Vor kurzem habe ich in unserem ÜSTRA Fotoarchiv ein Bild gesucht. Ehrlich gesagt: Ich weiß nicht mehr, wonach ich eigentlich gesucht habe. Verkleidete Straßenbahnen, quietschbunte Lackierungen sowie umgebaute Busse haben mich völlig aus dem Konzept gebracht und von dem Thema abgelenkt, an dem ich eigentlich gearbeitet habe. Dafür habe ich jetzt einen tollen – teils farbenfrohen – Überblick über fast 130 Jahre Verkehrsmittelwerbung bei der ÜSTRA. Eine Fotogeschichte.
Eigentlich sind die Fahrzeuge der ÜSTRA perfekte Werbeflächen: Sie verfügen über große Außenflächen, sind in ganz Hannover – zum Teil sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus – unterwegs und fallen nicht nur unseren Fahrgästen, sondern auch allen anderen Verkehrsteilnehmern ins Auge.
Heutzutage misst man die Reichweite von Werbung in Kontakten. Bei den ÜSTRA Bussen und Bahnen sind es hunderttausende Kontakte täglich. Das wird man in den frühen Jahren der ÜSTRA wohl so noch nicht durchkalkuliert haben, umgesetzt hat man die „Reklame“ (wie es damals hieß) trotzdem schon sehr professionell, erfolgreich und zum Teil besonders einfallsreich.

Interessant ist, wie sich die Werbeflächen im Lauf der Zeit entwickelt haben: Denn natürlich ist die Folierung, die sich passgenau anbringen und sehr schnell und rückstandslos entfernen lässt, eine Erfindung der Neuzeit.
Der Blick ins Archiv zeigt, dass es von der direkten Lackierung der Bahnen über Poster und Blechschildern an den Wagen bis hin zu einer Holz-Umbauung um das gesamte Fahrzeug viele verschiedene – aber stets aufmerksamkeitsstarke – Lösungen gab. „Lösung“ bzw. eher „Auflösung“ konnte man zum Teil sogar wörtlich nehmen: Zeitweise wurde die Werbung in die Fensterscheiben der Straßenbahnen eingeätzt.
Plakatwerbung an Fahrzeugen
Eine der ersten Erscheinungsformen der Fahrzeugwerbung war die Plakatwerbung an den Plattformwänden der Straßenbahnen. Auf Blechschilder wurde die jeweilige Werbung lackiert, die dann wiederrum vorne und hinten an den Bahnen angebracht wurden.
Erste Lackierungen
Die Seitenwände wurden schon etwas eher als Werbeflächen „entdeckt“. Sie waren zunächst noch recht schlicht gestaltet: Markenname, fertig. Dennoch waren diese Lackierungen so professionell gemacht, dass es aussah, als würde die Werbung unzertrennlich zum Fahrzeug gehören – wie bei der 4711-Straßenbahn.
Verkleidete Werbewagen
Ein besonders ungewohntes Bild bieten die vollverkleideten Fahrzeuge, die ab 1930 bis in die 1950er unterwegs waren. Um die Straßenbahn bzw. den Bus nicht aufwendig über- oder umlackieren zu müssen, wenn die nächste Reklame drauf sollte, kam die Werbung nun zum Teil auf Holz. Einzelne Fahrzeuge wurden dann mit den bemalten Holzpaneelen umbaut. Dies waren Wagen der Baujahre 1896 bis 1900, die nur noch als Arbeitswagen ohne Fahrgäste unterwegs waren. Für die Werbetreibenden ergaben sich damit die größtmöglichen Werbeflächen, die sogar gezielt eingesetzt werden konnten: Die Werbewagen der Straßenbahn waren auf speziellen Touren unterwegs, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort möglichst viel Aufmerksamkeit zu erwecken.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden diese Werbewagen stark für Propaganda-Zwecke genutzt.
Verkleiden ist nicht gleich verkleiden
Im Laufe der Zeit wurde man kreativer bei der Umsetzung. Statt ausschließlich die großen Außenflächen mit Markennamen und Slogans zu bemalen, wurde die Verkleidung zum Teil sehr viel verspielter.
Ein besonderer Hingucker unter den vollverkleideten Fahrzeugen: Das Straßenbahnschiff. Der Circus Sarrasani hat den Begriff „Vollwerbung auf Verkleidung“ sehr wörtlich genommen und aus der Straßenbahn ein vermeintliches Zirkusschiff gemacht, das 1949 über Hannovers Schienen schipperte.

