„Nachts im Museum“: Der Film mit Ben Stiller und dem wunderbaren, leider schon verstorbenen Robin Williams war 2006 das, was man im Kino altmodisch einen Kassenschlager nennt. Der Film, der wie viele erfolgreiche Filme zwei Fortsetzungen nach sich zog, begeisterte Jung und Alt. Den Bogen von Hollywood nach Wehmingen zu schlagen, ist zugegeben gewagt, aber das ÜSTRA Fahrtenbuch ist ja bekannt dafür, sich auch mal etwas zu trauen. Also begleitet uns gerne auf die Reise in das beschauliche Örtchen 20 Kilometer südöstlich von Hannover, wo es an jedem Wochenende heißt: „Sonntags im Museum“. Wir nehmen Euch mit zu historischen Straßenbahnen auf einem Gelände mit bewegter Vergangenheit und stellen Euch Herrn Krüger vor, der zwar nicht der Museumswärter ist, sich aber im Museum am Roten Berg bestens auskennt.
Historisches am Roten Berg
Wer mit dem Bus oder dem Auto durch Wehmingen fährt, dem fällt – abhängig von der Richtung – der Sportplatz oder das Sägewerk auf. Und dann ist man auch schon wieder raus aus dem zu Sehnde gehörenden Ortsteil mit seinen rund 700 Einwohnerinnen und Einwohnern und hat das Beste bei der Durchfahrt verpasst. Wer also bisher nur den Fußballplatz und die Holzhandlung kennt, bitte unbedingt die Straße am Sportplatz ein paar Hundert Meter weiter fahren, und schon landet man direkt vor dem Hannoverschen Straßenbahn-Museum (HSM). Das liegt in Wehmingen auf dem ehemaligen Bergwerksgelände Hohenfels am Hang des sogenannten Roten Berges mit einem wunderbaren, alten Baumbestand und – natürlich – einer einmaligen Sammlung von Schienenfahrzeugen des öffentlichen Personennahverkehrs aus der Zeit von 1895 bis zu den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Der freundliche Herr Krüger
Bodo Krüger sitzt auf der Terrasse des Museums-Kaffeegarten unter Kastanienbäumen, hinter ihm stehen überdacht drei Straßenbahnoldtimer. Auch Krüger blickt erst einmal kurz zurück: „Wenn ich bedenke, wie es hier vor 20 Jahren ausgesehen hat, dann kann ich behaupten, dass wir eine Menge geschafft haben. Und das alles mit ehrenamtlichen Leuten“, sagt Krüger. „Wenn man früher in Hannover gefragt hat, wer das Straßenbahnmuseum in Wehmingen kennt, dann war die Antwort: ,Nie gehört‘. Heute ist das anders.“ Das Straßenbahnmuseum wird vom gemeinnützigen Verein Hannoversches Straßenbahn-Museum e.V. und seinen Mitgliedern getragen. Öffentliche Zuschüsse gibt es kaum, „wir sind nicht hochsubventioniert wie Museen in Hannover und finanzieren uns im Wesentlichen durch den Besucherbetrieb, Mitgliedsbeiträge und Spenden“, erzählt Krüger.
Funken und Fliegen
Der 70-Jährige ist der Pressesprecher des Straßenbahnmuseums. Seit 2004 ist er im Verein. „Als die damalige Pressesprecherin aufgehört hat, habe ich gesagt, okay, dann mache ich das – daraus sind elf Jahre geworden.“ Elf Jahre, in denen Krüger auch mal zweiter Vorsitzender war und zwischenzeitlich „die Kasse und die Elektrik am Hals hatte“, wie er mit einem Lächeln erzählt. Vor drei Jahren wollte Krüger als Pressesprecher aufhören. Der Vorstand hat das, formulieren wir es so, überhört, deshalb hat Krüger noch einmal einen „bitterbösen Brief“ aufgesetzt und daran erinnert, dass er das mit dem Aufhören schon ernst meint. Ein Nachfolger ist mittlerweile gefunden, Krüger kann die Pressesprecheraufgaben langsam abgeben und hat dann wieder mehr Zeit für seine anderen Hobbys. Krüger ist nämlich noch erster Vorsitzender des Hannoverschen Fernmeldeclubs, er verbringt viel Zeit mit der „Funkerei“, und außerdem hebt er privat gerne ab – in Oppershausen bei Celle mit Segelflugzeugen und Motorseglern. „Mit 14 Jahren hatte ich meinen ersten Alleinflug“, sagt Krüger.
Familien als Zielgruppe
An seinem Engagement für das Straßenbahnmuseum wird das alles nichts ändern. Krüger ist im Verein eines von vier Mitgliedern auf Lebenszeit: „Da kann man nur rausgeworfen werden, wenn man silberne Löffel klaut.“ Der Rentner hat in den vergangenen Jahren den Wandel des Museums mitgestaltet und erlebt. 1974 wurde das ehemalige Kalibergwerk in Wehmingen Sitz des Deutschen Straßenbahn-Museums, 1987 dann des Hannoverschen Straßenbahn-Museums. Zum Anfang war das Museum etwas für Leute, die Krüger „Nietenzähler“ nennt, also Fachpublikum. „Bis vor zwölf Jahren war das der Großteil der Menschen, die zu uns gekommen sind. Heute sind es Familien, und das wollen wir auch sein: ein Familienmuseum mit zivilen Eintritts- und Bistropreisen“, sagt Krüger.
