allerdings nicht genug Platz ist, um mehrere Bahnen hintereinander warten zu lassen und gleichzeitig einen Fahrgastwechsel zu garantieren, starten die Bahnen in Fahrtrichtung City an der Nachbarhaltestelle, also am „Allerweg“. Es wird in solchen Fällen immer abgewogen: Was ist die beste Lösung, die im Sinne aller Fahrgäste umgesetzt werden kann – und das trotz Baustelle.
Aufgrund der Baustellensituation in Ricklingen, können die Ersatzbusse im weiteren Streckenverlauf nicht die reguläre Stadtbahnstrecke entlangfahren. Deshalb wird die Haltestelle „Beekestraße“ zum Beispiel nur in Fahrtrichtung „Wettbergen“ bedient, der Halt „Wallensteinstraße“ in Fahrtrichtung Innenstadt in die Göttinger Chaussee (Haltestelle der Linie 300) verlegt und eine Ersatzhaltestelle für die „Tresckowstraße“ an der Bushaltestelle „Pater-Kolbe-Gang“ (eigentlich Buslinie 129) eingerichtet.
Drittens: Wenn möglich wird gebündelt:
Wenn die Möglichkeit besteht, werden mehrere Baumaßnahmen gleichzeitig durchgeführt. Die Devise lautet: möglichst viel schaffen, mit möglichst wenigen Einschränkungen. So auch am kommenden Wochenende in Ricklingen, wo drei unterschiedliche Baumaßnahmen in einer Sperrpause gebündelt werden:
- Sanierung der Rampengleise an den Haltestellen „Tresckowstraße“, „Mühlenberger Markt“ und „Am Sauerwinkel“
- Einbau eines Gleiswechsels zwischen Wallensteinstraße und Beekestraße
- Einbau der Weichen zum Anschluss der Neubaustrecke Hemmingen an der Wallensteinstraße
Was bringen die ganzen Baustellen?
Wenn die Baustellen (endlich) überstanden sind, können sich alle Fahrgäste beispielsweise über neue Gleise oder neue Hochbahnsteige und somit mehr Barrierefreiheit freuen.
Übrigens: Der Einbau der Weichen an der „Walle“ ist ein Meilenstein für die Stadtbahnverlängerung nach Hemmingen. Noch in diesem Jahr wird nach sechsjähriger Bauzeit die lang ersehnte Stadtbahnanbindung fertiggestellt. Am 9. Dezember ist der große Tag: Die neue Stadtbahnlinie 13 fährt dann erstmalig zwischen Hemmingen, über Hannover zum Fasanenkrug.
Und wenn ich nächstes Mal den Impuls habe: „Schon wieder SEV!“, erinnere ich mich daran, dass auch ich von neuen Gleisen, Hochbahnsteigen und neuen Streckenabschnitten profitieren werde – genau wie die gesamte Region Hannover.
Guten Tag.
ivh finde es ja gut das die Strassenbahn erneuert wird, aber weshalb muß z. B. did Hildesheimerstrassde gesperrt werden.
Weshalb geht die Verkehrsführung nicht wie anfaenglich mit Ampelschaltung.
Wenn sir zu Edeka oder Aldi, DM, Apotheke in Rethen wollen, muessen wir ueber dir B6 fahren Umweg von 8 km
SEV am Entdeckertag = Gratisfahrntag ???
Moin und Hallo!
Danke für den SEV (Schienenersatzverkehr) – Beitrag! Respekt für die Planung von Busfahrten, die beim SEV Stadtbahnfahrten ersetzen!
Schönen Rest des Septembers und schönen Herbst wünsche ich allen Leserinnen und Lesern!
Stefan Fastenau