Drei neue Hochbahnsteige in 2020: Ein komfortabler Ein- und Ausstieg für alle
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Drei neue Hochbahnsteige in 2020: Ein komfortabler Ein- und Ausstieg für alle

Hochbahnsteige sind im hannoverschen Stadtbahnnetz unersetzlich! Denn: Sie sorgen für Barrierefreiheit und das hilft nicht nur mobilitätseingeschränkten Fahrgästen, sondern allen. Egal, ob im Rollstuhl, mit Koffer oder mit Kinderwagen. Durch einen Hochbahnsteig ist der Ein- und Ausstieg in unsere Stadtbahnen barrierefrei und komfortabel. Deshalb sind es gute Nachrichten, dass mit dem „Hannover Congress Centrum“ (Linie 11), der „Humboldtstraße“ (Linie 17) und der Haltestelle „Rethen/Galgenbergweg“ (Linie 1) dieses Jahr drei weitere Hochbahnsteige in Betrieb genommen wurden.

Vollgepackt steht eine Mutter mit Kinderwagen im Nieselregen an der Haltestelle „Nieschlagstraße“ und wartet auf die Stadtbahnlinie 9 in Richtung City. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber es macht den Eindruck, als ob die meisten Fahrgäste einen großen Abstand zu der Frau halten – und das liegt nicht an den Abstandsregeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Obwohl die Haltestelle belebt ist, bietet niemand aktiv Hilfe an und fragt: „Soll ich Ihnen mit dem Wagen beim Einstieg helfen, wenn die Bahn kommt?“ Letztendlich spricht die Mutter aus eigenen Stücken einen Mann an. Er verlässt gerade den Kiosk an der Haltestelle und schaut vertieft auf die Titelseite der soeben erstandenen Tageszeitung. Das: „Entschuldigung, können Sie am Wagen kurz mit anfassen?“, reißt ihn aus seinen Gedanken. Die Stadtbahnlinie 9 ist bereits in Sichtweite.

Der Ort des Geschehens: die Haltestelle „Nieschlagstraße“. (Foto: Florian Arp)

Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, aber Begeisterung sieht anders aus. Etwas unbeholfen hievt der Mann den Kinderwagen in die Stadtbahn, die Tageszeitung unter den Arm geklemmt, sodass sich Eselsohren bilden. Als er rückwärts, mit gekrümmtem Rücken, in den grünen TW 6000 steigt, rutscht er beinahe mit seinen nassen Schuhen von der Trittstufe ab, behält aber das Gleichgewicht. Die Bandscheibe lässt grüßen! Die anderen Fahrgäste beobachten das Spektakel gespannt – ohne zu unterstützen. „Puh, das wäre geschafft“, denkt sich der „tapfere“ Helfer und nimmt mit rotem Kopf und Schweißperlen auf der Stirn Platz. Erstmal durchatmen! Sein Blick widmet sich wieder der Zeitung.

Die Linie 9 in Richtung Innenstadt am Tiefbahnsteig der Haltestelle „Nieschlagstraße“. (Foto: Florian Arp)

Auch der Stadtbahnfahrer scheint  durchzuatmen. Er hat seine Abfahrtszeit im Blick. Denn dieser Fahrgastwechsel hat lange gedauert – länger als an einem Hochbahnsteig zum Beispiel!

Ein schneller und komfortabler Fahrgastwechsel ist an einem Hochbahnsteig gar kein Problem. (Foto: Florian Arp)

Ich möchte jetzt nicht allen unseren Fahrgästen diese mangelhafte Hilfsbereitschaft unterstellen, aber so oder so ähnlich kann es schon mal zu gehen. Zum Glück werden Szenen wie diese immer seltener im hannoverschen Stadtbahnnetz. Dem Hochbahnsteig sei Dank! Denn eins bilde ich mir mit Sicherheit nicht nur ein: An einem Hochbahnsteig wäre der Einstieg der Mutter mit Kinderwagen deutlich schneller und unkomplizierter abgelaufen – und das für alle Beteiligten. Gegen Ende 2020 sind drei neue Hochbahnsteige im Streckennetz eröffnet worden: Mit den Haltestellen „Hannover Congress Centrum“, „Humboldtstraße“ und „Rethen/Galgenbergweg“, sagen wir herzlich willkommen Hochbahnsteig Nummer 137, 138 und 139.

