Studenten fahren viel ÜSTRA! Das zeigt eine Studie vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Mein Kumpel Freddy studiert Sport und Englisch an der Leibniz Uni in Hannover. Für unser Blog hat er einen Montag in seinem Studentenleben festgehalten:
Montagmorgen, kurz nach 7 Uhr. Der Wecker klingelt und mein erster Gedanke ist: „Wie kann man nur eine Vorlesung zur britischen Literaturgeschichte auf 8 Uhr morgens legen und das auch noch zum Wochenstart?“ Nicht zu ändern! Schnell noch ein Toastbrot mit Marmelade auf die Faust und dann raus aus der WG im Grenzgebiet von Linden-Nord. Ich ziehe mir die Kapuze über den Kopf – aus Schutz vor dem nasskalten Nieselregen, der mir ins Gesicht peitscht. Wie ich zur Uni komme? Ist doch klar: mit der ÜSTRA. Mein Fahrrad hat bereits seit Monaten einen Platten und mal abgesehen vom Wetter verspüre ich um diese Uhrzeit null Komma null Lust zu latschen. Ein Blick auf die Uhr – 7:35 Uhr – noch 3 Minuten bis zur Abfahrt der Linie 10 an der Haltestelle „Wunstorfer Straße“. Ich erreiche den einfahrenden Silberpfeil in letzter Sekunde und nehme erstmal Platz.
Auf der Limmerstraße füllt sich die Bahn allmählich. An der „Ungerstraße“ und „Leinaustraße“ steigen viele Leute zu. Ich beobachte zahlreiche Kaffeetrinker mit ähnlich verschlafenen Gesichtern wie meinem und finde das irgendwie beruhigend. Während ich unter dem Einfluss ruhiger Bassmusik aus meinen Kopfhörern noch meinem warmen Bett hinterhertrauere, starren die allermeisten Fahrgäste vertieft auf den Bildschirm ihres Smartphones oder des Fahrgastfernsehens. Es wird gerade die aktuelle Tabelle der Fußball-Bundesliga angezeigt. So entgeht einer jungen Frau an der Haltestelle „Am Küchengarten“, dass sich eine Dame höheren Alters nach einem freien Sitzplatz umschaut. Doch noch ehe die ältere Dame sich beschweren könnte, steht einige Meter weiter bereits ein Jugendlicher auf und bietet seinen Sitzplatz an. Völlig überrascht setzt sich die Dame und bedankt sich mehrere Male beim freundlichen Teenager. Die Situation hat mein Interesse geweckt. Ich stoppe die Musik und höre, wie sich die überglückliche Sitzplatzinhaberin mit ihrer Nachbarin über „die Jugend von heute“ unterhält. „Alle so aufmerksam und ordentlich guten Abend und guten Morgen sagen“, sind einige Gesprächsfetzen, die ich aufschnappe. Die Haltestellenansage „Glocksee“ reißt mich aus meinen Gedanken. Hier muss ich raus und kann entweder zu Fuß oder mit dem Bus weiter. Inzwischen regnet es heftiger und deshalb entscheide ich mich für die Linie 100 und ab geht’s zum Englischen Seminar am Conti-Campus, Haltestelle „Königsworther Platz“.
Trotz Müdigkeit und Montags-Blues überstehe ich den Vormittag und fahre zum Essen in die Hauptmensa am Schneiderberg, wo ich mich mit einem Kommilitonen zum Mittag verabredet habe. Die Mensa in der Nordstadt ist nicht so überfüllt und deshalb mein Favorit. Mit der Linie 4 oder 5 sind es bis dahin nur zwei Stationen. Nach der Mittagspause habe ich genug Energie getankt, um noch eine Bibliotheks-Session einzuschieben und eine Studienleistung für ein Seminar in den Erziehungswissenschaften vorzubereiten. Abends bin ich dann mit ein paar Leuten in der Mottenburg zum Pils verabredet. Ein bisschen Vergnügen muss ja auch zum Wochenstart drin sein. Um kurz nach 23 Uhr verlasse ich die urige Studentenpinte und fahre mit der Stadtbahn von der „Christuskirche“ zum „Kröpcke“. Dort wartet bereits – wie ich es zu später Stunde gewohnt bin – die Linie 9 nach Empelde im Anschlussverkehr auf mich.
Zum Tagesabschluss steige ich an der „Nieschlagstraße“ aus und mache einen kleinen Spaziergang nach Hause. Ich lasse den Tag Revue passieren und merke, dass mich die ÜSTRA von morgens bis abends begleitet hat. Wie so häufig! Zwar läuft nicht alles immer so reibungslos wie heute, doch als täglicher Fahrgast in Bus und Bahn merke ich, dass sich etwas bewegt. Zum Beispiel die vielen neuen Hochbahnsteige oder die Erweiterung der Elektrobusflotte sind tolle Investitionen. Ich habe immer ein genaues Auge auf den ÖPNV in Hannover. Schließlich fließen durch meinen Semesterbeitrag, über 200 Euro pro Halbjahr in die Kassen des GVH und den zugehörigen Verkehrsunternehmen. Diesen Beitrag gilt es nicht nur durch möglichst häufiges Nutzen des öffentlichen Nahverkehrs zu rechtfertigen, sondern auch auf die Qualität zu achten. Mit dem Takt- und Linienangebot der ÜSTRA bin ich zufrieden, aber Qualität zeichnet sich eben auch dadurch aus, dass der Fahrer mich an der Endhaltestelle weckt, wenn ich nach einer Studentenparty in der mollig warmen Bahn eingeschlafen bin und meine Haltestelle wieder verpennt habe.
Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hat in einer Mobilitätsstudie festgestellt, dass Hannover zu den 10 Städten in Deutschland gehört, in denen der größte Anteil an Studierenden mit Bus oder Bahn zur Hochschule kommt. Weitere Infos unter www.che.de.
Schöner Blogeintrag…
Ich habe mal 1,5 Jahre (2016/2017) in Hannover gewohnt… Und zwar nur 200 Meter von der oben genannten Haltestelle. Als ich nach Hannover gezogen bin, hatte ich echt ein wenig Schiss. Man sagte mir, in diesem Viertel würde es vor Ausländern nur so wimmeln (Achtung Weiterlesen wer jetzt wütend werden will). Ich habe in der Stadt, wo ich zuvor gewohnt habe, einige schlechte Erfahrungen mit Pöbeleien gemacht, besonders in Vierteln, wo viele Ausländer wohnten.
Ich muss aber sagen, ich war angenehm überrascht. Egal ob Ausländer oder nicht, man wurde immer freundlich gegrüßt (Auch Deutsche benehmen sich nicht überall vorbildlich). Meine Angst zu dem Viertel hatte sich in nur 2 Tagen komplett verabschiedet und ich hab mich echt wohlgefühlt. Zum Schluss hatte ich dort einige echt gute Freunde gefunden… Und zwar Ausländische mit denen ich heute noch viel Kontakt habe. Ist immer noch Heimat, selbst wenn ich nur ein Bild von dort sehe :)
Vom Semesterbeitrag gehen monatlich 23 € an den GVH für die Semester Card für alle Verkehrsmittel im GVH und ca 15,30 € für das landesweite Semesterticket ohne Bus und Stadtbahn.