Still liegt er da: der Maschsee. Ich stehe am Westufer und mein Blick gleitet langsam über den leeren See. Nur ein paar Enten lassen sich treiben. Ihren Schnabel haben sie in ihr Gefieder gesteckt – zum Schlafen oder zum Wärmen. Wenn ich ausatme, bildet sich kurzzeitig eine Wolke, aufgrund des Temperaturunterschieds zur knackig kalten Luft. In den Wintermonaten ist auf dem See nichts los. Keine Segler, keine Tretboote und auch keine Maschseeflotte. Obwohl die Boote der ÜSTRA Reisen nicht zu sehen sind, ist die Crew trotz der Winterpause fleißig.
Ich schlendere das Ufer entlang, passiere einige Yacht- und Ruderclubs, bis ich am Westanleger angekommen bin. Dort bin ich mit Jens Treudler – dem Chef der Maschseeschifffahrt – verabredet. Ich erkenne ihn schon von weitem: Zur Begrüßung hält der Maschseekapitän einen Rettungsreifen über seinen Kopf. Jens Treudler empfängt mich lächelnd mit den Worten: „Die ‚Hannover‘ bekommt zur neuen Saison einen neuen Rettungsring, aber das ist natürlich nicht alles. Kommen Sie mal mit!“
Wir betreten gemeinsam die „heiligen Hallen“ der Maschseeflotte: das Bootshaus. In der überdachten Schiffsgarage wird gearbeitet – das sieht man. Werkbänke, Werkzeuge und eine Garderobe mit Blaumännern prägen das Bild der Bootshauswand. Die Stellplätze für die Boote sind durch Betonstege voneinander getrennt. „Jedes Jahr, Anfang November, kommt unsere Flotte ins Bootshaus. Die Saison ist dann zwar vorbei und unsere Fahrgäste sehen die Schiffe erstmal nicht mehr auf dem Maschsee, aber wir haben über den Winter eine Menge zu tun“, erklärt mir Treudler, während wir auf die Flotte schauen.
Den Akku aufladen
Schritt eins nach Saisonschluss: Die Boote werden ausgeräumt. Dabei geht es nicht nur um Getränkevorräte und das Interieur, sondern auch um die Batterien. Alle vier Boote laufen rein elektrisch und die Winterpause wird genutzt, um die Akkus zu checken. Die riesigen Akkublöcke befinden sich unterhalb des Fahrgastraums und müssen mit einem Kran rausgehoben werden. „Wir könnten die Batterien gar nicht per Hand hochhieven, die Blöcke sind viel zu schwer, ungefähr 400 Kilogramm.“ Jens Treudler und ich stehen im Batterie-Lagerraum. Hier lagern die Akkublöcke im Winter sicher und vor allen Dingen trocken. In der Saisonpause wird die Leistungsfähigkeit überprüft und die Batterien gegebenenfalls ausgetauscht. Bei guter Pflege halten die Akkus circa 12 Jahre.
Der Lack ist ab
Ende November werden die Schiffe aus dem Wasser gehoben und es geht den Booten an den Lack. Die Winterpause wird genutzt, um sowohl den Unterwasser- als auch den Überwasserschutz neu aufzutragen. Laut Maschseekapitän Treudler eine zeitintensive Aufgabe: „Abschmirgeln, neulackieren, trocknen lassen… das dauert!“ Im Innenraum der Boote wird ebenfalls „klar Schiff“ gemacht. Reinigungsarbeiten und Ausbesserungen an der Inneneinrichtung gehören zum alljährlichen Programm.
Glanzvoll in die neue Saison
Im Frühjahr geht’s für die Flotte dann zurück ins Wasser und die Akkus werden wieder eingesetzt. Dann sind die Boote „Hannover“, „Niedersachsen“, „Deutschland“ und der Solarkatamaran „Europa-enercity“ wieder bereit für die hohe (Masch-)See.
Doch bis dahin ist noch einiges zu tun. Während Jens Treudler und ich im Bootshaus plaudern, werkelt seine Crew an den Booten herum. Ich merke, wie es Kapitän Treudler in den Fingern juckt. Deswegen möchte ich ihn nicht weiter aufhalten, verabschiede mich und danke für den Blick hinter die Kulissen. Auf dem Rückweg, schaue ich noch einmal über den Maschsee: Momentan liegt er still da, aber ich freue mich schon auf den Frühling, wenn die Maschseeflotte wieder in See sticht.
Der Saisonauftakt ist am Karfreitag. Wer weitere Infos über die Maschseeflotte, die Abfahrtszeiten und die Angebote haben möchte, findet diese auf uestra-reisen.de/maschsee/