Stadtbahnlinie 11: „Hannover Congress Centrum“

Auf der Linie 11 wurde der neue Bahnsteig an der Haltestelle „Hannover Congress Centrum“ im November eröffnet. Somit ist die gesamte Linie barrierefrei und kann mit unserem neusten Stadtbahntyp, dem TW 3000, bedient werden. Im Zuge der Bauarbeiten wurde der  Hochbahnsteig am Theodor-Heuss-Platz unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes gebaut. Der neue Bahnsteig passt sich gut in das Bild des Platzes ein und sorgt dafür, dass Tagungen, Messen und Konzerte im HCC barrierefrei mit der ÜSTRA erreicht werden können – sobald dies nach der Pandemie wieder möglich ist.

Stadtbahnlinie 17: „Humboldtstraße“

Seit Mai 2020 wurde die Haltestelle „Humboldtstraße“ auf der Linie 17 wegen der Bauarbeiten am neuen Hochbahnsteig nicht bedient. Doch das Warten hat sich gelohnt: Endlich wird genau vor dem Friederikenstift ein barrierefreier Ein- und Ausstieg in die Stadtbahn ermöglicht.

Besonders die Patienten und Besucher der Klinik profitieren von dem neuen Bahnsteig, aber für die gesamte Calenberger Neustadt ist der neue Halt ein Gewinn.

Die Patienten und Besucher des Friederikenstift profitieren vom neuen Hochbahnsteig an der „Humboldtstraße“. (Foto: Florian Arp)

Die Haltestelle „Humboldtstraße“ liegt auf der Verbindungslinie zwischen der D-Linie (Linie 10) und der A-Linie (Linie 3, 7 und 9) und bietet zudem Anschluss an die ÜSTRA Buslinie 120 und an die regiobus-Linien 300 und 500. Somit wird ein wichtiger Knotenpunkt barrierefrei. Ebenso wie auf der Linie 11, ist der neue Hochbahnsteig der letzte Baustein zu einer komplett barrierefreien Linie. Ab sofort können auch auf der 17 im Regelbetrieb die neusten Stadtbahnen vom Typ TW 3000 eingesetzt werden.

Dank des neuen Hochbahnsteigs kann jetzt auch im Regelbetrieb der TW 3000 auf der Linie 17 den Anschluss zur Linie 120 herstellen. (Foto: Forian Arp)

Stadtbahnlinie 1: „Rethen/Galgenbergweg“

Der dritte Hochbahnsteig, der im Jahr 2020 eröffnet wurde, befindet sich auf unserer Stadtbahnlinie 1 an der Haltestelle „Rethen/Galgenbergweg“. Auf dieser Strecke wird es noch dauern, bis alle Haltestellen mit Hochbahnsteigen ausgestattet sind, aber der Bau muss nunmal langfristig geplant werden. Für die Planung und den Bau der Bahnsteige ist die infra zuständig. Der infra gehören alle Gleisanlagen, der gesamte Tunnelausbau und sämtliche Haltestellen im Stadtbahnnetz. Die ÜSTRA nutzt die Anlagen der infra für den Stadtbahnverkehr also wie ein Mieter.

Die Kriterien des Hochbahnsteigs

Ein Hochbahnsteig muss bestimmte Kriterien erfüllen, die in der Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab) bundesweit geregelt sind. Ein oberirdischer Hochbahnsteig ist demzufolge mindestens 1,5 Meter breit – exklusive Sitzplätze und Infotafeln. Ein taktiles Leitsystem dient Fahrgästen mit Sehbehinderung als Orientierung. Fühlbare Markierungen auf dem Boden begrenzen die Bahnsteigkante und quadratische Aufmerksamkeitsfelder sind Ortsmarker für die Türen der Stadtbahn. Für den Zugang zum Hochbahnsteig gibt es Rampen.

