Im Winter 2025 soll das erste Fahrzeug der neuen Stadtbahngeneration TW 4000 an die ÜSTRA ausgeliefert werden. Doch wie sagte der amerikanische Essayist Mark Strand einmal so schön: „Die Zukunft beginnt immer jetzt.“ Dank eines Innenraum-Modells der neuen Stadtbahn, das der spanische Hersteller Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles (CAF) in der Werkstatt auf dem Betriebshof Glocksee ausgestellt hatte, konnten Mitarbeitende aus dem Fahrdienst, Werkstattpersonal, Vertreterinnen und Vertreter von Behindertenverbänden und der Aufsichtsrat der ÜSTRA einen ersten Blick darauf werfen, wie der Fahrerstand und Bereiche des Fahrgastraums zukünftig ausgestattet sein könnten.
Das Holzmodell im Maßstab 1:1 ist ein sogenanntes White Mock-Up und zunächst erst einmal vor allem: unspektakulär. Der erste Eindruck aber täuscht, denn der Clou findet digital statt: Durch eine Virtual-Reality-Brille gibt es Einblicke in den Fahrerstand und in den Mehrzweckbereich des TW 4000. Mit der aufgesetzten Datenbrille lässt sich durch das Fahrzeug gehen, das es noch gar nicht gibt – natürlich virtuell. Das ist ein bisschen wie Zaubern, denn durch die Brille sieht man beispielsweise Sitze oder Piktogramme zur Orientierung, die gar nicht da sind. Oder schaut durch Fenster, die im Holzmodell nicht eingebaut sind.
Mit Hilfe dieser Virtual-Reality-Technik bekommen ÜSTRA und CAF aussagekräftige Feedbacks, weil beispielsweise Sitze, Haltestangen, Griffe oder das Platzangebot visualisiert werden können. „Wir binden viele Menschen mit ein, von unserem Fahrpersonal über Behindertengruppen bis hin zu den Werkstattmitarbeitenden“, sagt Denise Hain, ÜSTRA Vorständin und Arbeitsdirektorin. „Der Blick durch die VR-Brille ist wirklich eine tolle Sache. Fahrerinnen und Fahrer haben uns auf diese Art bereits ganz viele wichtige Rückmeldungen gegeben.“
Der ÜSTRA ist es dabei wichtig, frühzeitig nicht nur Gruppen einzubinden, die künftig den TW 4000 fahren oder in der Werkstatt an ihm arbeiten werden. In einem Workshop haben sich Aufsichtsratsmitglieder der ÜSTRA die Virtual-Reality-Brille aufgesetzt und mit unterschiedlichen Themen auseinandergesetzt. Die ÜSTRA Projektleiter Steffen Kähler und Christian Fischer berichteten dabei zu Fragestellungen der Sicherheit, aber auch zum Sitze- und Farbkonzept. Durch die Projektion von Farben konnten im TW 4000 Haltestangen, Böden oder Decken in unterschiedlichen Farben dargestellt werden. Dunkle oder helle Wagendecke – dank der Virtual-Reality-Technik war beides in Sekundenschnelle darstellbar. „Für mich war das super interessant“, sagte Eike Lengemann, Aufsichtsratsmitglied der Grünen, nachdem er die große, weiße Brille wieder abgesetzt hatte. Auch die Behindertenbeauftragten von Stadt und Region, Andreas Mangelsdorf und Sylvia Thiel, waren im White Mock-Up auf dem Betriebshof dabei und gaben wichtige Anregungen für die Bedürfnisse und Wünsche von mobilitätseingeschränkten Menschen.
Wenn im Winter 2025 der erste TW 4000 aus Spanien nach Hannover kommt, dann wird ein langer Weg hinter allen Beteiligten liegen. Den offiziellen Startschuss zur Beschaffung hatte der Aufsichtsrat der ÜSTRA am 13. Dezember 2019 gegeben, zuvor hatte es bei der ÜSTRA bereits viele Planungsrunden zum Projekt „Vierte Stadtbahngeneration“ gegeben. Mit der Unterzeichnung der Verträge zwischen ÜSTRA und CAF am 26. September vergangenen Jahres begann dann die heiße Phase. In dem gesamten Prozess spielte und spielt Beteiligung eine große Rolle.
