Kennt Ihr das auch? Ich habe eine große, alte Fotokiste, in der liegen völlig ungeordnet unzählige Bilder, ganz klassisch auf Papier. Manchmal öffne ich den Deckel der Kiste, nehme das erste Foto in die Hand und bin dann die nächste Stunde verschwunden in der Vergangenheit, dokumentiert auf Bildern. Ein Fotoarchiv ist ein Schatz, und immer wieder gibt es Altes neu zu entdecken. Das gilt auch für das ÜSTRA Fotoarchiv, nur dass es keine Schatzkiste, sondern eine riesige Schatzkammer ist. Eine teilweise schon digitalisierte Schatzkammer, in der Sensationsfunde lagern. Wie zum Beispiel ein Mannschaftsfoto der Fußballprofimannschaft von Hannover 96, bei dem die ÜSTRA eine tragende Rolle spielt. Für das ÜSTRA Fahrtenbuch habe ich mich mit zwei Hauptbeteiligten von damals getroffen, um die Geschichte dieses ganz besonderen Bildes zu erzählen.
Die Bibel der Fußballfans
Für alle, die sich mit Mannschaftsfotos nicht so auskennen: Sie sind beim Fußball im Grunde das Wichtigste, zumindest für viele Fans. Das Fachmagazin „kicker“ veröffentlicht einmal im Jahr vor jeder Saison ein Sonderheft, liebevoll „Bibel“ genannt. In dieser Bibel steht viel über Spieler und Spiele und Klubs, aber eigentlich ist das alles nur Staffage für das, was die Fans lieben: die Mannschaftsfotos der Klubs von der Bundesliga bis zur 3. Liga, säuberlich sortiert nach Platzierung in der Vorsaison. Mit dem Finger fahren Fans über diese Mannschaftsbilder, suchen ihren Lieblingsspieler, die Neuzugänge oder schauen, ob das Klubmaskottchen mit auf das Foto durfte (bei 96 darf es das nicht). Es gibt Anhänger, die können noch Jahre später sagen, wer neben wem gestanden oder gesessen hat.
Heute sind Mannschaftsbilder meist eintönig, aufgenommen im Stadion oder am Trainingsplatz. Das war nicht immer so. Kein Klub traut sich mehr etwas Originelles aus Angst, in den Sozialen Medien zerrissen zu werden. Und wer das Mannschaftsfoto von Hannover 96 vor der Saison 1986/1987 sieht, der ahnt, dass ein solches Motiv heute vermutlich undenkbar wäre. Aber dazu später mehr.
EMS Deutschland, nicht Titanic
Auf dem Mannschaftsfoto vom Sommer 1986 stehen Spieler, Trainer und Betreuer der Roten nicht vor einer Tribüne, sie stehen auf einem Schiff. Das Schiff übrigens, die EMS Deutschland, gehört noch heute zur Maschseeflotte der ÜSTRA Tochter ÜSTRA Reisen, die Karfreitag in die neue Seesaison gestartet ist. Bastian Hellberg war damals der 96-Kapitän, er hat in seiner Karriere unzählige Mannschaftsbilder gemacht. „An alle anderen Fotos kann ich mich nicht mehr erinnern“, sagt Hellberg. „Aber das Bild auf dem Schiff, daran erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen.“ Das Magazin „11Freunde“ schrieb über das Foto von damals: „Was aussieht wie die letzten Überlebenden der Titanic ist eines der schönsten Gruppenfotos der Fußballgeschichte!“ Als ÜSTRA darf man da rückblickend schon ein bisschen stolz sein.
Mit Löwe oder Haflingerstute
Es gibt legendäre Mannschaftsfotos, einige davon sind Klassiker geworden wie das vom 1. FC Nürnberg, bei dem die Spieler auf einem Wagen mit Bierfässern sitzen, der von einer Haflingerstute gezogen wird. Beim TSV 1860 München (Spitzname Löwen) haben sie einmal mit einem echten Löwenbaby posiert, im Hintergrund – warum auch immer – eine Münchner Plattenbausiedlung. Der MSV Duisburg hat sich vor einem großen Gemälde im Theater fotografieren lassen, eine prima Idee, wenn nicht jemand den tatsächlichen Grund für das Foto ausgeplaudert hätte. Denn eigentlich sollte das Bild auf dem Trainingsplatz in Meiderich aufgenommen werden, weil es aber Dauerregen gab, musste eine trockene Alternative her. Und auch auf die Gefahr, etwas vom Kurs abzukommen, noch diese kleine Anekdote: Auf einem Mannschaftsbild von Schalke 04 stehen alle Spieler akkurat, nur Torsten Legat in der Bildmitte hat sich die weiße Hose bis unter die Schultern gezogen. 1000 Mark hatten ihm zwei Kollegen geboten, wenn er das machen würde. Legat konnte nicht widerstehen, keiner bemerkte etwas. Erst später, als Manager Rudi Assauer das fertige Foto sah, brummte er Legat das Zehnfache als Geldstrafe auf.