Nummer 1 in Deutschland
Der Erfolg spricht für sich. Bis zu 14 000 Besucherinnen und Besucher kommen jedes Jahr nach Wehmingen – eine stolze Zahl, wenn man bedenkt, dass das Museum nur an Sonn- und Feiertagen geöffnet hat. „Wir sind das größte und vielseitigste Straßenbahnmuseum in Deutschland und das viertgrößte weltweit. In Europa haben nur Museen in England und Dänemark mehr Besucher“, sagt Krüger. Verlassen kann sich der Verein auf seine Ehrenamtlichen: „An den Öffnungstagen brauchen wir mindestens 30 Leute für den Fahrbetrieb, für das Bistro, für die Kassen oder für Führungen.“ Samstags werden auf dem Gelände, in der Werkstatt und beim Einkauf die Vorbereitungen getroffen, damit der Sonntag im Museum dann für alle ein Erlebnis werden kann.
Die Auswirkungen der Pandemie sind auch in Wehmingen zu spüren gewesen. „Durch Corona haben wir anderthalb Jahre verloren“, sagt Krüger. „Das hat uns auch finanziell geschadet. Zum Glück konnten wir Spenden einsammeln, die Werkstatt weiter betreiben und am Gelände arbeiten. Jetzt müssen die Leute erst einmal wieder anspringen.“
ÜSTRA hilft mit Rat und Tat
Das attraktive Angebot des Straßenbahnmuseums und die sehenswerte Fahrzeugsammlung helfen dabei. „Wir haben auf dem Gelände einen drei Kilometer langen Rundkurs und 26 Fahrwagen, die mit Besuchern fahren dürfen. Es gibt auch eine richtige Fahrdienstleitung. Das ist wie bei der ÜSTRA – nur zwei Nummern kleiner“, sagt Krüger. Apropos ÜSTRA: „Die ÜSTRA hilft uns, wo sie kann, und zwar mit Rat und Tat. Allein die zwei Stadtbahnen des TW 6000 sind für uns großartig. Auch anderes Ausgemustertes können wir immer sehr gut gebrauchen, alte Fahrleitungsmasten zum Beispiel“, erzählt Krüger. „Außerdem gibt es zahlreiche Mitarbeitende der ÜSTRA, die uns in ihrer Freizeit oder nach Feierabend helfen, wenn es Probleme gibt. Etwas Besseres kann sich auch die ÜSTRA nicht wünschen.“
Premiere des Fernmeldemuseums steht bevor
Auf die kommenden Wochen freuen sich Krüger und die 460 Vereinsmitglieder besonders. Die erstmalige Öffnung des neu errichteten Fernmeldemuseums steht bevor, es fehlt nach der mündlichen nur noch die schriftliche Genehmigung. Viele Jahre haben die Beschaffung sowie der Aufbau einer der umfangreichsten Sammlungen historischer Fernmeldetechnik gedauert. Auf 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird es viel zu sehen geben. „Das ist nicht irgendeine Fernmeldeausstellung, bei der ein paar Telefone stehen. Das ist die größte in Norddeutschland und eine der größten in Deutschland“, sagt Krüger. Bis 1996 wurde gesammelt, was es an Fernmeldegeräten gibt. Die jüngere Vergangenheit wird bewusst ausgespart. „Smartphones zu zeigen, bringt es nicht“, sagt Krüger, „die kennen alle. Aber Telefone mit Wählscheibe, die haben die meisten Kinder noch nie gesehen.“
Kleine Bahn ganz Groß
Am 11. und 12. Juni gibt es in Wehmingen außerdem die Welt des Schienenverkehrs im verkleinerten Maßstab zu entdecken bei der Ausstellung „Kleine Bahn ganz Groß“. Die internationale Ausstellung ist beliebter Treffpunkt für Modellbauer. Im Fokus auf den beiden vereinseigenen Modellanlagen steht jedoch nicht die Eisenbahn, die Anlagen widmen sich vielmehr dem Thema Straßenbahn und Nahverkehr und sind in ihrer Art und Größe einzigartig. „An den beiden Tagen rechnen wir mit nahezu 4000 Besucherinnen und Besuchern“, sagt Krüger. Für zwei Tage gilt dann im Hannoverschen Straßenbahn-Museum das Motto „Kleine und alte Bahnen ganz Groß“.
Termine und Preise
Neugierig geworden auf das Straßenbahnmuseum? Bis 31. Oktober ist das Museum an allen Sonn- und Feiertagen sowie am 4. Dezember jeweils von 11 bis 17 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Erwachsene zahlen 8 Euro Eintritt (ermäßigt 7 Euro), Familien 21 Euro und Kinder (6 bis 15 Jahre) 4,50 Euro. Für die weiteren Museen auf dem Gelände (Omnibus-Museum, Hifi- und Tonbandmuseum, Fernmeldemuseum) sind jeweils 2 Euro zusätzlich zu zahlen.
So ähnlich wie es Herr Krüger gemacht hat, habe ich es auch. Ich habe auch mal mit dem Segelfliegen angefangen. 1990 habe ich auf den Segelflugplatz in Burgdorf 2 Busfahrer von der Üstra kennengelernt. Seit ein paar Jahren sind sie Rentner und fahren die Maschseeflotte. Dort habe ich einen Ehemaligen Busfahrer wiedergetroffen. Mit ihnen bin ich dann mal vor etwa 3 Jahren zu Strassenbahnmuseum gefahren. Ich habe ihnen mal davon erzählt, und er wollte schon immer dorthin. Ich konnte dann mal den TW 6000 fahren.