Von der Ideenfindung bis zum Auftrag:
Die ÜSTRA hat viel unternommen, um die Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden zu berücksichtigen. Allein im internen Teilprojekt „Innovationsmanagement“ wurden anfänglich in verschiedenen Workshops 418 Ideen gesammelt. Neben den zahlreichen Workshops und Industrieforen wurde eine umfangreiche Marktforschungsstudie initiiert, die zweistufig durchgeführt wurde, um die Wünsche an das neue Fahrzeug bestmöglich zu erfassen. In der ersten Stufe wurden die Anforderungen der Kundinnen und Kunden an die für sie wichtigen Elemente – zum Beispiel Sitz – und Stehplätze, Fahrgastinformationen, Festhaltemöglichkeiten, Türen – in intensiven Gesprächen herausgearbeitet. Dabei waren auch im Speziellen Vertreterinnen und Vertreter von Behindertenverbänden und das ÜSTRA Fahrpersonal eingebunden. In einer zweiten Stufe wurden die Erkenntnisse durch eine repräsentative Fahrgastbefragung quantifiziert.
Wie ernst diese Wünsche genommen werden, lässt sich an einem Beispiel anschaulich erklären: Mehr Mehrzweckfläche für Kinderwagen, Rollatoren oder Fahrräder und mehr Stehbereiche – das waren zwei der wichtigsten Wünsche, die dazu geführt haben, dass im neuen TW 4000 die Sitzplätze auf 44 (TW 3000 bisher 54) reduziert werden. Sitze, das weiß die ÜSTRA, sind in Hannover ein großes und wichtiges Thema – entsprechend wird es behandelt. Bei der Anordnung der Sitze werden im TW 4000 das breite Spektrum der Kundenwünsche berücksichtigt und verschiedene Sitzgruppen (3er-Gruppe, 4er-Gruppe, Längs- und Quersitze) angeboten. Die Gestaltung des Innenraums wird sich stärker als bisher an den verschiedenen Kundenanforderungen orientieren: Ruhige Bereiche an den Fahrzeugköpfen, definierte Stehplätze, größere Mehrzweckbereiche – und wieder größere Fenster im Fahrgastraum, wodurch ein hellerer und freundlicherer Innenraum entsteht.
Mit dem Aufbau eines weiteren, größeren Mock-Ups kurz vor Weihnachten steht der nächste große Schritt noch in diesem Jahr bevor. 2024 wird es spannend weitergehen, wenn CAF in Beasain im spanischen Baskenland im Frühjahr mit dem Wagenkastenrohbau für den TW 4000 beginnt. „Wir freuen uns, im kommenden Jahr damit zu beginnen, das virtuell gezeigte in die Realität umzusetzen“, sagt Vertriebs- und Projektleiter CAF TW 4000 Andreas Doll. Auch das wird wieder ein Stück Zukunft sein, das dann beginnt.
Selbst wenn die gröbsten Fehler der TW-3000 für den Innenraum behoben werden (Sitze, die grausame Beleuchtung), bleibt der TW-4000 eine Fehlkonstruktion.
Wieder zweiteilig mit 3 Drehgestellen (also die Dinger, wo die Räder dran sind).
Wird also wie beim TW-3000 zu lautem Gerumpel außen, und für Seekrankheit innen sorgen.
Haupteinsatz sind 3-Wagen-Züge. Das bedeutet: Es wird ein komplettes Fahrzeug „mitgeschleift“, welches teuer in der Herstellung ist, aber dabei für die nicht genutzten Fahrerstände und Kupplungen ordentlich Fahrgastplatz verschenkt.
Warum nicht 3, besser 4-teilige Wagen (ähnlich dem TW-2500 / TW-6000), die bei der geplanten Menge wenigstens 200 – 250 Mio EUR (Gesamtsumme ist ja derzeit eine gute Milliarde) einsparen, mehr Sitzplätze, mehr Komfort, weniger Fahrgeräusche und bessere Stabilität bringen würden?
Die Üstra lernt es einfach nicht. CAF baut schöne Fahrzeuge, auch lange Züge mit Komfort für Fahrgäste. Ich schätze mal, in Spanien stehen Eimer für die Ingenieure, an denen diese sich für die Anforderungen aus Hannover ausheulen können.
