Rückblick auf ein historisches Jahr
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Rückblick auf ein historisches Jahr

2019 war ein aufregendes Jahr für den hannoverschen ÖPNV, in dem Geschichte geschrieben wurde. Ich habe einmal notiert, welche Schlagzeilen den Pressesprecher der ÜSTRA in diesem Jahr besonders gefreut haben.

Das Jahr 2019 begann mit einem Paukenschlag: In nur vier Jahren – so kündigte die ÜSTRA im Januar an – werde man den gesamten innerstädtischen Busverkehr ausschließlich mit emissionsfreien Elektrobussen bestreiten. Für das Mammutprojekt werden nicht nur 48 E-Busse benötigt, die auf den fünf City-Linien verkehren, sondern auch eine komplett neue Ladeinfrastruktur. Der Clou an der Sache: Der Ladestrom für die Busse wird aus der Oberleitung der Stadtbahn gezapft, die erstens mit Ökostrom fährt und zweitens durch Rückgewinnung der Bremsenergie besonders energieeffizient unterwegs ist. In Sachen Klimaschutz also fast schon die Quadratur des Kreises beziehungsweise nahe am Perpetuum mobile.

Ausgezeichnet wurde die Berufsausbildung bei der ÜSTRA im Februar – und zwar von der Industrie- und Handelskammer mit dem Qualitätssiegel „TOP Ausbildung“. Als besonders positiv wurden unter anderem das starke Engagement im Schülermarketing, die verschiedenen Einführungsveranstaltungen für neue Auszubildende sowie die frühzeitige Förderung der Eigenständigkeit der Auszubildenden durch ihren Einsatz in betrieblichen Projekten hervorgehoben.

Um die steigende Zahl an Fahrgästen auch künftig bewältigen zu können, hatte der Aufsichtsrat der ÜSTRA Ende 2018 beschlossen, bis zu 40 Stadtbahnen der ersten Generation vom Typ TW 6000 aufarbeiten und rundum erneuern zu lassen. Das erste Fahrzeug, das diese Frischzellenkur erhalten hat, wurde im Juni der Öffentlichkeit präsentiert. Dazu gab es ein ganzes Wochenende kostenlose Schnupperfahrten mit den neuen Alten.

Zugleich erinnerte die ÜSTRA mit einer kleinen Ausstellung in einem am Hauptbahnhof geparkten TW 6000 an das wohl wichtigste Datum ihrer jüngeren Geschichte: Die Mitfahraktion „Roter Punkt“ im Juni 1969. Bald war die ganze Stadt beim Protest dabei. Das Ergebnis war schließlich die Kommunalisierung der ÜSTRA und eine erste Verkehrswende mit dem neuen Stadtbahnsystem, modernen Fahrzeugen und einem Vorrang für den ÖPNV.

Dass die ÜSTRA weiß, wie man Zehntausende in kürzester Zeit zu einer Veranstaltung und wieder nach Hause bringt, konnte sie bei zwei Konzerten beweisen, die Ed Sheeran Anfang August auf dem Messegelände gab. Und beim Maschseefest brachte die ÜSTRA mit einem von Pop-Künstler Della gestalteten Maschseeboot einen echten Hingucker auf das Wasser – bunt, fröhlich, verspielt und vielfältig wie die ganze Stadt während ihrer Lieblingssause am See.

Im Oktober wurde die Tarifstrukturreform des Großraum-Verkehr Hannover (GVH) vorgestellt, mit der ein Wunsch zahlloser Fahrgäste erfüllt wurde: die Zusammenlegung der hannoverschen Tarifzonen. Ab dem 1. Januar 2020 decken die Zonen A, B und C das gesamte Tarifgebiet für alle Fahrgäste ab – unabhängig davon, ob es sich um Einzel-, Tages- oder Monatskarten handelt. Dadurch wird der öffentliche Nahverkehr in der Region Hannover einfacher, übersichtlicher und gerechter. Damit haben die Verkehrsunternehmen, die sich mit der ÜSTRA im GVH zusammengeschlossen haben, einen großen Schritt hin zu einem einfacheren ÖPNV getan.