Schwan und Enten als Deko
Bastian Hellberg hätte so etwas nie gemacht, und deshalb steht er 1986 auf dem Dach der Deutschland (Hellberg ist in der oberen Reihe der Fünfte von rechts) und lächelt tapfer wie die meisten Spieler. „Das war schon lustig“, erzählt Hellberg, „denn das Schiff hat sich leicht bewegt und man musste aufpassen, mit den Fußballschuhen nicht auszurutschen und in den Maschsee zu fallen.“ Nur Masseur Günther Hoppek schien davor keine Angst zu haben, wer genau hinschaut, sieht ihn oben ganz rechts auf dem Schiffsdach stehend, das linke Bein lässig über der Kante baumelnd. Doch irgendwann war die gute Laune auf dem Boot dahin. „Bis das Foto fertig war, hat ohne Ende gedauert, einige von uns sind dann etwas mürrisch geworden“, erzählt Hellberg, der bis heute rätselt, ob der Schwan und die Enten, die vor dem Schiff zu sehen sind, zum Arrangement gehörten. Fragen wir also am besten mal nach bei demjenigen, der es wissen muss.
Der Fotograf ist eine Legende
Fritz Rust hat das Foto damals gemacht. Rust ist heute 83 Jahre alt und eine Fotografenlegende, er hat seit 1965 die Mannschaftsfotos von 96, dem VfL Wolfsburg, Eintracht Braunschweig und VfL Osnabrück gemacht. In seinem Archiv liegen mehr als eine Million Negative, die er derzeit akribisch ordnet: „Ich bin gerade bei der Saison 2003/2004“, sagt er mit einem Lächeln. Ein Mannschaftsfoto auf einem Schiff, das hat auch Rust nur einmal gemacht. „Normalerweise wird von Klubverantwortlichen vorher festgelegt, wer wo zu stehen hat. Das war damals auf dem Maschsee nicht der Fall“, sagt Rust, „es hat deshalb etwas gedauert, bis alle in Stellung waren.“ Und der Schwan und die Enten? „Die sind zufällig vorbeigekommen“, schwört Rust, der sich die Schnappschuss-Gelegenheit am Ufer stehend nicht entgehen ließ und sich heute fragt, ob es damals die Maschseefontäne schon gab. „Wenn ja, war sie auf jeden Fall aus, sonst hätte es eine nasse Überraschung gegeben.“
Heute unvorstellbar
Rust ist überzeugt, dass heute kein Profiklub mehr so ein Bild wagen würde. Und man kann es sich gut vorstellen, wie bei Twitter nach der ersten Niederlageserie das Mannschaftsfoto rausgesucht wird und die Titanic-Vergleiche noch das Freundlichste wären. Und unvorstellbar, ein Spieler würde während des Fotos in den See fallen – das Video würde im Netz wenige Minuten später um die Welt gehen. Wäre das 1986 passiert, hätte Kapitän Hellberg den Fotografen gebeten, das Negativ zu vernichten, und Rust hätte ihm geantwortet: „Hast Du gesehen, dass einer reingefallen ist? Ich nicht!“ Damit wäre das Ding aus der Welt gewesen.
Bastian Hellberg, der in diesem Jahr 60 Jahre alt wird, sitzt mittlerweile beim Profiunternehmen von Hannover 96 als Sportexperte im Aufsichtsrat. Er hat an die ÜSTRA nur gute Erinnerungen: „Wir haben damals viele Abschlussfahrten mit ÜSTRA Reisen gemacht, die waren immer klasse.“ Hellberg hat übrigens zusammen mit Ulf-Birger Franz, dem Verkehrsdezernenten der Region und Geschäftsführer des Großraum-Verkehr Hannover (GVH), vergangenes Jahr die großartige Bälleaktion von GVH und 96 ins Leben gerufen.
Perfekter Glücksbringer
Ein Ball übrigens fehlt auf dem legendären Mannschaftsbild von 1986, die Gefahr, dass er im See landet, erschien allen Beteiligten wahrscheinlich zu groß. Wer genau hinschaut, erkennt an der EMS Deutschland vorne in Grün den Schriftzug „fahr mit“, ein Hinweis auf den alten Namen der ÜSTRA Tochter, die am
23. März 1956 als „fahr mit Üstra Reisen GmbH“ gegründet wurde. Als Glücksbringer sind die ÜSTRA und ihre Tochter unschlagbar. Das Mannschaftsfoto auf dem Maschsee war ein gutes Omen, in der Saison 1986/1987 schaffte Hannover 96 als Zweitligameister den Aufstieg in die Bundesliga. Falls 96 also noch eine Erfolgskulisse für das Mannschaftsfoto im kommenden Sommer sucht: Die EMS Deutschland steht bereit.
Also liebe Üstra, die ganzen neuen Busumleitungen versteht keine Sau. Und wo ist diese Ersatzhaltestelle „Waterloo“ Lavesallee? Habe keinen Plan, weil ich nichts verstanden habe, wo ich hinlaufen muss, wenn ich nach der Arbeit von der Stadtbahn am Aegi in den 120er Richtung Ahlem umsteigen muss???????
Hi Asmus, also vorab: Eine wirklich freundlich formulierte Rückfrage deinerseits.
Der Ersatzhalt ist genau an der Kreuzung vom Waterlooplatz und der Lavesallee. In beide Richtungen entfallen die Haltestellen „Aegidientorplatz“ und „Rathaus/Friedrichswall“. In Fahrtrichtung „Ahlem“ entfallen zusätzlich noch die Haltestellen „Calenberger Straße“ und „Humboldtstraße“. Hoffe, dass es jetzt etwas klarer geworden ist. Viele Grüße Timo.