Von Hand lackiert
Mit auffälligen Gestaltungen allein war es jedoch nicht immer getan. Drumherum ließ man sich teils besondere Aktionen einfallen. Die „Zoo-Bahn“ aus den 1970ern erhielt beispielsweise „live“ vor Publikum ihre letzten Pinselstriche. Die Tiere darauf waren liebevoll und bunt (auch wenn das auf den schwarz-weiß-Bilder nicht erkennbar ist) gestaltet und machten die Straßenbahn bei Groß und Klein zum fröhlichen Hingucker.
Die wohl schrägste Werbegeschichte hat ebenfalls mit Tieren zu tun: Ab 1969 warb die Niedersächsische Milchwirtschaft auf einer Straßenbahn. Ihre Werbung war besonders bunt und „poppig“. Damit aber noch nicht genug. Diese „Milch-Pop-Bahn“ sollte zudem einen eigenen Namen bekommen, also veranstaltete man mit Unterstützung der hannoverschen Zeitungen einen Namenswettbewerb. Über 400 Vorschläge wurden eingereicht: Von „Mukuline“ über „Popsikuh“ und „Euterschaukel“ bis hin zum „Milchexpress“. Letztendlich entschied sich die Jury für „Zitzeblitz“, den Vorschlag eines Ahlemer Tierarztes. Auf diesen Namen wurde der TW 329 getauft – feierlich und mit Kuhmilch! Am Endpunkt Oberricklingen stand die Kuh „Mieze von Bredenbeck“ bereit, die von Frau Holweg, der Frau des damaligen Oberbürgermeisters, gemolken wurde und deren Milch dann – wie es sich für eine Fahrzeugtaufe gehört – gegen „den Bug der Straßenbahn“ geworfen wurde.
Generell wurde bei den handlackierten Wagen selten mit Farbe gespart:
Kleben statt malen
Inzwischen müssen die Fahrzeuge, die für Werbung gebucht werden, nicht mehr aufwändig umlackiert werden. Wenn heute eine „Vollwerbung“ auf eine Bahn soll, dann kommt die Werbung aus dem Drucker: Passgenau für jeden Fahrzeugtyp werden die Einzelteile auf Folie gezogen und anschließend von Folierungsexperten aufgeklebt. So wird aus dem eCitaro auch mal ein Lebkuchenbus oder es sieht so aus als würde ein Elefant den TW 6000 eindrücken.
Geschichten aus dem ÜSTRA Archiv
Mittlerweile weiß ich wieder, was das eigentliche Ziel meiner Suche im Bildarchiv war: Der Betriebshof Glocksee, der ja in den nächsten Jahren zum Teil neugebaut wird. Auch da gibt es tolle und eindrucksvolle Bilder aus über 125 Jahren ÜSTRA Geschichte – aber das erzählen wir ein anderes Mal.
Fahrkartenverkauf
Wo kann man in der Coronazeit Fahrkarten kaufen?
An einer Stadtbahnhaltestelle ja. An einer Bushaltestelle nein. Kann man nicht an den Bushaltestellen auch Fahrkartenautomaten aufstellen, oder in den Bussen Fahrkartenautomaten installieren?
Fahrkarten erhalten Sie über die GVH App oder in den GVH Service- und Verkaufsstellen. Leider können „nicht mal eben“ Fahrkartenautomaten in den Fahrzeugen nachgerüstet werden. Es macht zudem keinen Sinn, die Automaten durch die Stadt zu fahren.
Hallo,
Da es nicht möglich ist, in den Bussen einen Fahrscheinverkaufsautomaten zu installieren, sollte man wie es früher war, dass ein Schaffner in den Bussen mitfährt, um Fahrkarten zu verkaufen. So schafft man auch noch Arbeitsplätze bei der Üstra an.
In Köln sind Fahrscheinverkaufsautomaten in den Bussen Installiert. Habe ich mal gehört.
Leider ist das nicht „einfach so“ möglich. Zudem sind Fahrscheinautomaten schwieriger zu warten, da sie ja „wegfahren“. Wir, also die ÜSTRA, haben uns daher für Fahrscheinautomaten an den Haltestellen entschieden. Und jetzt gibt es ja noch die digitalen Fahrscheine. ;)