Am 30. November blickte ganz Deutschland nach Hannover: Konnte das ehrgeizige Vorhaben gelingen, mit kostenlosem Nahverkehr, mit Takten und Kursen wie an einem Werktag und mit einem verkehrlichem Gesamtkonzept mit gezielter Lenkung und Sperrung für den Autoverkehr deutlich mehr Menschen in Busse und Bahnen zu holen? Auf allen Fernsehsendern und Radiostationen sowie in 170 Zeitungen wurde deutschlandweit über diesen Großversuch berichtet. Alle waren sich einig: So entspannt war die Verkehrssituation in der Stadt noch nie. Entsprechend gut war die Stimmung. Busse und Stadtbahnen der ÜSTRA wurden intensiv genutzt, waren jedoch zu keinem Zeitpunkt überfüllt. Die ÜSTRA beförderte über 60 Prozent mehr Fahrgäste als an einem vergleichbaren Adventssamstag. Nach diesem Aktionstag steht fest: Die Verkehrswende ist möglich – und hat vermutlich am 30. November 2019 begonnen.

Die letzte große Schlagzeile des Jahres 2019 wies in die Zukunft und lautete: „Neue Stadtbahnen, freies WLAN: ÜSTRA investiert 400 Millionen Euro“. Es ging um das gewaltige Investitionsprogramm für die nächsten fünf Jahre, dass der Aufsichtsrat des Unternehmens auf seiner letzten Sitzung des Jahres im Dezember beschlossen hatte – Darunter 246 Millionen Euro in neue Fahrzeuge, 63 Millionen in Betriebshöfe und eine neue Leitstelle, 26 Millionen in die Ausrüstung der Strecken und 12 Millionen in Fahrgastserviceeinrichtungen. Insgesamt werden sich die Investitionen bis 2024 auf 396 Millionen Euro belaufen. Hinzu kommen hohe Millionenbeträge für den Bau von Hochbahnsteigen und neuen Stadtbahnstrecken, die von der Infrastrukturgesellschaft Region Hannover als Eigentümerin des Stadtbahnnetzes investiert werden. Mit anderen Worten: Das nächste Jahr verspricht spannend zu werden – und voller Schlagzeilen.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Wegen dieser unsinnigen Aktion mit dem TW6000 auf dem Ernst-Augustplatz mussten 3 Buslinien umgeleitet werden. Zeigt sich da die Wertschätzung für die Sparte Bus?

    • Hi Friedrich, es handelt sich keineswegs um mangelnde Wertschätzung. Vielmehr zeigte sich – und das nicht nur bei dieser Aktion – dass unser Busbetrieb flexibel auf Verkehrseinschränkungen reagieren kann. Es ist nicht unüblich, dass unsere Busse wegen Events im Innenstadtbereich umgeleitet werden und dabei handelt es sich bei weitem nicht nur um Veranstaltungen die von der ÜSTRA sind.

  2. Das endlich vollzogene Vorhaben einer Vereinfachung der Tarifstruktur durch Einführung der Zonen A, B und C verdient wirklich volle Anerkennung.
    Aber das Vorhaben war viel zu lange schon überfällig in der Umsetzung.
    Hoffentlich wird eine andere erfolgreiche Maßnahme zur Verbesserung des ÖPNV schneller umgesetzt. Im Jahresrückblick wird auf die Teilsperrung der Innenstadt für den Autoverkehr am ersten Adventssamstag hingewiesen.
    Es wurde auch an den anderen Adventssamstagen gesperrt, ebenfalls an den beiden Tagen nach Weihnachten.
    Das darf gerne zu einer Dauersperrung der Innenstadt für den privaten Autoverkehr ausgeweitet werden. Und zwar an allen Tagen!

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