So ein Hochbahnsteig benötigt also Platz und der ist rar – insbesondere in der City. Um möglichst flexibel auf die Gegebenheiten an den Haltestellen zu reagieren, gibt es zwei Varianten von Hochbahnsteigen: Die sogenannten Seitenbahnsteige befinden sich – wie der Name bereits vermuten lässt – an den äußeren Seiten der Strecke. An Endpunkten oder falls sich beispielsweise Stadtbahn und Autos die Fahrbahn teilen, kommt Variante zwei – der Mittelbahnsteig – zum Einsatz. Diese Bahnsteig-Form findet man zum Beispiel an den neuen Hochbahnsteigen am „Hannover Congress Centrum“ oder an der „Humboldtstraße“.

Ein Hochbahnsteig entsteht also nicht von heute auf morgen. Die Planung und der Bau kosten Zeit und Geld – und während der Bauphase werden die Nerven der Verantwortlichen auf der Baustelle, der Verkehrsteilnehmer und auch der Fahrgäste strapaziert. Trotzdem lohnt sich der Aufwand. Denn: Hochbahnsteige sind im hannoverschen Stadtbahnnetz unersetzlich!

Im Jahr 2021 geht es übrigens weiter: Unter anderem werden auf der Linie 9 neue Hochbahnsteige an den Haltestellen „Kurze-Kamp-Straße“ und „Hermann-Ehlers-Allee“ in Betrieb genommen. Der Hochbahnsteig „Bothfeld“, an dem bereits kräftig die Stadtentwässerung baut, soll dann im Frühjahr 2022 folgen, ebenso wie in Rethen der Hochbahnsteig „Rethen/Steinfeld“.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

    • Hallo Friedrich, ursprünglich war das auch so geplant. Die Corona-Pandemie hat allerdings dafür gesorgt, dass sich die Antragsstellung/-Genehmigung verzögert hat. Nun geht der Hochbahnsteig 2021 in Betrieb. Viele Grüße Timo.

  1. Hallo Üstra!
    Ich wohne in Linden-Mitte und warte sehnsüchtig auf den Bau der Hochbahnsteige Lindener Marktplatz und Nieschlagstraße. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen wie das aussehen wird. Und ich habe keine Befürchtungen, dass darunter das Aussehen des Stadtteils leidet. Aber leider habe ich in Gesprächen mit Bekannten sehr viel Skepsis herausgehört.
    Ich bin sicher, dass viele Bedenken zerstreut werden können, wenn die vielen Vorteile der Hochbahnsteige deutlich herausgestellt werden und Planungen vorgestellt werden, die so beschaffen sind, dass sich die Bürger mit ihren Gestaltungsideen im Rahmen der vorhandenen Gestaltungsspielräume einbringen können. Ich weiß, dass die Hochbahnsteige von der Infra geplant und gebaut werden. Aber es ist wichtig, dass sich so wie in diesem Artikel im Üstrablog auch die Üstra mit einbringt, wenn es darum geht, den Bau der Hochbahnsteige voranzubringen!
    Ein ganz großes Anliegen von mir ist der Erhalt der sogenannten Falke-Uhr, die jetzt direkt neben dem Wartehäuschen der Stadtbahnhaltestelle Lindener Marktplatz vor der Post steht. Von diesen Uhren, die vor bald 100 Jahren aufgestellt wurden existieren in Hannover nur noch rund 10 Stück. Und jede einzelne ist es Wert aufgrund ihres Alters und ihrer zeitlosen Eleganz erhalten zu werden. Es sollte auf jeden Fall eine Positionierung erfolgen, die auch vom zukünftigen Hochbahnsteig aus den Blick auf die berühmte Falke-Uhr ermöglicht.

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