Wer, wie ich, regelmäßig in Hannover unterwegs ist, hat den ÜSTRA Funkwagen bestimmt schon mal im Einsatz gesehen. Manchmal sieht man das silberne Fahrzeug mit ÜSTRA Schriftzug vielleicht sogar abseits aller ÜSTRA Strecken – am Rand der Eilenriede oder am Maschsee – nämlich immer dann, wenn Björn Carlsson und seine Kolleginnen und Kollegen mal wieder eine Abkürzung nehmen, um schneller an ihr Ziel zu kommen. Denn, die wichtige Aufgabe des Funkwagen-Teams lässt sich schnell auf den Punkt bringen: Es sorgt für Sicherheit im ÜSTRA Netz.
Björn Carlsson und seine Kolleginnen und Kollegen sind für die ÜSTRA das, was die „gelben Engel“ für Autofahrende sind. Die silbernen Engel sozusagen. Immer, wenn Hilfe benötigt wird, sind sie zur Stelle. Zum Beispiel nach Oberleitungsschäden durch einen umgestürzten Baum, nach Unfällen oder bei Verkehrshindernissen im alltäglichen Betrieb. Der Funkwagen bzw. seine Fahrerinnen und Fahrer sind die „Augen der Betriebsleitstelle“ und ein elementarer Bestandteil der Verkehrssteuerung, die aus der Leitstelle heraus agiert.
Problemlöser und Helfer
Der Funkwagen, der eigentlich den Namen Verkehrssteuerungswagen trägt und seinen ÜSTRA internen Ruf dem Funkgerät zu verdanken hat, ist im Regelfall ununterbrochen in der Stadt unterwegs. Besetzt wird er von Mitarbeitenden aus dem Kreis der Fahrdienstleitung und der Verkehrsmeister. Sie können unterwegs schnell reagieren, wenn sie im Funk die Störungsmeldungen des Fahrpersonals hören oder von der Leitstelle zum Einsatzort geschickt werden. Oft geht es um Kleinigkeiten, die sich schnell beheben lassen: Mal liegt ein Ast auf den Gleisen oder ein vergessener Pylon steht den Stadtbahnen im Weg. „Ich hab auch schon eine Ampel mit dem Abschleppseil von den Gleisen gezogen, die durch einen Verkehrsunfall zuvor in den Gleisbereich ragte“, erinnert sich Fahrdienstleiter Carlsson. Das oberste Ziel neben der Sicherheit: die Strecken so schnell wie möglich wieder befahrbar machen.
Das Teams des Funkwagens ist immer dann im Einsatz, wenn es bei der ÜSTRA irgendwo nicht rund läuft. „Wir verstehen uns als Problemlöser und Helfer und halten die Augen immer offen. In erster Linie natürlich für unsere ÜSTRA. Aber wenn man mal woanders aushelfen kann, zum Beispiel wenn Person vom Fahrrad gestürzt ist, macht man das natürlich gerne.“ Neben der Strecke sind sie auch für die ÜSTRA Liegenschaften – wie zum Beispiel die Betriebshöfe – zuständig. Bei Störungen oder wenn eine Brandmeldeanlage dort auslöst, sind sie vor Ort, um erste Maßnahmen zu ergreifen und die Leitstelle über die Situation zu informieren.
