üstra‘sche Farbenlehre: So bunt sind Hannovers Strecken
Scroll

üstra‘sche Farbenlehre: So bunt sind Hannovers Strecken

Die Station Kröpcke wird gerne mal mit einem Kaninchenbau verglichen – kein Wunder bei den vielen Rolltreppen, Ebenen und Ausgängen. Bei dem ein oder anderen ist da sicher schon die Frage aufgetaucht: „Wieso können nicht einfach alle Bahnen an einem Bahnsteig halten?“

Am Kröpcke halten zwischen 12 und 13 Uhr wochentags 120 Stadtbahnen. Mit einem Gleis für den Hinweg und einem zweiten für den Rückweg wäre das zeitlich nicht zu schaffen. Selbst wenn alle Fahrgäste immer an einer Türseite aussteigen und auf der anderen parallel einsteigen würden, wäre die Zeit zu knapp. Werden dann die Trittstufen nicht rechtzeitig freigemacht, war es das mit dem Fahrplan. Von eventuellen Störungen einer Stadtbahn wollen wir erst gar nicht reden…

Kröpcke Fahrtreppe

Beim Bau des Tunnels vor fünfzig Jahren hat man sich stattdessen dazu entschieden, die verschiedenen Stadtbahnlinien auf vier verschiedenen Strecken fahren zu lassen. Von der Stadtmitte aus verteilen sich die Strecken in die vier Himmelsrichtungen. Ihre Schienen kreuzen sich dabei nie, auch nicht unterirdisch. Eine Stadtbahnlinie die auf einer Strecke fährt, hat somit keinen Berührungspunkt zu Linien auf anderen Strecken – sie fahren streckenrein. Das bedeutet, dass die Strecken auch in jeder Station eigene Gleise und Bahnsteige haben müssen.

Die vier Strecken haben jeweils unterschiedliche Farben, die wir in Form von Streifen, Quadraten oder große Flächen überall finden können. Die Blaue Strecke (auch A-Strecke genannt) war die erste, die einen Tunnelabschnitt bekam. Sie führt von Nordosten nach Südwesten (für alle Erdkundeversager wie mich heißt das von rechts oben nach links unten). Auf der blauen Strecke sind die Linien 3, 7 und 9 unterwegs. Die Rote Strecke (B-Strecke) verläuft mit den Linien 1, 2, 8 und 18 von Norden nach Süden (also von oben nach unten). Von Nordwest bis nach Südost und zurück fahren auf der C-Strecke die gelben Linien 4, 5, 6, 11 und 16 (links oben bis rechts unten). Und dann gibt es natürlich noch die Linien 10 und 17 Richtung Westen auf der grünen D-Strecke.

Kroepcke_Schilder

Ist einem erst bewusst, welche Farbe die eigene Strecke hat, findet man sie schnell auf dem Liniennetzplatz und auch in der Kröpcke Station. Mir wurde in der ersten Woche in Hannover gesagt: „Wenn du nach Hause willst, dann musst du mit den Roten fahren.“ Hätte ich mir damals schon merken können, ob ich nach Laatzen oder Langenhagen muss, hätte die Heimfahrt auch immer problemlos geklappt.

11 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Guter Tipp! Das sind wieder einmal die Sachen, die eigentlich offensichtlich sind, auf die man aber trotzdem mit der Nase gestoßen werden muss. Künftig weiß ich, dass ich mein Auge auf „Gelb“ schulen muss, um nach Hause zu kommen. :)

  2. Pingback: Zahlenchaos mit Vergangenheit | Fahrtenbuch

  3. Lieb Üstra,
    baut doch mal ein Modell von den Stationen Hauptbahnhof, Kröpcke, Waterloo und Aegi, aus dem hervorgeht, wie sich die Linien kreuzen und wie die Tunnelröhren mit jeweils nur einem Schienenstrang einer Linie mal untereinander und mal nebeneinander geführt werden. Ich habe das mal mit Schülern nur für die Haltestelle Kröpcke gemacht.
    Viele Stadtbahn-Fahrgäste fühlen sich u. a. deshalb in den Untergrundhaltestellen wie in einem Kaninchenbau, weil die Konstruktion des Liniensystems leider nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Ein Modell könnte da Abhilfe schaffen.
    Und hängt Bilder auf! Und zwar Bilder, die an den jeweiligen Treppenaufgängen und Aufzugtüren aufgehängt werden und zeigen, wie es an der Oberfläche aussieht, wenn man diesen oder jenen Aufgang/Aufzug benutzt. Eine Bekannte sagte mir kürzlich, sie benutzt einfach immer den nächsten Aufgang und orientiert sich dann, wenn sie an der Oberfläche ist. Das bringt zwar Umwege mit sich, aber sie könne sich unmöglich alle die Straßennamen merken, mit denen die Aufgänge gekennzeichnet sind. Besonders für Ortsfremde oder auch für Analphabeten wären Bilder ein erstklassiger zusätzlicher Orientierungshelfer! Auch das ist ein Qualitätsmerkmal im Sinne von Barrierefreiheit!

  4. Zum Thema Streckenreinheit: Darauf wird in dem obigen Beitrag von der „Üstraschen Farbenlehre“ hingewiesen. Im Zusammenhang mit dem mittlerweile glücklicherweise endlich begonnenen barrierefreien Ausbau der Stadtbahnlinien 10 und 17 (D-Strecke) im Rahmen von Projekt Zehn Siebzehn wurde immer mal wieder von der sog. Scheelhaase-Lösung gesprochen. Die hätte jedoch das Prinzip der Streckenreinheit konterkariert, weil Linien unterschiedlicher Strecken (A-Strecke und D-Strecke) plötzlich gemeinsam auf der A-Strecke gefahren wären.