Das wäre alles halb so wild, wenn die Steuerzahler diesen Mist nicht bezahlen müssten.
Es ist schon erstaunlich, dass schon bei der virtuellen Version eines Fahrzeuges feststeht, dass es nur schlecht sein kann. ;) Mal im Ernst: Unsere Kolleginnen und Kollegen haben sich viele Gedanken um die Fahrzeugkonstruktion gemacht und gute Gründe das Fahrzeug genauso bauen zu lassen, wie wir es eben tun. Von außen ist es ja immer leicht seine Meinung kundzutun, aber glaub mal, wir wissen, was wir da bestellen und warum.
Liebe Christine,
es gibt keinen Grund, wieder die Fahrzeuglast auf 3 Drehgestelle zu verteilen.
Es gibt auch keinen Grund, bei dem zweiteiligen Konzept zu bleiben.
Bei der Üstra geht es in erster Linie um „ein neues Fahrzeug“. Lernprozesse, z.B. aus dem TW-3000 Desaster, finden nicht statt.
Das Erste Bestell-Los sind (afaik) 42 Stück. Lassen wir uns überraschen – vielleicht geschehen ja Wunder. Ich bin derzeit nicht wirklich optimistisch und hoffe, dass im Gegensatz zum TW-3000 die Üstra schnell die Reissleine zieht.
Ich hoffe, das der TW 6000 noch weiter im Einsatz bleibt.
Naja, für immer können wir das leider nicht zusagen. Aber dafür hebt der FÖRDERVEREIN STRASSENBAHN HANNOVER e.V. ja den 6001 auf.
Es ist viel die Rede von Beteiligung. Leider wird die Existenz des ÖPNV Rates als Vertretung der Nutzenden ignoriert. Oder gab es irgendwann im Planungsprozess eine Beteiligung des ÖPNV Rates, die mir entgangen ist. Spätestens beim nächsten Mock-Up sollte man den ÖPNV Rat einladen!
Friedrich Odening, Vertreter von ProBahn im ÖPNV Rat der Region Hannover.
Das Design von Außen ist grauenhaft. Alles am Fahrzeug ist abgerundet und dann diese viereckige Frontscheibe. Gräßlich. Gibt es heutzutage keinen Designer von können eines Prof Lindinger mehr?
Warum es keine durchgehenden Wagen gibt, sowohl beim TW3000 als auch anscheinend beim TW4000, verstehe ich nicht. Es wäre so viel mehr Kapazität im Innenraum für Fahrgäste.
Viel mehr Platz den ganzen Tag, dafür dass man in den Nachtstunden dann ggf. öfter ein nicht perfekt ausgelastetes Fahrzeug im Einsatz hat ist es doch allemal Wert. Was spricht gegen ein 50m Fahrzeug?
Hallo Peet,
wir haben uns dazu mit dem Stadtbahnbetrieb in Verbindung gesetzt, der uns die Gründe flexibler Fahrzeugeinsatz je nach Bedarf (Strecke und Fahrgastaufkommen) und Erfahrungen im bestehenden Betriebskonzept genannt hat. Der TW 2500 als durchgehender Langzug kann beispielsweise nur gekuppelt fahren und ist als halbes Fahrzeug schwerer zu rangieren und zu disponieren (Not-Fahrerstand statt 2-Wege-Fahrzeug).
Was den TW 4000 angeht, wurden in der Startphase des Projektes verschiedenste Fahrzeuggrundgestaltungen untersucht. Diese unterschieden sich zum Beispiel in der Fahrzeuglänge, der Anordnung der Gelenke und Drehgestelle, in der Anordnung von Fahrerständen und auch der verfügbaren Netto-Fahrgastflächen. All diese Varianten wurden im Hinblick auf Auswirkungen auf Fahrgastkapazität, Betriebsabwicklung, die Haltestellen, die Werkstätten, der Abstellmöglichkeiten auf den Betriebshöfen, etc. untersucht und bewertet. Im Ergebnis bot sich eine Gestaltung in Anlehnung an den TW3000 an, da dieses Gestaltungskonzept erwiesenermaßen in unserem Streckennetz und in unserem Betriebskonzept funktioniert, und auch bei den übrigen Aspekten gut abschneidet.
Viele Grüße