Mit Blaulicht und Martinshorn
Um bei akuten Notfällen, wie größeren Unfällen, schnell am Ort des Geschehens zu sein, sind die Fahrzeuge – für die Stadtbahn sind zwei im Einsatz, für den Busbetrieb eines – mit Blaulicht und Martinshorn ausgestattet. Denn im Ernstfall kann langes Warten an roten Ampeln zu viel Zeit kosten. „Wenn beispielsweise nach einem Fahrleitungsschaden Strom auf Fahrzeuge oder umliegende Zäune übergeht, dann müssen wir schnell reagieren. Kommt jemand damit in Berührung, weil die Stelle nicht abgesperrt ist, wird es lebensgefährlich“, erklärt Björn Carlsson. „Diese Blaulicht-Fahrten sorgen dann auch schon mal für einen Adrenalinschub. Denn dann wissen wir: Es ist ernst. Aber zum Glück haben wir solche Einsätze nicht so häufig.“
Auch bei kleineren Unfällen oder Blechschäden wird der Funkwagen dazu gerufen. Für Carlsson und Co. gilt es dann, die Lage schnell zu überblicken. „Zuerst schauen wir, ob sich jemand verletzt hat und wir erste Hilfe leisten können, dann sperren wir die Unfallstelle ab. Denn Sicherheit geht immer vor.“ Es folgt die Unfallabwicklung: Speicherkarten aus den Fahrtenschreibern werden sichergestellt und Daten aufgenommen, um schließlich mit einer Info an die Leitstelle die Strecke wieder freizugeben.
Auch dem Fahrpersonal geht Carlsson gerne zur Hand: „Wir sind oft mit mehr Werkzeug ausgestattet als unsere Kolleginnen und Kollegen im Fahrdienst. So können wir kleine Fahrzeugstörungen schnell beheben.“ Dadurch verhindern die Funkwagen-Teams auch, dass Fahrzeuge und damit Fahrten ausfallen. „Wir kümmern uns natürlich auch um die Menschen. Kommt ein Fahrzeug im Winter zum Erliegen, bringen wir unseren Fahrerinnen und Fahrern heiße Getränke vorbei. Und wenn mal jemand unterwegs krank abgelöst werden muss, bringen wir sie oder ihn auch gern nach Hause.“
Der Funkwagen als Arbeitsplatz
Das Auto ist nicht nur für den sicheren Betrieb essenziell, es ist auch der Arbeitsplatz von Björn Carlsson. Im Schnitt ist er 1.000 Kilometer pro Monat unterwegs. Kein Wunder, dass er sowohl das ÜSTRA Netz als auch Hannovers Straßen besser kennt als seine Westentasche. Unter der Woche haben Fahrdienstleitung und Verkehrsmeisterinnen und -meister im Funkwagen erfahrungsgemäß mehr zu tun, da die Auslastung sowohl auf den Schienen als auch auf den Straßen höher ist. „Eigentlich muss man sich aber immer wieder vor Augen führen, wie wenig, vor allem im Verhältnis zu den täglich gefahrenen Kilometern unserer Fahrzeuge, im Netz passiert“, macht Carlsson deutlich. Trotzdem ist die Arbeit des Funkwagen-Teams eigentlich nie vorbei. Es ist im Schichtdienst 24 Stunden an sieben Tagen im Einsatz. „Vor allem bei akuten Notfällen ist unser Auftrag erst zu Ende, wenn die Strecke wieder frei ist. Das kann zum Beispiel nach Sturmschäden auch mal länger als eine Schicht oder sogar einen Tag dauern.“
Als Fahrdienstleiter ist Carlsson ein Allrounder: Im Funkwagen reagiert er schnell, behebt Störungen, hilft dem Fahrpersonal und kann nach Unfällen sowohl Busse als auch Bahnen aus dem Weg fahren. Zudem ist er regelmäßig in der Betriebsleitstelle tätig und steuert von dort den Verkehr. „Ich verbringe etwa 80 Prozent meiner Arbeitszeit im Funkwagen, den Rest der Zeit sitze ich mit den Kollegen in der Zentrale“, erläutert Carlsson, der gelernter Schlosser ist und 1994 als Quereinsteiger zum Stadtbahnfahrer bei der ÜSTRA wurde. Zum Fahrdienstleiter ist er 2010 durch eine interne Ausbildung geworden und ist seit dem auch einer der „silbernen Engel“. „Diese Abwechslung mit den verschiedensten Einsätzen vor Ort und den Aufgaben in der Leitstelle macht viel Spaß. Für mich ist das mein Traumjob.“