    • Da haben Sie recht, wäre es bei der D-Strecke langfristig zur Scheelhaselösung gekommen, wäre die Streckenreinheit nicht mehr gegeben. Aber wie gesagt, dass ist ja eh kein Thema mehr und durch das Projekt 10/17 wird auch dieser Streckenast barrierefrei. LG, Christine Wendel

      • Dass die D-Strecke kein Thema mehr ist, würde ich so nicht sagen. Denn wenn man der Üstraschen Farbenlehre folgt, dann fällt auf, dass die Linien mit den Farben Blau, Rot und Gelb allesamt von außerhalb in die City führen und von dort, zum entgegengesetzten Ende des Plans hin, wieder aus der City herausführen.
        Nur die grüne Linie (10 und 17) „versandet“ sozusagen in der City. Und das ist schade, denn schon in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg wünschten sich die Südstädter eine Straßenbahn, die durch die Sallstraße Richtung Innenstadt fahren sollte. Aber dann kam wohl der Erste Weltkrieg dazwischen. In den Wirren der Weimarer Republik ist die Straßenbahn ebenfalls nicht gekommen. In der unmittelbaren Nachkriegszeit galt es dann erstmal den Bestand zu sichern und ab den 50ern begann der autozentrierte Stadtausbau. Für die Sallstraße durfte es dann nur eine U-Bahn sein, weil die den Autos nicht im Wege ist. Sowohl der Auto-Zentrismus als auch der U-Bahnbau werden seit den 90er Jahren deutlich kritischer gesehen als von früheren Generationen.
        Mit Projekt Zehn Siebzehn und dem neuen Endpunkt Hauptbahnhof/Raschplatz bietet sich für die Zukunft die Möglichkeit einer oberirdischen Weiterführung der D-Linie mit der grünen Farbe aus der City wieder heraus über Berliner Allee und Sallstraße oberirdisch bis zur S-Bahn-Haltestelle Bismarckstraße.

        • Gibt es zu den „Wünschen der Südstädter” belegbare Quellen oder ist das einfach nur unbelegte Fantasie? Ich wohne in der Südstadt und kann mir in der (übrigens vor kurzem erst teuer umgebauten) Sallstraße keine Straßenbahn vorstellen – sie ist ebenso schmal wie die Limmerstraße, und dort begann ja der große Zwergenaufstand, der erst zur Brutstätte von „10/17” wurde. Was also in Linden geht, sollte in der Südstadt als Aufstand ebenso machbar sein. Die Region und die Stadt haben sich ja mittlerweile von einer Sallstraßenverlängerung aus guten Gründen wieder leise verabschiedet. Ich glaube, in diesen politischen Kampf will keiner mehr ziehen nach dem jahrelangen Hickhack mit „10/17”. Übrigens: in der Limmerstraße gibt es bis heute keine Hochbahnsteige – politisch scheint da wohl einiges schiefgelaufen zu sein…

        • Dass sie dort versandet hat auch etwas mit der möglichen Reisegeschwindigkeit zu tun. Und der geringeren Kapazität der kurzen Züge. Und linienrein ist die 17 eh nicht, denn sie fährt nunmal auch auf der A Süd. Ja für mich wäre es ein Traum unterirdisch schnell durch die Sallstraße zu fahren um dann oberirdisch an die d-süd in Richtung Expogelände anzukoppeln. Das wäre attraktiv! Der D Tunnel wäre eine echte Aufwertung des Systems. Auch für mich echt eine Hilfe weil es schneller gehen würde, auch was umsteigen angeht. Und auch der Sallstraße wegen was nicht zu verachten ist. Man stelle sich mal eine verkehrsberuhigte Zone vor mit kaum Verkehr und Bahn drunter. Die Lister Meile ist auch wegen der U Bahn so attraktiv, das ist etwas was viele komplett ausblenden.
          Aktuell bleibt es dabei, die grünen Linien sind die langsamsten im Netz und sind weiterhin die mit der schlechtesten Anbindung an den Rest. Da ändert auch der Ausbau nichts. Noch dazu kapazitätsmäßig unterirdisch zukunftsberaubt obwohl oberirdisch! Der Neubau verbessert tatsächlich kaum etwas am Istzustand.

  5. Hallo,
    lese den Beitrag leider jetzt erst. Die Aussage, dass man sich beim Bau des Tunnels entschieden hat, die verschiedenen Stadtbahnlinien auf vier verschiedenen Strecken fahren zu lassen, kann so nicht korrekt sein.

    Zuletzt (bis etwa 1995) gab es zwei Linien, die die Äste wechselten:
    1 Nordhafen – Sarstedt (B- und C-Linie)
    9 Alte Heide – Empelde (A- und B-Linie)

    • Das bedeutet ja nicht, dass die Strecken vorher nicht da waren. Damals haben die Linien die Streckenäste gewechselt, aber die Strecken ansich gab es schon. Heute fahren wir „streckenrein“, das heißt, dass die einzelnen Linien die Streckenäste nicht verlassen. LG, Christine Wendel

Schreibe einen Kommentar


* Ich bestätige, dass ich die Datenschutzerklärung der ÜSTRA zur Kenntnis genommen habe und erkläre hiermit meine Einwilligung in die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung meiner oben angegebenen Daten durch die ÜSTRA.